Sie sind einfach unkaputtbar: Eskimo Callboy. Erst im Herbst 2018 ging es auf ausgedehnte Tour und bereits zweite große Headliner-Tour zum Album „The Scene“, nun ist der neueste Longplayer „Rehab“ erschienen und die Ruhrpottler begeben sich wieder auf die Reise durch die europäischen Gefilde. Mit dabei haben sie die 2008er-Reunion von We Butter The Bread With Butter und die Durchstarter von The Disaster Area. In München hält die Tour am 19. Dezember 2019 in der TonHalle.
Den Anfang machen The Disaster Area, die bisher vor allem in allerlei Underground-Konzerten in und um München aufgefallen sind und nun erstmals eine große Support-Tour spielen dürfen, wie Gitarrist Franz stolz betont. Ihr Metalcore präsentiert sich dann aber teils etwas zu gefällig. Songs wie „Deathwish“ funktionieren zwar prächtig und starten die ersten Moshpits des Abends, was aber nicht über eine Flaute in der Mitte des Sets hinwegtäuscht – und das bei gerade einmal 30 Minuten Spielzeit. Vielleicht gelingt ihnen bei ihrer eigenen Headliner-Show eine bessere Dramaturgie; die findet am 27. Dezember 2019 im Backstage Club statt.
Setlist: The Serpent / Kingdom Come / 0800-111-0-111 / Glassheart / Fade / Deathwish
Wieder aufdrehen tun dafür We Butter The Bread With Butter ab 19:50 Uhr, die sich nach langer Ruhezeit und dem Ausstieg von Frontmann Paul wieder auf ihre Wurzeln zurückbesinnt haben und nun also als Duo in Originalbesetzung unterwegs sind – eben genauso wie 2008, als alles anfing mit den vertonten Märchen. Seitdem ist viel passiert, teilweise auch Ausflüge in ernstere Gefilde, aber zuletzt steuerte die Richtung ins Nichts. Als Duo überzeugen Gitarrist Marcel und Sänger Tobi aber auf ganzer Linie – mit extrem viel Elan, cleverer Setlist und überraschend gutem Sound präsentieren sie eine Comeback-Show, wie sie sein sollte. WBTBWB sind wieder da!
Setlist: Dreh auf! / Ich mach was mit Medien / Remmidemmi (Deichkind cover) / Superföhn Bananendate / Breekachu / Der Tag, an dem die Welt unterging / Hänschen Klein / Meine Brille / Der kleine Vampir / Klicks. Likes. Fame. Geil!
Zum pünktlichen Start von Eskimo Callboy um 21 Uhr ist die TonHalle bereits zum Erbrechen voll – ausverkauft, wie Sänger Sebastian Biesler, meist nur kurz „Sushi“ genannt, erklärt. Kein Wunder, hat die sowieso schon genreprägende Trancecore-Band in den letzten Jahren mit Liedern wie „MC Thunder“ ihre Fanbase nur noch einmal deutlich vergrößert. Dementsprechend liegt der Fokus des Abends auch stark auf dem aktuellsten Werk „Rehab“, das mit ganzen neun der insgesamt elf Titel vertreten ist, aber auch auf den Vorgänger „The Scene“, von dem immerhin noch beachtliche sechs Lieder gespielt werden. Ihre ersten drei Alben sind da am ganzen Abend mit gerade einmal fünf Liedern unterrepräsentiert, Klassiker wie „Muffin Purper-Gurk“ oder „Party At The Horror House“, auch der Eskalationsgarant „Pitch Blease“, fehlen allesamt – letztendlich die Lieder, die zu den absoluten Klassikern der Callboys zählen.
An sich ist es aber nur konsequent – mit ihrem Wechsel in die deutlich seriösere Musik-Macherei 2017 und der deutlichen Fortführung bei „Rehab“ mit amerikanisch angehauchtem Alternative Metal ist das nur konsequent. Auch die glattgebügelte und schier perfekt wirkende Bühnenshow mit übertriebener Lichtshow passt dazu, dass mittlerweile die neue Generation von EC-Fans angesprochen werden soll. Dabei ist das, was die sechs Herren da auf der Bühne zeigen, wirklich auf höchstem Niveau, egal ob Tightness oder die mittlerweile extrem starken Clean-Vocals von Frontmann Sushi, wenngleich die neuen Songs doch teilweise deutlich Geschwindigkeit herausnehmen. Doch so fantastisch all das klingen mag – ist es letztendlich wirklich das, wieso man angefangen hat, die Spaß-Kanonen von Eskimo Callboy zu hören? Wir sind gespannt, wie die neue Ära weitergeht.
Setlist: Rehab / It’s Going Down / Hurricane / The Scene / We Are The Mess / Shallows / Made By America / My Own Summer / The Devil Within / Back In The Bizz / Disbeliever / Supernova / Is Anyone Up / Nice Boi / VIP / Best Day – Zugaben: Crystals / Prism / MC Thunder
Bericht: Ludwig Stadler