Auch wenn Corona, trotz der gefallenen Auflagen, immernoch in aller Munde ist, lässt sich das Metrolpoltheater davon nicht einschüchtern, und füllt den Saal komplett bei der Premiere des „Harmony Game“ am 24.04.2022. Das ist auch gut so, und man kann hoffen, dass sich der Saal auch weiterhin füllt, denn das, was Vanessa Eckart und Katharina Müller-Elmau hier auf die Beine gestellt haben ist wirklich mehr als sehenswert.
Dabei ist es auch genau das, was es sein will: Eine Verneigung vor Simon & Garfunkel, einem der bekanntesten Musikduos aller Zeiten. Ein Zusammenfassung des Abends ist hier nicht schwierig: Mit Musik, Humor, viel Wissemswerten und Anekdoten aus ihrem eigenen Leben führen die beiden Schaupieler- und Sängerinnen durch den Abend. Die Liederauswahl führt dabei direkt am Leben der Musiker vorbei: Von großen Hits wie „Mrs Robinson“ und „Sound of Silence“, der ersten wirklichen Hitsingle der beiden, über bekannte Stücke wie „Bridge over Troubled Water“ und „Scarborough Fair/Canticle“, hin zu Solostücken wie „Bright Eyes“ und „Slip Slidin Away“ ist alles dabei, was das Fanherz oder auch das allgemeine „Musikherz“ erfreut.
Und auch wenn die beiden Sängerinnen überhaupt nicht so klingen wie Simon & Garfunkel, so tun sie es doch irgendwie genau das: Ebenso gefühlvoll wie die beiden schaffen sie es, eine wahnsinnige Stimmung zu erzeugen, welche den ganzen Saal mit Leichtigkeit erfasst. So ist der Abend auch für Menschen, welche mit dem Werk nicht sehr vertraut sind, zu empfehlen, da er auch für sich funktioniert. Die meistens doch recht bedrückende und emotionale Stimmung wird dabei durch amüsante Anekdoten aufgelockert, manchmal auch durch den ein oder anderen Verspieler, was aber zu verkraften ist. Ansonsten ist das Gitarrenspiel Müller-Elmaus sehr gut, sehr klar, ebenso wie der Gesang beider Darstellerinnen; ohne Probleme versteht man alles, wenn man den auf die Texte hören will, und nicht zu gebannt von der Stimmung an sich ist. Man kauft beiden ab dass sie mit Herzblut bei der Sache ist, und das „Stück“ auch als Herzensangelegenheit sehen, so sehr sind beide bei der Sache.
Auch sehr gelobt werden muss das Licht. Dieses trägt mehr als gewöhnlich zu der Atmosphäre bei, mal hell, mal dunkel, mal intensiv, mal schwach, immer passend; wirklich ausdrucksstark.
Als einzige Kritikpunkte, wenn man den welche anführen möchte, sollen zwei Sachen genannt werden: Zum ersten wäre es schön gewesen, zu manchen Liedern etwas mehr Erklärungen zu haben. Zwar werden diese in den Kontext der Laufbahn eingebunden, aber zu wenig erklärt, dafür das oft hervorgehoben wird, wie großartig Paul Simon seine Texte schreibt; soviel wissen kann man von einem normalen Zuschauer wohl nicht erwarten. Der andere Kritikpunkt bezieht sich auf die Zugaben: Am Anfang ist diese mit „Song for the Asking“ wirklich noch schön und eindrucksvoll, aber danach nochmals „Mrs Robinson“ und „Sound of Silence“ zu wiederholen mag vielleicht zu viel des Guten sein; hier wäre etwas Kreativität doch schöner gewesen.
Über diese wenigen Kritikpunkte kann aber guten Gewissens hinweg gesehen werden. Einen erwartet ein wirklich toller Abend, voller Musik und Humor, der es sehr gut schafft, einen ein paar Jahrzehnte in die Vergangenheit zu bringen.