Lange war es ruhig um Hoobastank, die Band mit dem schier unaussprechlichen Namen, welche im Jahr 2004 einen unsterblichen Hit landen konnte, der immerhin aussprechbar ist: „The Reason“. Im Mai 2018 erschien ihr neuestes Werk „Push Pull“, was aber leider nicht so recht ankommen wollte. Zu poppig, zu sehr ein Klon von Maroon 5. Das Erfolgsrezept der Amerikaner beruht letztendlich nämlich auf einem ganz anderen Genre: Alternative Rock mit Grunge- und Metal-Einschlag. Also haben sich die Musiker das zu Herzen genommen, satteln zur „The Reason – 15th Anniversary Tour“ und spielen das gesamte, gleichnamige Album – ihr Zweitling und immer noch größter Erfolg. Mit dieser Tour kommen sie nun nach Deutschland und auch nach München – 15 (!) Jahre nach ihrem letzten Besuch! Damals waren Three Days Grace Vorband, dieses Mal sind die Rocker von Tidalwave dabei. Das Technikum füllt sich noch spärlich an diesem Samstag, 26. Januar 2019, aber dennoch – die Freude ist riesig.
Als Tidalwave unerwartet bereits 15 Minuten nach dem Einlass und ganze 45 Minuten vor offiziellem Beginn starten, ist der Zuschauerraum allerdings noch wirklich leer. Leider haben wir die Wahl-Berliner ebenso bis auf den letzten Song verpasst, weshalb eine tatsächlich Wertung ausfallen muss. In jedem Fall spielen sich Frontmann Dean Schweitzer und seine Band-Kollegen freudig durch ihren recht metallastigen Alternative Rock. Zwar sitzt noch nicht jeder Ton und das Publikum scheint eher weniger als mehr interessiert, aber dennoch bedankt sich die Gruppe brav und räumt nach 30 Minuten wieder die Bretter des Technikums.
Setlist: Saturate / Shadow / 1992 / Shame / Solace / Payout
In der Zwischenzeit (man bedenke, es ist offiziell immer noch Einlass-Zeitraum) füllt sich die Halle stetig mehr, wenngleich es auch vom Ausverkauf noch lange entfernt bleibt. Als sich um 20:35 Uhr die Bühne final verdunkelt und das Intro zur Erfolgsserie „Westworld“ ertönt, wird auch schnell klar: an Hoobastank und ihrer Performance liegt das nicht. Bereits zu „Pieces“ rasen die Mitglieder höchst motiviert auf die Bühne und liefern zu äußerst solidem Sound, der maximal noch eine etwas lautere Gitarre verdient hätte, eine durchgehend energiegeladene Show ab. Hauptaugenmerk: das Album „The Reason“ chronologisch in voller Länge spielen. Der Witz gehe da ein wenig verloren, weil man ja wisse, welcher Song als nächstes kommt, sagt Frontmann Douglas Robb lächelnd. Und natürlich, man kann sich bereits darauf einrichten, dass Hits wie „Out Of Control“ und „The Reason“ eben schon an dritter bzw. neunter Stelle des Abends gebrachten werden, aber das tut der Stimmung absolut keinen Abbruch – das Album ist sinnvoll genug aufgebaut, dass die Abwechslung von alleine kommt.
Vor der Bühne: etliche lachende Gesichter. 15 Jahre hat es gedauert, dass Hoobastank wieder in deutsche Gefilde kommen, eine schier endlose Zeit. Bis zum nächsten Mal, verspricht Robb, dauert es nicht solange. Zu hoffen wäre es, auch wenn das aktuelle Album „Push Pull“ nicht so recht zünden wollte. Die beiden neuen Lieder, „More Beautiful“ und „Don’t Look Away“, funktionieren allerdings in den Live-Versionen bestens und fügen sich im inkludierten Zugabenblock gut mit den Klassikern „Running Away“ und „Crawling In The Dark“ zusammen. Eine wechselnde Dynamik, die vor allem die Gesangsfraktion anzustacheln scheint: Sänger Doug hüpft wie von der Tarantel gestochen über die Bühne, spielt sich mit den Fans der ersten Reihen und wirkt sichtlich glücklich. „A dream come true“, nennt er die Tatsache, auch nach knapp 25 Jahren Bandgeschichte immer noch vor Publikum seine Lieder spielen zu können. Von denen hätten es ruhig noch mehr sein können, denn nach etwa 75 Minuten ist das Konzert bereits zu Ende und das Saallicht geht an. Ein lang ersehntes und kurzes Vergnügen – aber hoffentlich nicht das letzte.
Setlist: Pieces / Same Direction / Out Of Control / What Happend To Us? / Escape / Just One / Lucky / From The Heart / The Reason / Let It Out / Unaffected / Never There / Disapear / Don’t Look Away / Running Away / More Beautiful / Crawling In The Dark
Bericht: Ludwig Stadler