Er ist einer der am heißesten erwarteten Kinofilme diesen Jahres und war nicht zuletzt überall im Internet Stoff für allerlei Gerüchte und Vermutungen. Wer könnte dabei sein? Wie viel Nostalgie gibt es? Wird es ein Tribut an die Spider-Man-Filme oder widmet sich der Film doch eher dem MCU zu? „Spider-Man: No Way Home“ hat unzählige Fragen gestellt, aber nun ist er im Kino und bereit, alle zu beantworten – und noch ein wenig mehr.
Zu Beginn: diese Kritik wird kürzer ausfallen, da unzählige Punkte – natürlich vorrangig positive – nur unter der Verwendung von Spoilern funktionieren würden. Keine Frage, dieser Film wird in den nächsten Monaten sowieso einige Geheimnisse öffentlich offenbart haben, aber noch muss diese Schonfrist gewahrt werden, damit sich die nächsten 1-2 Wochen Fans und Interessenten diesen Film ansehen können, ohne in das Minenfeld voller Spoiler gestürzt zu sein. Daher nur so viel: der Trailer spiegelt nur einen groben Teil des Films wider und hat vor allem Szenen aus der ersten Hälfte dabei. Wer dachte, er wüsste nach den ersten Sequenzen bereits alles, dem sei gewahr: da kommt noch einiges.
Die Besetzung ist mittlerweile ans Herz gewachsen, Tom Holland als Peter Parker, Zendaya als MJ und Jacob Batalon als Ned geben ein stimmiges und sympathisches Trio ab, bei dem die Chemie auf und hinter der Leinwand spürbar passt – dadurch stemmen sie auch die gemächliche erste Hälfte des Films, die bereits für Überraschungen sorgt, aber nur das aufbaut, was im späteren Verlauf gezündet werden soll. Besonders Holland, der zwischen Schauspiel-Größen wie Willem Dafoe und Jamie Foxx spielerisch etwas untergeht, kann beweisen, dass er auch die extremeren emotionalen Momente darstellen kann und ist in dieser Rolle absolut fantastisch. Die Rückkehr der Bösewichte aus den vergangenen Spider-Man-Filme der letzten Jahre oder gar Jahrzehnte lässt dann auch die Fan-Herzen höher schlagen – und mit der Rückkehr von legendären Gegenspielern wie Doc Ock (Alfred Molina) oder dem bereits erwähnten Dafoe als Green Goblin Generationen von Superhelden-Fans begeistern. Außerdem wird einem wieder einmal bewusst, was Willem Dafoe für ein herausragender Schauspieler ist, der für die Rolle des Green Goblin schier geboren scheint. Grandios!
Doch auch Lieblinge wie Tante May (Marisa Tomei) und Iron Mans Security-Chef Happy Hogan (Jon Favreau) sind wieder dabei und bringen die Film-Trilogie zu einem übergreifenden Ende. Einzig Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) ist etwas verschenkt – er ist nur als Rechtfertigung für den wahrscheinlich einzigen Kritikpunkt an diesem Film dabei: den Plot. Etwas hanebüchen und konstruiert wirken da die Storylines, die sichtlich nur dafür da sind, um all diese fantastischen Schauspieler und Rollen der früheren Zeit zusammenzuführen. Das ist Mittel zum Zweck und damit auch berechtigt, lässt „No Way Home“ aber als generellen Film etwas straucheln. Doch diese Story-Schwierigkeiten macht der Streifen mit einer Vielzahl an Anspielungen und Überraschungen wett – der Fan-Service ist so groß, so ausgefeilt und so fantastisch, dass man selbst gar keine Story verziehen hätte. Die Drehbuchschreiber, das merkt man, sind Fans der Spider-Man-Filme und haben sich bemüht, wirklich jede Diskussionsfrage einzubinden. Zeitweise fühlt man sich wie auf einer Comic Con im Panel – die offizielle Antwort auf so viele Fragen.
Wer also sollte sich den Film anschauen? Definitiv Fans von Spider-Man. So plump wie das nun klingen mag, ist es allerdings nicht, denn ohne die Filme mit Tobey Maguire aus den frühen 2000er-Jahren und ohne die Andrew Garfield-Filme aus 2012 und 2014 gräbt man sich recht verloren durch die ansonsten schnell verfliegenden 150 Minuten. Viele Frage, Side-Storys oder auch Unterhaltungen könnten so verloren sein und man hat reichlich wenig vom Fan-Service, der diesen Film eben größtenteils ausmacht. Als Superhelden grandios, als Spider-Man-Film aber fraglos die Spitze. Die Frage, was das jetzt noch toppen soll, stellt sich nicht, denn das ist der Gipfel des Spiderverse. Und es ist vollkommen okay, denn besser hätte man es kaum machen können.
Kritik: Ludwig Stadler