Teenager sind pubertär: himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt.
So ist auch Isa. Isa ist das Mädchen in Wolfgang Herrendorfs „Tschick“ und die Protagonisten in seinem posthum veröffentlichten Fragment „Bilder deiner großen Liebe“.
Erst vier Monate sind seit der Premiere am Hamburger Thalia Theater vergangen und schon wurde die Inszenierung von Marie Rosa Tietjen mit der Einladung zum radikal jung im Münchner Volkstheater geehrt. Wenn „Tschick“ einen Roadtrip thematisiert, dann ist „Bilder deiner großen Liebe„ wohl ein Roadtrip durch Isas Kopf.
Die Heldin des Abends ist Birte Schnöink – zum einen durch die Rolle, zum anderen als großartige Schauspielerin, die eine Monsterwelle von Text unbeschwert und trotzdem sensibel meistert.
Statt einem Revolver trägt sie einen Akkuschrauber, mit dem sie das Licht „ausschraubt“. Ab und an richtet sie sich die minimalistische Bühne (Katharina Pia Schütz) mit Schweinwerfern und Nebenmaschine neu ein. Licht und Technik sind so perfekt eingesetzt, dass sie die kleinen Momente, von denen einer an den anderen gesetzt wird, unterstützen und ausgestalten. Zum Teil bringt nur einzig und allein ein Lichteffekt das Publikum zum Lachen.
Wer Geschichte, wer Handlung möchte, wird hier nicht fündig. Das Stück, wie die Romanvorlage, sind keine leichte Kost. Wer sie genießen möchte, muss sich darauf einlassen können. Doch ist das erst einmal passiert, nimmt Schnöink mit ihrer kindlichen Stimme und den ehrlichen, klaren Augen einen mit auf eine Reise in den Kopf einer 14-Jährigen. Sie trägt das Kostüm einer Forscherin im 19. Jahrhundert, allerdings kurz vor der Expedition, denn Hut und Bluse, selbst die Schuhe, sind pieksauber – weil, wie gesagt, nur der Kopf auf Abenteuersuche geht.
Die intensive Zusammenarbeit von Regisseurin und Darstellerin wird auch in den Bewegungen der Schauspielerin deutlich. Jeder Schritt, jeder Sprung, ist überlegt und mit einer unheimlichen Präzision ausgeführt.
Diese One-Woman-Show wird von Schnöink gerockt, indem sie ganz vorsichtig ist. Wer sich dem Abend öffnet, erlebt Ernsthaftigkeit und Unbeschwertheit, Witz und Melancholie und ganz viel Ehrlichkeit.
Dem Schlusswort kann man sich nur anschließen, mit den Worten Sophie Hungers: „Ich heb mein Glas und salutier dir, Universum!“, denn auch das tut dieser Abend.
Kritik: Jana Taendler
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