„This is the new shit“, hat Marilyn Manson einst gesungen – und dann war das so, dann war dieser Mix aus Alternative Metal meets Horroshow einfach „the new shit“. Counterfeit., ihres Zeichens Durchstarter-Band aus England, hat das nach ihrem erfolgreichen Debüt-Album „Together We Are Stronger“ nun auch versucht, eben einen neuen Sound zu kreieren, das zweite Album moderner klingen zu lassen. Ob ihre Idee des „New Insane“ aufgegangen ist, konnte man am 11. August 2019 im Münchner Ampere erleben.
Zuvor darf das weibliche Duo The Pearl Harts für eine halbe Stunde die kleine Ampere-Bühne entern. Ausgestattet mit Drums und Gitarre, zuzüglich Gesang, schaffen es die beiden Frauen, einen vollwertigen und wuchtig-rotzigen Punksound zu erschaffen, der sicherlich 1-2 Stücke zur Entfaltung braucht, dann aber vollends auch seine Wirkung beim Münchner Publikum entfacht und zu Jubelstürme anregt. „Different Kinda Girls“ wird schnell zu ihrer bandeigenen Hymne – denn durchaus, gewöhnlich sind diese beiden Powerfrauen wahrlich nicht. Mit dem rifflastigen „Black Blood“ verabschieden sich The Pearl Harts unter großem Applaus. Zurecht – eine tolle Wahl für den Start in den Abend.
Setlist: Suck It Up / Pullin My Brains Out / Lara / Hurt / Hit The Bottle / Different Kinda Girl / Black Blood
Der Star des Abends entert dann pünktlich um 21 Uhr die Bühne. Counterfeit., im Ganzen – aber Jamie Campbell Bower ganz besonders. Der erfolgreiche Kino-Darsteller bildet gemeinsam mit seinem Bruder Sam an der Gitarre die kreative Front der britischen Punk-Combo und zeichnet sich letztendlich auch für das kommende, zweite Studio-Album verantwortlich. Dieses wird in seiner vollen Länge am Konzert dargeboten, denn man möchte, so Bower, das Werk den Fans einfach jetzt schon zeigen, auf Platte sei das ja leider noch nicht möglich. Soweit, so gut – wäre da nicht der erkennbare Stilwechsel. Deutlich ohrwurmlastiger, schlichtweg pop-punkiger klingen da Songs wie „The Hangover“ und „Alive“, in bester Tradition von blink-182 und Green Day, bei Lieder wie „Paralised“ allerdings wie eine stärkere Version von A Day To Remember. Vergleiche ziehen, das war bei ihrer bisherigen Musik nicht möglich. Ist das also nun das „New Insane“?
Vielleicht. Wie das Album letztendlich auf dem Markt funktionieren wird, wird sich zeigen. Auf der Bühne klappt es relativ gut, die Energie der Band bleibt vorhanden, die Passion ist bei allen Musikern deutlich zu spüren. Von seiner Depression erzählt Bower, wie er sie überwunden habe und dass es immer besser wird und man nicht aufgeben solle. „It Gets Better“ heißt das dann in Liedform und soll die kommende Single werden – und beim Konzert bereits nach etwas über 45 Minuten das letzte Lied. Das Publikum ist verdutzt – so sehr, dass die Zugaberufe fast vergessen werden. Mit dem Klassiker „Enough“ werden sie dann zwar auch erhört, was sich deutlich in der Stimmung und dem wilden Moshpit zeigt, allerdings nur geringfügig erfüllt, denn direkt danach und nach spärlichen 55 Minuten Spielzeit ist es aus, vorbei, Schluss. „Come Get Some“? „As Yet Untitled“? Fehlanzeige. Trotz starkem Sound, trotz Interaktion mit und im Publikum, trotz einer sympathischen und liebenswerten Band – ein fader Beigeschmack bleibt.
Setlist: Shut Up / The Hangover / Paralised / Lack Of Oxygen / New Insane / Pictures Of You / Alive / 11:44 / Get Out / All My Friends / It Gets Better – Zugabe: Enough
Bericht: Ludwig Stadler