Ride The Lightning – Apocalyptica in der TonHalle (Bericht)

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Regenschauer ziehen durch die Stadt, als die schwarzbekleideten Menschengruppierungen zur TonHalle laufen, um erst einmal im Trockenen und dann bei Apocalyptica zu sein. Die finnische Cello-Truppe hat nach knapp 30 Jahren den Nachfolger zu ihrem legendären Metallica-Cover-Album herausgebracht und sich bei „Apocalyptica Plays Metallica Vol. 2“ weiteren zahlreichen Stücken der Metal-Legenden gewidmet. Das mag natürlich fleißig betourt werden, sodass es diesen Herbst auf ausführliche Reise durch die europäischen Lande geht. Am 8. Oktober 2024 gastieren sie dazu in München. Vor Blitz und Donner, wie beim Auftritt von Metallica diesen Mai im Olympiastadion, wie wir berichteten, bleiben die Münchner*innen allerdings dieses Mal verschont.

© John McMurtrie

Um 20 Uhr dürfen The Raven Age die äußerst gut gefüllte TonHalle an diesem Abend musikalisch einweihen. Die britischen Metaller sind seit vielen Jahren gern und oft gesehene Gäste als Support-Band vor Iron Maiden, Alter Bridge oder nun eben Apocalyptica. Dabei ist ihr Mix aus großen Melodien, Riffs und Gitarren-Soli jedes Mal grundsolide und astrein anzuhören, aber durch schleppendere Passagen und Songs ebenso zäh und wenig einprägsam. An der Performance scheitert das auch dieses Mal nicht: Gesang, Instrumente und Sound sind allesamt bestens und sorgen für 45 Minuten unterhaltsame Rockshow. Für die ganz große Euphorie haben sie aber noch nicht gesorgt.

Setlist: Serpents Tongue / Nostradamus / No Man’s Land / The Day The World Stood Still / The Journey / Essence Of Time / Grave Of The Fireflies / Fleur De Lis

Eine blinkende Leinwand und das unlängst legendäre Metallica-Intro „The Ecstasy Of Gold“ kündigen hinter dem Vorhang um 21:15 Uhr dann endlich Apocalyptica an. Die legen sogleich mit einem absoluten Klassiker los: „Ride The Lightning“. Gleich zu Beginn fällt der laute, aber überraschend harte Sound auf – ihre Celli sind tatsächlich mit Effekten teilweise so eingestellt, dass sie Bass, E-Gitarre oder Solo-Gitarre als Rolle einnehmen und dementsprechend auch ein metallisches Klangbild erzeugen. Auch bei den nicht weniger beeindruckenden Folge-Nummern „Enter Sandman“, „Creeping Death“ und „For Whom The Bell Tolls“ kann man nicht so recht glauben, dass hier tatsächlich nur drei Cellisten und ein Schlagzeug auf der Bühne stehen, so satt, so einnehmend ist der Sound. Beeindruckend!

© Riki Murto

Dabei gelingen Apocalyptica nicht nur knüppelharte und durch irre Geschwindigkeit beeindruckende Momente wie bei „St. Anger“ oder „Blackened“, sondern auch in den ruhigen, stillen Songs wie „Nothing Else Matters“ oder (zumindest zeitweise) „The Call Of Ktulu“. Wie zu erwarten, und wie auch von den Musikern aufgefordert, singen die Münchner*innen bei den Hits lautstark mit, sodass schnell ein wirklich schönes Gesamtgefühl entsteht, indem das Publikum als Stimme des Abends fungiert. Dass es den Finnen wohl auch gefällt, zeigt sich nicht nur an ihren häufigen und extrem sympathischen Ansagen, sondern auch daran, dass sie grinsen, performen und sich spürbar freuen, als würden sie die Lieder nicht schon seit knapp drei Jahrzehnten, sondern gerade zum ersten Mal spielen. So geht nach rund 90 Minuten und dem immer wieder epochalen „One“ (zur Stimme von James Hetfield, der den Songtext spricht) der Abend eindrucksvoll zu Ende.

Setlist: Ride The Lightning / Enter Sandman / Creeping Death / For Whom The Bell Tolls / Battery / The Call Of Ktulu / St. Anger / The Four Horsemen / Blackened / Nothing Else Matters / Master Of PuppetsZugabe: One

Bericht: Ludwig Stadler

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