Es ist mal wieder soweit: die Trancecore-Giganten Eskimo Callboy sind wieder in der Stadt! Zuletzt waren die Herrschaften 2015 auf regulärer Headliner-Tour in München, dort mit ihrem Vorgänger „Crystals“. Seit Ende August ist nun das neue Werk „The Scene“ veröffentlicht, welches problemlos an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen konnte und wieder die Top 10 der Charts stürmte. Die dazugehörige Tour führte die Herrschaften auch wieder in die Landeshauptstadt, denn am 12. Oktober im Backstage Werk, gemeinsam mit Bad Omens und Slaves, feierte man das neue Album lautstark, bevor am Tag drauf das Ganze im ausverkauften Werk wiederholt wird.
Den Start machten um Punkt 19 Uhr die Alternative-Rocker von Slaves. Aufgrund eines technischen Fauxpas musste das erste Lied noch einmal wiederholt werden, weshalb sich der Beginn minimal verzögerte. Die Musik – ein wilder Mix aus Rock, recht poppigen Melodien und einer kräftigen, etwas bluesigen Stimme – wusste sehr wohl zu überzeugen und gefallen, nur im Rahmen der heutigen Musik des Headliner wohl ein wenig unpassend. Songs wie „Burning Our Morals Away“ und „I’d Rather See Your Star Explode“ wurden zwar mit Applaus vom noch eher spärlich gefüllten Backstage Werk honoriert, aber recht zünden wollte es nicht. Ziemlich unmotivierte Ansagen von Frontmann Jonny Craig taten ihr Übriges, sodass der Auftritt nach rund 30 Minuten schnell und unspektakulär zu Ende ging.
Das Licht dimmte sich abermals, als um 19:50 Uhr endlich die zweite Vorband starten sollte. Bad Omens, die Core-Instanz aus Los Angeles, startete ohne große Vorwarnung mit halsbrecherischen Riffs und einem Refrain, der sich ganz stark an bestimmte Genre-Kollegen anhörte. Im weiteren Verlauf sollte sich dieser Vergleich bestätigen: Tatsächlich klingen die Musiker ein wenig wie die Briten von Bring Me The Horizon zur Zeit ihres Albums „Sempiternal“. Dementsprechend wurde der Härtegrad angenehm erhöht und damit auch die Stimmung ordentlich gesteigert. Sänger Noah Sebastian feuerte das Publikum ordentlich zum Mitmachen und Bewegen an, wobei das inzwischen schon vollzähligere Werk gut darauf reagierte. Nach rund 35 Minuten näherte sich auch dieser Auftritt lautstark dem Ende zu, der letzte Song ertönte, welcher euphorisch gefeiert wurde und die Band letztendlich unter großem Applaus entließ.
Über eine halbe Stunde ließen sich die Headliner Zeit, bevor um 21 Uhr die Musik plötzlich abbricht und ein Lichterspiel hinter dem Vorhang beginnt. Als der Vorhang weggezogen war und Eskimo Callboy die Bühne enterten, begann der Opener „The Scene“ und damit der Lautstärkepegel ins Unermessliche zu steigen. Quasi auf Knopfdruck bewegte sich die komplette Menge in der Arena ununterbrochen und eskalativ, während die Frontmänner Kevin und Sushi sich wortwörtlich die Seele aus dem Leib brüllen. „My Own Summer“ und „We Are The Mess“ steigerten das Ganze noch einmal, sodass selbst der bei den Vorgruppen unbeweglichste Konzertbesucher mindestens mitsingt.
Die Bühne – vor allem gezeichnet von einem übergroßen X, wie es auf dem aktuellen CD-Cover abgebildet ist. Links davon das große Schlagzeug-Set von Drummer David Friedrich, der in letzter Zeit mehr oder weniger freiwillig als Gewinner der RTL-Sendung „Die Bachelorette“ bekannt wurde. Davon ist angenehmerweise im Konzert nichts zu spüren; alle Gäste sind auch wirklich nur wegen der Musik und des Abgehens da, schlichtweg um eine gute Zeit zu verbringen. Wesentlich dazu trägt die sehr schöne und passende Lichtshow bei – allen voran im Backstage, was doch für die Callboys eine verhältnismäßig kleine Location sein dürfte, wurde ordentlich aufgebaut und präsentiert. Das Publikum, angenehm gefüllt im etwas verkleinerten Werk, war glücklich und motiviert. Für ein doch recht kurzfristig angekündigtes Zusatzkonzert haben wirklich viele Leute sich Tickets geholt; die Größe der Band übersteigt aber die der Location inzwischen sehr massiv, andererseits kann man den Jungs das alles nicht verübeln, ist das Backstage Werk definitiv eines der Top-Locations für Konzerte in München. Lieber also zweimal dort als einmal in der TonHalle spielen.
Eskimo Callboy performten, entgegen der Annahme, dass man, wie auf der CD, ordentlich mit Autotune trickst, fast alles live. Drums, Gitarren und Bass sind selbstredend organisch, die Electro-Samples kommen größtenteils vom Band, da die Gruppe keinen eigenen DJ hat. Erstmals gab es aber ein Pult für die elektronischen Gerätschaften, was des Öfteren von Sänger Kevin genutzt wurde. Der gutturale Gesang war durchgehend live, nur der Clean-Gesang hatte kurzzeitige Aussetzer: Bereits bei den letzten Touren gab es große Probleme für Clean-Sänger Sushi, die ganz hohen Töne zu treffen. Da die Lösung, alles eine Oktave tiefer zu singen, nicht so recht das Wahre war, hat man dieses Mal zum Playback gegriffen – ein wenig schade, der Stimmung zum Song tat es keinen Abbruch. Ansonsten war der Clean-Gesang überraschenderweise immens stark, Sushi hat hörbar viel geübt und sich massiv gesteigert, vor allem in den Songs „Calling“ und „New Age“ konnte er sein Talent zur Schau stellen, aber auch beim amüsanten „VIP“ und emotionalen „The Devil Within“ lieferte er absolute Höchstleistungen ab.
Die Setlist gestaltete sich, wie zu erwarten, sehr stark „The Scene“-lastig. Satte zehn Lieder aus dem neuen Album wurden dargeboten, zusätzlich fast die gleiche Menge aus den vorherigen Alben, inklusive dem Kult-Cover „Cinema“ von Skrillex, welches dieses Mal einen fließenden Übergang zu „Rooftop“ bereitete. Alle wesentlichen, und teilweise auch versteckten Lieblinge wie „Pitch Blease“ und „Party At The Horror House“, wurden gespielt und dementsprechend gefeiert. Der Mix war ausgeglichen und gefühlt absolut passend. Viele Fans der ersten Stunde waren womöglich aufgrund des Fehlens von manchen Liedern des ersten Albums und des kompletten Fehlens der Lieder der ersten EP ein wenig betrübt, letztendlich konnten aber auch sie ein stimmiges Bild feststellen.
Nach den Zugaben „Crystals“, „Best Day“ und „MC Thunder“ verabschiedete sich die Band nach knapp 90 Minuten Vollgas ohne große Pausen unter großem Applaus von der Bühne.
Setlist: The Scene / My Own Summer / We Are The Mess / Shallows / Back In The Bizz / Party At The Horror House / The Devil Within / Banshee / Muffin Purper-Gurk / Pitch Blease / Cinema (Skrillex Cover) / Rooftop / VIP / New Age / Is Anyone Up / Calling – Zugabe: Crystals / Best Day / MC Thunder
Fazit: So und nicht anders sollte ein Abend mit mitreißender Trancecore-Musik verlaufen. Nach den etwas gewöhnungsbedürftigen Slaves und den überzeugenden Bad Omens konnten Eskimo Callboy gewohnt das Backstage Werk zum Kochen und Eskalieren bringen. Das Publikum in der Arena übertraf sich selbst mit „Wall of Deaths“ in Rekordgröße. Die Eskimos haben definitiv etwas richtig gemacht – und wenn sie es weiterhin so machen, dann dürfen sie gerne wieder kommen, wir freuen uns bereits auf den nächsten Besuch!
Bericht: Ludwig Stadler
Vielen Dank an Petra Schönberger (Events for You) für das Zur-Verfügung-Stellen der Bilder.
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