Mit Warbringer und Evil Invaders gehen die jeweils nächsten Generationen des Thrash und Speed Metal erstmals gemeinsam auf Tour. Am Mittwoch, den 5. April 2023 lädt das Duo gemeinsam mit den belgischen Speed/Death Newcomern Schizophrenia und den australischen Thrashern von Mason in die Backstage Halle München zum Tanz.
Den Anfang machen Mason, die den weiten Weg aus Melbourne auf sich genommen haben, um die Abende der Tour zu eröffnen. Etwas später als ursprünglich angekündigt erklingt das Intro um 19:30 Uhr durch die nicht leere, aber auch noch nicht volle Backstage Halle. Was folgt, ist ein melodiegeladener Thrash Metal, der sich durchaus vom üblichen 0815 absetzen kann. Anfangs noch etwas statisch auf der Bühne, liefert das Quartett eine reibungslose, energetische Show ab, die von Song zu Song progressiver wird. Immer mehr komplexe Gitarrensoli und Harmonien, die trotz der ungewöhnlichen Kombination gut ins Bild passen und das Können der Band unterstreichen, ein würdiger Opener, der nach 40 Minuten die Bühne räumt.
Es ist immer sehr undankbar, nach so einer starken Performance auf die Bühne zu gehen, aber Schizophrenia legen unbeeindruckt mit dem wohl härtesten Sound des Abends eine einzige Dampfwalze aufs Parkett. Speed Metal trifft Death Metal, mit hoher Geschwindigkeit und beißenden Vokals eine hervorragend gewählte Band für das darauffolgende Hauptprogramm. Auch die Belgier liefern etwa 40 Minuten lang ein Brett nach dem anderen und motivieren zur ersten Kreisbildung des Abends.
Dann ist es Zeit für den ersten der beiden Headliner des Abends: Evil Invaders. Ein massiver, mit Klingen bestückter Mikrofonständer nach dem anderen wird auf die Bühne gerollt, weitere Bühnenelemente aufgebaut, ein klarer Fall von „Dress for the job you want, not the job you have“, etwas überdimensioniert für die Backstage Halle. Für die Fans auf der anderen Seite natürlich ein absolutes Highlight. Als zu Beginn direkt die ersten Töne von „Feed Me Violence“ erklingen, ist schnell klar, in welche Richtung der Abend gehen soll. Zwar gibt es in Mitten des Sets auch eine obligatorische Ballade, wenn man das so nennen kann, aber diese wird vom Geschwindigkeits-hungrigen Publikum eher als Verschnaufpause genutzt. Funkenwerfer, Nebelmaschinen, rotierende Mikrofonständer und dazu Songs weit über dem Tempolimit, jeder Fan kommt hierbei auf seine Kosten und es wird eine Show geboten, die in diesem Ausmaß wohl eher selten den Weg in die Halle findet. Nach 11 Songs, mit „Fast, Loud And Rude“ und „Raisin Hell“ als Grande Finale, könnte man meinen, dass der Abend nach 3 Bands und langen Spielzeiten eigentlich schon vorbei ist, aber eine Band steht noch auf dem Billing.
Mit Warbringer geht es dann gegen 23 Uhr auf die Zielgeraden, für einige ist der Abend aber davor schon zu Ende, das Publikum ist nach den Evil Invaders sichtbar ausgedünnt. Mit weniger Bühnen- und Showelementen, aber dafür ordentlich Dampf, starten Warbringer in das letzte Set des Abends. Es folgt ein bunter Mix ihrer mittlerweile doch etwas ausgereifteren Diskografie mit Schwerpunkten auf ihrem letzten Album „Weapons of Tomorrow“ und „Woe to the Vanquished“. Die Geschwindigkeit des Abends reißt nicht ab, Warbringer bleiben ihrem Namen treu und das Publikum ist auch zu später Stunde noch sehr motiviert, was in den wahrscheinlich größten Moshpits des Abends resultiert. Die US-Thrasher sprinten regelrecht durch ihr Set, um in der durch den verspäteten Beginn nun etwas begrenzten Zeit so viel Musik wie möglich unterzubringen. Wenig Ansagen, dafür sichtbare gute Laune bei allen Beteiligten, lediglich der Sound könnte etwas besser ausgemischt sein, die sonst so starken Vocals gehen unter den lauten Gitarren fast unter. Mit gleich 3 Zugaben, „Remain Violent“, „Combat Shock“ und „Total War“, verabschiedet sich die Gruppe um John Kevill, der zum letzten Song noch einmal einen Ausflug über das Publikum wagt, in den wohlverdienten Feierabend.
Es passiert selten, dass in einem Billing aus 4 Bands kein schwarzes Schaf dabei ist. Heute war wirklich jede der beteiligten Bands ein individuelles Highlight. Einziger Kritikpunkt bleibt, dass einige, wahrscheinlich durch den für 4 Bands späten Beginn, einen der Hauptacts verpasst haben, die Show endete gegen Mitternacht. Wäre man hier, wie ursprünglich geplant, bei 19 Uhr geblieben, wäre es wahrscheinlich der perfekte Abend gewesen, aber das fällt ganz klar unter Meckern auf hohem Niveau.
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