Any Given Day sind wieder in der Stadt! Das ist keine seltene Meldung, aber nun beehren die Ruhrpottler mit einer Headliner-Show die bayerische Landeshauptstadt. Viel ist geschehen seit dem „Diamond“-Cover von Rihanna, das sie medial in die Köpfe der Metal-Heads brachte – im März ist nun das bereits dritte Studio-Album „Overpower“ erschienen, mit dem sie auf kleine Release-Tour durch Deutschland gehen. Am 14. April 2019 im Backstage Werk ist Tourabschluss, mit dabei sind Heart Of A Coward und Tenside.
Punkt 20 Uhr, 15 Minuten später als geplant, stehen Tenside auf der Bühne und beginnen mit „This Is What We Die For“ druckvoll ihr Set. Die Münchner sind vor allem in der Stadt längst kein unbeschriebenes Blatt mehr, einige Alben und unzählige Auftritte liegen hinter ihnen. Dementsprechend routiniert gehen die vier Jungs ihre Opening-Show an – leider teilweise zu routiniert, wie bereits bei ihrem letzten Besuch auf dem Bulls Bash. Auch wenn ihnen Sound und Setlist heute sehr entgegenkommen – die Ansagen bleiben irgendwie unnahbar und einfallslos. Dennoch eine deutliche Steigerung zum letzten Heimspiel.
Setlist: This Is What We Die For / Eternal Contempt / Unbreakable / Reborn / Iron Will & Golden Heart / The Faceless / Faith Over Fears
Heart Of A Coward lassen nicht lange auf sich warten und brettern um 20:45 Uhr mit „Hollow“ lautstark los. Überraschend laut, hart und definiert klingt ihr Sound, streckenweise wirkt es wie ein einziger Breakdown, der sich durch die knapp 40-minütige Show zieht. Mit Kaan Tasan, der seit dem Vorgängerjahr das Mikrofon in der Hand hält, hat man einen wahren Glücksgriff getan, denn die Vocals werden deutlich aufgewertet, kommen höher und deutlich aggressiver zur Geltung, was bei einer schnellen und eben Breakdown-lastigen Band mehr als nötig ist. Wie eine Dampfwalze kommen die Lieder daher, die Ansagen werden auf ein Minimum reduziert – vielleicht das core-igste, was derzeit auf dem Live-Markt umherschwirrt.
Setlist: Hollow / Monstro / Turmiol 1: Wolves / Shade / Nightmare / Collapse / Drown In Ruin / Deadweight
Den puren Metalcore haben Any Given Day dagegen ziemlich abgelegt für ihre neueste Platte „Overpower“. Dort zeigen sich die Gelsenkirchner deutlich fortgeschrittener in Sound, Gesang und Riffing – eher einem frischen Modern Metal-Sound kommt das nahe, zudem die cleanen Vocals einen abermals höheren Stellenwert erhalten. Keine Frage also, dass um 21:50 Uhr gleich mit „Start Over“ und „Loveless“ mit den neuen Stücken auf die Bühne startet. Die Gitarren gehen anfangs leider noch etwas unter, was glücklicherweise schnell korrigiert wird – den astreinen und doch so mächtigen Sound der letzten Auftritte, wie beispielsweise beim Bulls Bash im Dezember 2018, bekommen sie allerdings nicht hin. Und das, obwohl sie in der exakt gleichen Location nun als Headliner spielen.
Angedacht ist die Backstage Halle gewesen, aber München hat die mittlere Größe des Backstage-Geländes locker ausverkauft, weshalb man ins größere Werk gezogen ist. Dort sind um die 900 Metal-Fans zugegen, die damit deutlich zeigen, dass in München die doppelte Menge von Besuchern als in anderen Städten der Release-Tour auftauchen. Eine ordentliche und erfreuliche Leistung, die Frontmann Dennis Diehl zu schätzen weiß – sichtlich überwältigt bedankt er sich immer wieder und wird nicht müde zu sagen, dass es der absolute Wahnsinn sei. Dabei ist es nur ein weiterer, logischer Schritt auf der Erfolgsleiter von Any Given Day – alles andere wäre ungerechtfertigt.
Faktisch können wir unsere Lobeshymne vom letzten Besuch der Gruppe nur wiederholen: keine Band in diesem Genre ist derzeit auf der Bühne so stark wie diese Jungs. Mit dem aktuellen Album setzt sich die Band ein Manifest, das eindrucksvoll beweist, dass nicht nur Architects mit Stadion-Core punkten können, sondern ebensolche Musik auch aus deutschen Landen kommt – und das ganz ohne die Arroganz und Überheblichkeit, die die Briten mittlerweile an den Tag legen. Rund 80 Minuten bieten die Musiker einen gesunden Mix der letzten beiden Alben dar, auch zwei Songs des ersten Albums finden den Weg in die Setlist. „Savior“ schließt dann letztendlich das schweißtreibende Konzert. Das „Diamond“-Cover bleibt aus – nur konsequent, Any Given Day sind mittlerweile so viel mehr als das.
Setlist: Start Over / Loveless / Endurance / Levels / Taking Over Me / In Deafening Silence / Coward King / Hold Back The Time / Lonewolf / Ignite The Light / Never Say Die / Arise / Never Surrender – Zugaben: Home Is Where The Heart Is / Savior
Bericht: Ludwig Stadler