Die Simple Minds gelten zurecht als Schottlands größter Beitrag zur New Wave-Bewegung der frühen 80er-Jahre. Heute am 1. Juli 2022 gastieren sie nun auch endlich wieder in der Landeshauptstadt München, genauer gesagt in der Musik-Arena des Tollwood Sommerfestivals.
Der Einlass beginnt Tollwood-typisch einmal mehr sehr früh, sodass viele Zuschauer noch gar nicht in der Arena sind, als Vorgruppe The Seer die Bühne einweihen. Die Augsburger feiern genau ein durch COVID verspätetes Jubiläum, allerdings erst das 30ste (nun das 32ste), und heizen das Publikum bereits ordentlich an. Auch wenn die Band nie den großen Sprung an die Spitze der Charts geschafft hat, wissen sie genau, wie sie das Publikum in leider etwas kurzer Spielzeit in ihren Bann ziehen. Letztendlich ernten sie verdienten Applaus und werden heute sicherlich die ein oder andere CD am Merchandise Stand verkaufen.
Ganz anders die Simple Minds, diese folgen den Punk-Ursprüngen des New Wave und haben ihr Merchandise gar nicht erst mitgebracht, was sich nach ihrer hervorragenden Performance später als klarer Fehler entpuppt. Die Temperaturbedingungen sind nach dem nachmittäglichen Regenschauer und der späten Sonne nun vor und im Zelt perfekt für den Headliner. Ihr Auftritt ist von Minute eins an dominiert von einem hervorragend gelaunten Jim Kerr am Mikrofon, der das Publikum bereits zum ersten Song „Act Of Love“ zum Mitmachen animiert. Er und Charlie Burchill an der Gitarre sind, wie bei Bands ihres Alters üblich, die einzigen verbleibenden Gründungsmitglieder auf der Bühne.
Ganz im Geiste der Gender-Equality haben sie sich zur Unterstützung unter anderem gleich drei Damen mit in die Live-Band geholt, am Keyboard, den Drums und zur vokalen Unterstützung, was den Sound verglichen mit den 80er Jahren gleich um einiges breiter und anspruchsvoller macht. Stimmlich hält Kerr hervorragend mit seiner nun doch etwas verjüngten Band mit, die Simple Minds sind live nach wie vor auf dem Zenith ihres Schaffens. Mit einer Setlist, die einem Best-Of der letzten 40 Jahre gleicht, folgen Meilensteine des New Wave mit einem Grande Finale aus „Don’t You (Forget About Me)“, „Alive And Kicking“ und „Sanctify Yourself“, wobei ihr Welthit aus dem Kinoschlager Breakfast Club bis ins Unendliche in die Länge gezogen wird. Ganze 17 Songs und etwa 100 Minuten nach Anfang verlassen zufriedene Musiker und ein gut gelauntes Publikum die Musik-Arena. Nach sechs Jahren Abstinenz in der Landeshauptstadt bleibt zu hoffen, dass das Intervall zu ihrem nächsten Besuch deutlich kürzer ausfällt.
Setlist: Act Of Love / I Travel / Colours Fly And Catherine Wheel / Glittering Prize / Promised You A Miracle / Waterfront / Book Of Brilliant Things / She’s A River / Let There Be Love / Vision Thing / Mandela Day / Belfast Child / Someone Somewhere In Summertime / See The Lights / Don’t You (Forget About Me) / Alive And Kicking / Sanctify Yourself
Bericht: Luka Schwarzlose