Das bleibt hier – Heisskalt im Backstage Werk (Bericht)

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Inmitten eines Strudels an Reunions hat eine Perle der deutschen Musik fast still und heimlich auch ihr Zurück verkündet: Heisskalt. Und so leise auch ihr Hallo war, so laut und groß wurde es angenommen. Ihre Reunion-Tour im Herbst wird hochverlegt oder ist schnell ausverkauft, teils fassen die Locations ein Vielfaches davon, was die Stuttgarter sonst bis zu ihrer Pause im Jahr 2018 bespielt haben. So auch in München: Angesetzt in der Backstage Halle, wandert das Quartett schnell ins Backstage Werk weiter, in dem am 20. November 2024 beachtliche 1.300 Menschen für ein volles Haus sorgen. Beste Vorzeichen!

Das Vorprogramm übernehmen, wie auch in vorherigen Touren, Van Holzen. Das Trio ist seit Jahren durchgehend fleißig und spielfreudig unterwegs, hat München unzählige Male bespielt und dürfte unlängst bei der Größe angekommen sein, die Heisskalt zum Zeitpunkt ihrer Pause hatten. Dementsprechend ist ihre Setlist auch ein Abriss aus zehn Jahren Bandhistorie. Mit clever eingesetzten Lichtlampen über jeden der drei Musiker entsteht mit kleinen Mitteln eine passende Atmosphäre, in die sich die energiegeladene Performance einreiht. Live entfalten sich die Alternative Rock-Songs zu richtig wuchtigen Nummern, besonders „Herr der Welt“ und das eingängige „Ich Feier“ bleiben am Ende des rund 35-minütigen Auftritts im Kopf.

Um 21:15 Uhr betreten dann Heisskalt die Bühne und schon vor dem ersten Ton geht ein Jubel der Erleichterung durch das Backstage. Sie sind es wirklich, sie spielen wieder! Der Freude wird in eskalativem Moshen und Tanzen Ausdruck verliehen, was durch den Set-Einstieg mit „Bürgerliche Herkunft“, „Nicht anders gewollt“ und „Sonne über Wien“ nur noch einmal befeuert wird. Pure Freude huscht immer wieder über die Gesichter der Musiker*innen, besonders Frontmann Mathias Bloech erzählt seine Freude darüber, in der Location spielen zu können, in die er früher von Stuttgart aus gefahren ist, um allerlei Bands zu sehen. Mittlerweile sind sie die, denen es gelingt, zahlreiche Leute mit den eigenen Melodien mitzureißen.

Dabei sind Heisskalt nicht nur auf Krawall und Lautstärke gebürstet, sondern haben sich sehr wohl auch für ihre ruhigeren und textlastigen Werke entschieden, wie beispielsweise „Apnoe“, „Trauriger macht“ oder das noch unveröffentlichte „Heim“. Letzteres ist ein Lied aus ihrem im Januar erscheinenden Album „Vom Tun und Lassen“, welches sie überraschend im Sommer angekündigt haben – dementsprechend werden zusätzlich alle drei Singles an diesem Abend gespielt. Besonders das harte „Mit Worten und Granaten“ gestaltet sich als extrem wirksam und sorgt am Ende für Gänsehaut. Die größte Euphorie entfaltet sich allerdings nicht beim (fast) gleichnamigen Song, sondern der ersten Zugabe: „Hallo“. Mit diesem Song fing im Jahr 2012 der nationale Durchbruch der Gruppe erst so richtig an. Im Backstage hört sich das Lied so frisch wie am ersten Tag an. Heisskalt sind zurück und ruhen sich nicht auf ihrer Retrospektive aus, sondern legen mit Anlauf los. Ein großer Abend!

Setlist: Bürgerliche Herkunft / Nicht anders gewollt / Sonne über Wien / Nacht ein / Angst hab / Vampire / Absorber / Mit Worten und Granaten / Heim / Apnoe / Trauriger macht / Euphoria / Kaputt / Wasser, Luft und Licht / GipfelkreuzZugaben: Hallo / Alles gut / Das bleibt hier

Bericht: Ludwig Stadler

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