Ein Bash im Jahr ist nicht genug! Das dachten sich die Emil Bulls wohl, als sie erstmals einen Summer Bash verlautbarten, der am 9. Juni 2023 in der eventhalle Westpark in Ingolstadt stattfinden soll. Eine wundervolle Idee, die Fans aus der bayerischen Kleinstadt ebenso wie aus den umliegenden Gebieten herlockt – so auch uns aus München! Dafür spricht ein halbes 1-Tages-Festival mit ganzen drei Support-Bands: From Fall To Spring, Dust Bolt und Prior The End. Um 19 Uhr erklingt bereits der erste Ton.
Prior The End machen den Anfang mit ihrem Alternative Metal und können bereits die ersten Gäste schnell für sich gewinnen. Bei den folgenden Dust Bolt ist das fast schon ein Selbstläufer: die Herren sind bereits seit bald zwei Jahrzehnten auf den Bühnen in Bayern unterwegs und überzeugen mit Thrash Metal in Kombination mit reichlich alternativ-modernem Einschlag. Leider treibt das gute Wetter die eine Hälfte des Publikums erst recht spät zum Konzert, die andere auch ein bisschen lieber nach draußen. Doch auch von da wird man noch angenehm beschallt.
Bei From Fall To Spring um 20:30 Uhr ist es dann aber doch sehr ordentlich gefüllt. Mit ihrem Debüt-Album „Rise“ haben sie für reichlich Aufsehen gesorgt, klingt die Musik doch wie längst vergessene Melodien im besten Stil von Linkin Park. Und dennoch, das Album wirkt genauso überproduziert wie die amerikanischen Vorbilder – kann das live klappen? Kann es! Die sechsköpfige Band liefert ab dem ersten Song gnadenlos und beachtlich ab, auch die elektronischen Elemente werden bestmöglich von Simon Triem an den Keys live erzeugt. Die Doppel-Vocal-Front, bestehend aus den beiden eineiigen Zwillingsbrüdern Philip und Lukas Wilhelm, sorgt am Anfang optisch für etwas Verwunderung, glänzt aber musikalisch astrein – die beiden Stimmen wechseln sich in der Tonalität clever ab, alle Töne sitzen und beide beweisen sich als tadellose Live-Sänger. Da vergehen die 40 Minuten Set rasend schnell, als mit dem ESC-Vorentscheidsversuch „Draw The Line“ der Auftritt endet. Chapeau!
Zur fast schon traditionellen Startzeit um 21:30 Uhr ertönt die Manowar-Melodie, bevor „The Ninth Wave“ den Vorhang fallen lässt und den Blick auf die Emil Bulls freigibt. Der Sound ist deutlich lauter geworden, die Gitarren härter und die Stimmung euphorisch, passend zu „Euphoria“, dem allerdings noch „The Age Of Revolution“ mit Gesangschören zuvorkommt. Frontmann Christoph von Freydorf und seine Mitmusiker präsentieren sich in bester Spiellaune, offensichtlich warmgespielt am gestrigen Tag auf dem Nova Rock Festival, um nun in intimer Atmosphäre in Ingolstadt ein zweistündiges Metal-Feuerwerk abzuschießen. Es sei ihr am besten besuchtes Konzert bisher in Ingolstadt, heißt es freudig und etwas demütig von der Bühne, da sind doch ein paar alte Nummern wie „Leaving You With This“ und Deep-Cuts wie „It’s High Time“ angebracht! Die Fans freut es.
Nun ist das ja auch schon unser achter Bericht über ein Emil Bulls-Konzert, und wenngleich sich eine gewisse Systematik und womöglich Wiederholung einstellt (die Setlist entspricht, exklusive des fehlenden „Survivor“-Covers, exakt der Lieder des X-Mas-Bash 2022), stellt sich definitiv keine Müdigkeit ein. Es spricht ungemein für die Live-Qualität der Band, aber auch die Stärke des Songwritings, dass „Here Comes The Fire“, „Between The Devil And The Deep Blue Sea“ oder das nicht mehr allzu junge „Smells Like Rock’n’Roll“ auch bei der etlichsten Live-Sichtung immer noch höllisch Spaß machen, immer noch ihre Wirkung entfalten und die Zuschauer*innen zum eskalativen Moshen und Tanzen bringen. Besonders schafft das auch wieder ein glücklicherweise etwas regelmäßig zurückgekehrter Band-Klassiker: ihr „Take On Me“-Cover. So entlässt die Band mit „Worlds Apart“ nach zwei Stunden Konzert die glückliche Meute wieder gen Ingolstadt, um sich vorfreudig schon den 16. Dezember 2023 im Kalender zu markieren – der Termin des kommenden X-Mas-Bash!
Setlist: The Ninth Wave / The Age Of Revolution / Euphoria / Between The Devil And The Deep Blue Sea / Smells Like Rock’n’Roll / Leaving You With This / These Are The Days / Here Comes The Fire / The Most Evil Spell / Not Tonight Josephine / It’s High Time / Hearteater / Nothing In This World – Zugaben 1: Winterblood (The Sequel) / Ad Infinitum / Man Or Mouse / Pants Down / Take On Me (a-ha cover) – Zugaben 2: I Don’t Belong Here / The Jaws Of Oblivion / When God Was Sleeping / Worlds Apart
Bericht: Ludwig Stadler
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