Für alle Zeit – Musical Salon mit Sabrina Weckerlin & Philipp Büttner im Deutschen Theater

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Es war eine Odyssee, bis der Musical Salon endlich zur Aufführung kommen konnte – anfangs für Ende 2020 geplant, dann verschoben auf April und nun im August und September 2021 klappt es endlich, dieses Konzept aus Konzert, Talk und etwas Show auf die Bühne des Deutschen Theater Münchens zu bringen. Den Startschuss machen zwei Personen am Mikrofon, die wohl fraglos zu den derzeit größten Sänger*innen der aktuellen und jungen Musical-Front gelten: Sabrina Weckerlin und Philipp Büttner. Am 7. August 2021 spielen sie um 16 und 20 Uhr je ein Konzert – wir haben die Abendvorstellung besucht.

© Peter Samer

Der Musical Salon ist nicht nur eine Betitelung des Abends und der Reihe, sondern gibt zugleich auch das Konzept vor, dass ein reines Solo-Konzert bei weitem übersteigt. Durch den Abend führen dabei Janet & Marc, also Janet Chvatal und Marc Gremm, die seit der Uraufführung in Füssen immer wieder im „Ludwig2“-Musical zu sehen sind und auch sonst allerlei Show- und Konzertformate durchführen. Dementsprechend gibt es zum Einstand von den beiden auch „Wenn ich tanzen will“ aus dem Musical „Elisabeth“ zu hören, bevor das Publikum begrüßt und die Idee des Abends kurz erklärt wird: alle singen ein paar Lieder, sowohl persönliche Favoriten als auch Evergreens, zwischendrin gibt es ein Gespräche, die das übliche Song-auf-Song-Format der Musical-Konzerte unterbrechen sollen. Mit wechselnden Gästen bleibt es so durchgehend spannend – den Start macht dazu Sabrina Weckerlin mit „Das bin ich“ aus dem Musical „Die Päpstin“ – einen besseren Einstand hätte es gar nicht geben können, kommt so bereits die unfassbare Stimmgewalt der Sängerin zur Geltung.

© Anelia Janeva

Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Weckerlin die Titelpartie der Elsa in der deutschen Erstaufführung des Musicals „Die Eiskönigin“ übernimmt – eine der prestigeträchtigsten Rollen derzeit im deutschsprachigen Musicalmarkt, schon vor der Premiere. Da hat sie definitiv etwas mit ihrem Bühnenkollegen Philipp Büttner gemeinsam, der seit Jahren bereits im „Aladdin“-Musical das Publikum begeistern darf und eben das heute Abend tut – auch er wählt mit „Moving Too Fast“ eine flotte und beeindruckende, wenngleich recht unbekannte Einstiegsnummer. Genau das macht auch den Abend, aber allgemein Büttners Musikwahl aus, wie wir auch schon vergangenes Jahr bei seinem Solo-Konzert in der Staatsoper erleben durften – nicht immer nur die durchgenudelten Classics singen, auch und vor allem ein paar Songs aus der zweiten Reihe verdienen es, gehört zu werden – und sind sowieso oft deutlich besser, vor allem, wenn es ein Sänger mit einer so wahnsinnig klaren und technisch starken Popstimme interpretiert. Die Stimme von Büttner wird an diesem Abend besonders oft auf und vor der Bühne gelobt – vollkommen zurecht.

Auch die Gastgeber geben etwa zur Hälfte des Abends je ein Solo-Lied zum Besten – den Fokus überlassen sie aber voll und ganz den jeweiligen Gästen der Ausgabe. Dennoch brauchen sich die beiden Stimmen nicht zu verstecken. Insbesondere Marc Gremm liefert eine fulminante Version von „Die unstillbare Gier“ aus dem Kult-Musical „Tanz der Vampire“, das dementsprechend euphorisch bejubelt wird. In der Moderation hält er sich aber sehr kurz, dafür übernimmt hier vor allem seine Frau Janet Chvatal, die herzlich und quirlig, manchmal aber auch etwas zu übertrieben und lang über allerlei Emotionen in Bezug auf die Arbeit auf und hinter der Bühne mit den Künstler*innen spricht. Womöglich entspringt das aber auch nur der puren Freude des Stattfindens und Aufeinandertreffens mit Sabrina Weckerlin, die bereits gemeinsam mit Chvatal gesungen hat. In den kommenden Ausgaben wird sich bestimmt eine Balance finden. Einzig etwas schief ging das Cover von „Wenn sie diesen Tango hört“, begleitet von einem Tango-Tanz-Paar. Was wohl als Auflockerung des Abends und als übergreifendes Show-Konzept gedacht ist, fühlt sich dann doch eher wie ein Fremdkörper an.

© Samuel Chung

Den Höhepunkt erreicht der Abend im heiß erwarteten Disney-Block. Weckerlin singt Aurora aus „Frozen 2“ – das Lied, welches sie auch im Originalfilm interpretieren durfte –, Büttner folgt mit „Ich bin bereit“ aus „Vaiana“. „A Whole New World“ aus „Aladdin“, ein überragendes Duett, schließt den Ausbruch in die Märchenwelt und hinterlässt frenetisch jubelnden Applaus. Das etwas kitschige „Let’s Live Our Dreams“ schließt den Abend mit allen vier Stimmen nach über zwei Stunden ab. Kein Wunder, dass bei so starken Stimmen das Münchner Publikum schnell stehende Ovationen gibt und den Künstler*innen jeglichen verdienten Applaus spendiert. Dennoch: ein Song schwebt noch im Raum, ein Lied fehlt doch noch auf der Liste. Sabrina Weckerlin entkommt nach der großen Ankündigung nicht – „Let It Go“ in der deutschsprachigen Musical-Version beendet um 22:15 Uhr dann tatsächlich das ausführliche und mal etwas andere Musical-Konzert. Die Skepsis hat sich im Laufe des Abends schnell gelegt – die unbeschreiblich mächtigen Stimmen von Weckerlin und Büttner haben ihr Übriges getan. Großartig!

Die kommenden Wochen folgen noch mehrere Ausgaben des Musical Salons, u.a. mit Thomas Borchert, Drew Sarich, Bettina Mönch, Kevin Tarte, Maya Hakvoort, Jan Ammann uvm. – alle Infos gibt es auf der Website des Deutschen Theaters!

Programm:

1. Bella Notte / Wenn ich tanzen will (Janet Chvatal / Marc Gremm)
2. Das bin ich (Sabrina Weckerlin)
3. Moving Too Fast (Philipp Büttner)
4. Für alle Zeit (Sabrina Weckerlin, Philipp Büttner)
5. Gethsemane (Philipp Büttner)
6. Shallow (Sabrina Weckerlin, Philipp Büttner)
7. She Used To Be Mine (Sabrina Weckerlin)
8. Gold von den Sternen (Janet Chvatal)
9. Die unstillbare Gier (Marc Gremm)
10. Es kommt zu dir (Sabrina Weckerlin)
11. Ich bin bereit (Philipp Büttner)
12. A Whole New World (Sabrina Weckerlin, Philipp Büttner)
13. Wenn sie diesen Tango hört (Janet Chvatal, Marc Gremm)
14. Ich weiß nicht, wer du bist (Sabrina Weckerlin, Philipp Büttner)
15. Let’s Live Our Dreams (Alle)
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16. I Will Always Love You – A capella (Sabrina Weckerlin, Philipp Büttner)
17. Lass jetzt los (Sabrina Weckerlin)

Bericht: Ludwig Stadler