Victory – Two Steps From Hell in der Olympiahalle (Bericht)

Veröffentlicht in: Klassik, Konzerte, Metal/Rock | 1

Selten hat der Begriff „Special Interest“ wohl besser gepasst als bei Two Steps From Hell. Und dennoch ist das Kompositionsprojekt aus zwei kreativen Köpfen wohl eines der größten musikalischen Nischenprodukte, die es weltweit gibt, was man nicht zuletzt an ihrer derzeit laufenden Arena-Tour sehen kann. Thomas Bergersen und Nick Phoenix stehen hinter dem mystisch anmutenden Namen. Seit rund 15 Jahren haben die beiden bereits unzählige Alben und hunderte Lieder geschrieben, die in Soundtracks, Games, Filmen und Trailern zu hören sind. Am 24. September 2023 kommen sie damit erstmals nach München in die Olympiahalle.

© Dita Vollmond

Passend zum Sonntag beginnt das Konzert bereits kurz nach 19 Uhr in der zwar abgehängten, aber ordentlich gefüllten Arena. Dass hier geklotzt und nicht gekleckert wird, zeigt sich bereits an der beachtlichen Anzahl an Beteiligten: das Odessa Orchester, der Chor „ReChoir“, eine Band, einige Gesangssolistinnen und natürlich die musikalischen Masterminds selbst sorgen für teilweise knapp 60 Musiker*innen, die zeitgleich auf der Bühne sind. Wie epochal das alles klingt, zeigen gleich die ersten beiden Nummern „Protectors Of The Earth“ und „Strength Of A Thousand Men“. Druckvoll und kraftvoll wabbert es durch die Olympiahalle, überraschend differenziert im Klang, auch wenn manchmal die solistischen Parts nicht so hörbar durchkommen, wie sie es könnten. Gesanglich sieht das anders aus: die Solistinnen sind immer gut zu hören und zumeist mit ihrem arg ausschweifendem Getanze auch schnell zu bemerken. Ausnahme bildet die Sängerin Merethe Soltvedt, die nur gelegentlich einen solistischen Einsatz hat, dann aber musikalisch in vollem Maße glänzt. Wow!

© Dita Vollmond

Das Hauptaugenmerk liegt aber natürlich auf den beiden Köpfen hinter TSFH: Thomas Bergersen & Nick Phoenix. Während letzterer zumeist hinter den Percussions steht, stilsicher mit Hut und amerikanischen Flair, und eher mit schrulligen Ansagen nachhaltig im Kopf bleibt, fetzt Bergersen wie ein niemals ruhendes Energiebündel vom Keyboard zur Violine, weiter zu Gitarre, um dann schlussendlich auf einem Synthesizer rumzutippen. Zeitweise wirkt er wie ein älterer Jacob Collier, der weniger Ego, dafür mehr Mitmusiker dabei hat. Dabei könnte er sich das Ego ruhig erlauben: gerade seine Kompositionen, die den Großteil des Sets ausmachen, wissen besonders zu überzeugen, das sowohl den ersten Akt als auch final als Reprise das Konzert abschließende „Away With Your Fairies“ bleibt noch Tage später im Kopf. Überragend!

© Dita Vollmond

Und dennoch, man sollte sicherlich eine gewisse Passion für diese Art von Musik übrig haben. Als „Master Of Epic Music“ werden sie angekündigt, was sie in zwei Blöcken, getrennt von einer Pause in 2,5h reiner Spielzeit auch ausreichend beweisen. Gerade hier bemerkt man auch, dass Phoenix‘ Kompositionen mehr Stimmungslagen einfangen, stark perkussiv aufgebaut sind und typisch-Zimmersche Steigungselemente aufweisen, während Bergersen die Drums als wohl unbedeutendsten Teil abstempelt und dafür die Streicher, Bläser und Tasten penibel auskomponiert. Wer tatsächlich nur für die großen Hits da ist, wird immerhin am Ende zufriedengestellt: „Memoria“, „Stormkeeper“ und als Zugabe dann natürlich: „Heart Of Courage“. Ein gelungener Einstand – bleibt die Frage, ob Bergersen und Phoenix überhaupt nochmal auf Konzertreise gehen oder nun wieder für etliche Jahre im heimischen Musikstudio verschwinden.

Setlist Akt I: Protectors Of The Earth / Strength Of A Thousand Men / Empire Of Angels / Sariel Nighthawk Suite / Am I Not Human? / Cannon in D Minor / Star Sky / Harley Templar / Fire Nation / Love Suite / Away With Your Fairies

Setlist Akt II: Victory / Dragon / El Dorado / Wolf King / Defenders Of The Grail / Remember Me / Never Give Up On Your Dreams / Flight Of The Silverbird / Memoria / Stormkeeper / ImpossibleZugaben: Fractured Soul / Heart Of Courage / Away With Your Fairies (Reprise)

Bericht: Ludwig Stadler

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