<3core – Dillon im Technikum (Konzertbericht)

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Am 13. Juni 2023 spielt Dillon im Technikum das Nachholkonzert ihrer für den November 2022 geplanten Tour. Auf dieser Tour stellt sie „6abotage“ ihr letztes – im Lockdown entstandene – Album vor. Die lange Zeit der Vorfreude und des Wartens ist im Publikum zu spüren.

Den Beginn macht um 20:15 Uhr Nalan und bringt die Menge schon einmal in Stimmung. Eine Gruppe aus Sängerin und Produzentin Nalan Karacagil, begleitet von Live-Schlagzeug und E-Bass. Mit ihrem Sound aus Drum’n’Bass-Fundament und emotionalen Vocals leitet Nalan passend auf den Hauptact hin.

Dillon beginnt ihren Auftritt wenig später alles andere als gewöhnlich. Nach kurzer Begrüßung stellt sie sich auf ein in der Nähe des Mischpults stehendes Laufband, setzt sich AirPods auf und beginnt zu Madonnas „Gone“ in abwechselnder Geschwindigkeit zu laufen und unverstärkt zu mitzusingen. Bei dem Anblick von Dillons Schuhen (Absatz und Plateau) steigt auch beim Publikum bei einer Tempoerhöhung der Puls. Auf der Bühne angekommen startet das eigentliche Konzert mit dem ersten Song ihres neuen Albums „6abotage“: „Wouldn’t You Love?“. Anders als sonst spielt Dillon diesen Track auf der Gitarre. Nach dieser leichten Einleitung bilden direkt die charakteristischen satten Synthesizer Bässe das Fundament.

Die Scheinwerfer strahlen während der Tracks konsequent ins Publikum. Dillon ist nur im Gegenlicht zu sehen. Wie ein Scherenschnitt von Stroboskopen erschaffen. Nach jeder Nummer wird diese akustisch wie visuell intensive Stimmung aufgelöst. Das Licht scheint auf Dillon, sie verbeugt sich und dankt dem Publikum. Für circa ein Drittel der Stücke setzt sich Dillon dann an den Flügel. Hier spielt sich auch „Thirteen Thirtyfive“, den Song mit dem sie 2011 Bekanntheit erlangt hat. Vor dem Song nimmt sie die Zuhörerschaft mit in das Jahr 2011 und den Prozess des Schreibens. Heute, so sagt sie, sei sie 35 Jahre alt und ihr ginge es deutlich besser, als ihr damaliges Ich es geglaubt hätte. Sie dankt besonders den Fans, die sie seitdem begleiten, und erinnert daran, dass Dinge besser werden können, auch wenn man das nicht denkt.

Dillon spricht alle Ansagen sehr ruhig, aber direkt. Es ist ein Austausch von Publikum und Künstlerin zu spüren und die Stimmung ist für ein solches Konzert fast schon intim. Sie selbst fragt in etwa bei der Hälfte die Menge, ob alles gut sei und dass es ihr darum ginge, dass nicht sie allein vorne stünde, sondern darum, das gemeinsame Erlebnis zu teilen. Das letzte Drittel läutet ein Mann namens Mario, den Dillon als einen guten Freund vorstellt, ein. Er begleitet sich selbst auf einem einer Ukulele ähnlichen Instrument. Sein Gesang springt scheinbar mühelos zwischen Oktaven hin und her. Die mit der Kopfstimme gesungen Abschnitten gleichen Psalmvertonungen.

Mit dem Track „2. Kind“ vom Album „Kind“ entlädt sich zum Ende der Show nochmal einiges an Energie. Dillon tanzt im Blitzlicht zum sich steigernden Beat. Auf dem klaren, über die vorigen Lieder aufgebauten Höhepunkt des Abends ist dann ziemlich abrupt Schluss. Dillon bedankt sich und ohne Zugabe setzt direkt Nelly Furtado mit „All Good Things“ ein. Es scheint, als hätte Dillon sich genau die Konzertsituation kreiert, in der sie sich wohl fühlt und sich sowohl in ihrer Musik als auch in kleinen Ansprachen offen ausdrücken kann. Diese Situation passt aber auch zum Album, das während Lockdowns und Reduktion von sozialen Kontakten geschrieben wurde und nun live gespielt wird.
Das soziale Erlebnis Konzert wurde definitiv zelebriert, ohne dabei den Kontext des Albums auszublenden.


Setlist: [Madonna – Gone] / Intro/ Wouldn’t you Love? (Gitarre) / Stem & Leaf / Shades Fade & Soften the Blow / Seperate Us / Divine Saviour / RIP Beth / From 1 to 600km / 6abotage / Mario 2 Tracks / Thirteen Thirtyfive / Your Flesh Against Mine / Tip Tapping / Willem /The Unknown / This Silence Kills / <3core / 2. Kind

Bericht: Sönke Mensing

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