Might Love Myself – Beartooth im Zenith (Bericht)

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Selten konnte man Werdegang und Entwicklung deutlicher verfolgen als bei Beartooth in den vergangenen zehn Jahren. Frisch aus der Band Attack Attack heraus, hat Caleb Shomo das Solo-Projekt gestartet, welches nun am 18. Oktober 2024 im restlos ausverkauften Zenith gastiert. Die Stationen dazwischen, von zahlreichen Support-Tourneen, anfänglich kleinen Headliner-Shows bis zur etablierten Metal-Band mit Sprung zum Arena-Niveau waren zahlreich, die persönliche Entwicklung des Frontmanns nicht weniger turbulent. Am Ende mündet all dies in der „größten europäischen Headliner-Show“, wie Shomo betont.

Landmvrks am 19. Februar 2019 im Technikum

Den Start geben allerdings erst einmal Landmvrks, die mit ihrem Album „Lost In A Wave“ ordentlich Wellen geschlagen haben und darunter nicht verloren gingen, sondern erst so richtig aufstiegen. Den Franzosen gelingt schon zu früher Stunde reichlich Stimmung und Bewegung, auch wenn der Sound ihnen nicht allzu gewogen ist. Dreh- und Angelpunkt ist Fronmtann Florent Salfati, der mit einer beeindruckenden Range vom höchsten Cleangesang bis zum tiefsten Growl aufwartet. Besonders das Trio der finalen drei Songs – „Lost In A Wave“, „Rainfall“ und „Self-Made Black Hole“ – begeistert und lässt die Band nach rund 40 Minuten unter großem Jubel abtreten.

Setlist: Creature / Death / Blistering / Visage / Say No Word / Suffocate / Lost In A Wave / Rainfall / Self-Made Black Hole

Polaris am 6. Februar 2019 im Zenith

Außergewöhnlich viele T-Shirts der kommenden Band sieht man im Zenith, fast mehr als vom Headliner. Verwunderlich ist das kaum, denn Polaris sind mit ihrem letzten Album „Fatalism“ vom Geheimtipp der Core-Szene in den Olymp aufgestiegen. Restlos ausverkauft war erst im März ihre Show im Backstage Werk, wie wir berichteten, nun geht es für eine etwas komprimiertere Version zurück nach München. Und die Australier lassen sich nicht aufhalten: Mit einer solchen Wucht startet die Band in ihren Auftritt, dass nicht wenigen Münchner*innen der Mund offensteht, dank messerscharfen Klangs, einer astrein gewählten Setlist und vor allem einer dermaßen mitreißenden Performance, die ohne große Gimmicks oder Spielereien auskommt, aber vielleicht gerade deshalb so eindrucksvoll und bildlich funktioniert. Sänger Jamie Halls bringt so viel körperliche und gesangliche Energie auf die Bühne, dass das Zenith nicht eine Sekunde stillstehen kann. Ein Orkan von einem Auftritt und ein Statement, welche Band das nächste große Ding im Metalcore werden dürfte.

Setlist: All In Vain / Nightmare / Inhumane / All Of This Is Fleeting / Dissipate / Masochist / Overflow / Hypermania / The Remedy

Erst um 21:40 Uhr verdunkelt sich das Zenith final, um die Bühne für Beartooth zu ebnen. Die lassen nichts anfackeln und starten direkt mit „The Surface“ rifflastig in ihr Set und sorgen für den ersten Moshpit des Abends. Gleich zu Beginn fällt die beachtliche Produktion auf: LED-Screens, Lasershow, reichlich Feuer, eine beachtliche Lichtshow und sogar kleine Outfitwechsel bei Frontmann Caleb Shomo, der sich passend zu den Songs seiner Alben kleidet – mal mit Parka, dann mit Anzugsakko oder eben doch gleich komplett oberkörperfrei. Gesanglich macht es sowieso keinen Unterschied, hier ist er bestens aufgestellt und absolut tonsicher unterwegs. Das gilt nicht nur für die starken neuen Songs wie „Sunshine!“ oder „Look The Other Way“, das Shomo auf einer B-Stage inmitten der Bühne vorträgt, sondern auch für die Klassiker wie „The Lines“ oder „Hated“.

Das alles hat zwar wenig zu tun mit dem Grundgedanken von Beartooth, besonders roh und ungeschönt sich einem Mix aus Metal, Punk und Hardcore zu widmen, aber musikalisch und textlich hat sich sowieso einiges. Während Shomo die ersten Alben noch mit Alkoholabhängigkeit, Übergewicht und Kurzatmigkeit bei den Live-Auftritten zu kämpfen hatte, hat er allem unlängst abgeschworen, präsentiert sich in bester Verfassung, ist glücklich verheiratet und spätestens mit dem aktuellen Album auch als Vorreiter des „Happy Metalcore“. Ungewöhnlich war das zu Beginn allemal, aber dass dieses Konzept aufgeht, zeigt sich an diesem Abend in München. Mit der Produktion bewegt man sich mit großen Schritten auf Arena-Niveau zu, musikalisch beweist der neue Song „ATTN.“, dass man wohl etwas mehr in die Rock-Richtung möchte. Fehlen darf der ganz große Hit „In Between“ dennoch nicht, der den Abend um kurz nach 23 Uhr abschließt. Ein irrsinnig starker Abend, den am Ende dennoch Polaris für sich entscheiden können.

Setlist: The Surface / The Past Is Dead / Bad Listener / Riptide / Disease / Hated / Might Love Myself / The Last Riff / Mr. Brightside (The Killers cover) / Look The Other Way / The Lines / ATTN. / You Never Know / I Was Alive – Zugaben: Sunshine! / In Between

Bericht: Ludwig Stadler

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