Lange ist es her, dass „Here Comes The Pain“ und die weiteren Gassenhauer der Famer Boys auf Dauerschleife liefen. Im Millenium-Jahr erschien „The World Is Ours“, bis heute ihr größter Erfolg, vier Jahre später der Nachfolger „The Other Side“ – seitdem ist es ruhig geworden. 2016 dann überraschend: die Band ist wieder aktiv. Bis zum tatsächlichen neuen Longplayer sollte es doch noch weitere zwei Jahre dauern, aber „Born Again“ ist eine wahrliche Wiedergeburt: brachiale Gitarren, große Melodien, ein moderner und dennoch nostalgischer Sound. Zeit also, nach rund 17 Jahren auf die Münchner Bühnen zurückzukehren, am 5. Dezember 2018 im Backstage Club.
So richtig einzuschlagen wie erhofft scheint das Comeback dann allerdings doch nicht, wird das Konzert einige Tage zuvor doch von der Halle in den Club verlegt. Auch der wird nicht endgültig voll, aber allemal sehr gut gefüllt und mit größter Erwartung auf die Hauptband. Den Altersschnitt senken wir als Studentenmagazin deutlich, aber wen kümmert das – die Musik der Farmer Boys ist zeitlos, was sie auch gleich mit „Faint Lines“, dem Opener, beweisen, der um 20:40 Uhr durch die Boxen tönt. Auf eine Support-Band verzichten die Stuttgarter, die Zeit können sie selbst füllen und außerdem haben die Besucher ja nun wirklich lang genug gewartet.
Der wilde Mix aus Groove Metal, NuMetal und epischen Rock-Melodien ist geblieben, wird sogar im neuen Album auf die Spitze getrieben. Fraglos, die alten Hits wie „The Other Side“ und „We Sow The Storm“ fügen sich da wunderbar ein, aber vergleicht man Songs wie das uralte „Prized“ und das irrsinnig starke „Stars“ miteinander – die neuen Werke haben die Nase vorn. Besonders eindrucksvoll: „Isle Of The Dead“, die vielleicht stärkste Ballade des Jahres 2018. In voller, angenehmer Stille singt sich Frontmann Matthias Sayer durch die hohen Passagen zu Akustik-Gitarre und Piano – aber auch sonst verhaut der Sänger keinen Ton, bleibt durchgehend stimmstark und steht sowohl seiner Performance in den 90ern als auch den Studio-Aufnahmen in nichts nach. Das gilt auch für die Instrumental-Fraktion, insbesondere Gitarrist Alexander Scholpp, der bei seinem Solo durchwegs überzeugt, allerdings doch etwas übertreibt – weit über fünf Minuten Gitarren-Solo sind einfach zu viel.
Die Rückkehr auf die Münchner Bühne gelingt insgesamt großartig. Eine ausgewogene Setlist und ein bestens aufgelegtes Publikum sorgen dafür. Für das nächste Album lassen sich die Musiker hoffentlich keine 14 Jahre Zeit – so stark wie jetzt gerade sind die Farmer Boys vielleicht noch nie gewesen. Bitte fleißig die nächsten Jahre touren. Das neue Album hat es verdient!
Setlist: Faint Lines / Fiery Skies / You & Me / The Other Side / End Of All Days / Like Jesus Wept / Where The Sun Never Shines / Isle Of The Dead / Stars / When Pigs Fly / Farm Sweet Farm / Prized / Stay Like This Forever / Tears Of Joy / We Sow The Storm / Revolt – Zugaben: Here Comes The Pain / Born Again
Bericht: Ludwig Stadler