Riptide – Beartooth im Zenith (Bericht)

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Der Siegeszug von Beartooth ist seit Jahren einfach nur mit großer Begeisterung zu verfolgen – begonnen als Support-Band in kleineren Clubs, haben sie schnell angefangen, ebendiese Clubs selbst zu headlinen. Doch das sollte nicht reichen: ihr Mix aus ohrwurmlastigen Refrains, knüppelharten Riffs und treibenden Rhythmen kommt bestens an, sodass bereits die Tour Anfang 2020 pro Abend bis zu 2.000 Besucher anlockte, wie wir berichteten. Nun also die verschobene Tour zum Viertling „Below“. Am 24. März 2023 wagt man sich dazu ins Zenith – restlos ausverkauft. Mit dabei: Motionless in White und Stray From The Path.

Letztere sind es auch, die pünktlich um 19 Uhr mit ordentlichem Karacho loslegen. Die Hardcore-Truppe aus New York ist wohlbekannter Gast in München, in den vergangenen Jahren waren sie unzählige Male, teils mehrfach im Jahr, im Backstage oder Feierwerk zu sehen, mal solo, mal innerhalb eines Tour-Packages. Das Zenith ist also auch für sie eine neue Größenordnung, die sie nicht alltäglich in Europa bespielen. Daraus machen sie das Beste: energiegeladen und voller Bewegung performen sie ihre Songs, bringen das Publikum zu ersten Moshpits und sorgen für einen gelungenen Auftakt. Einzig die Ansagen gestalten sich manchmal etwas wirr.

Setlist: Needful Things / May You Live Forever / Goodnight Alt-Right / III / Fortune Teller / Guillotine / First World Problem Child

Motionless in White; © Rockcandyphoto

Motionless in White sind unlängst eine etablierte Band im Metalcore-Genre. Ihre Nische haben sich etwas im düsteren Segment gefunden, sie spielen mit Gothic- und Emo-Elementen. Musikalisch starten sie um 20 Uhr aber erst mal mit einigen Brechern, die die Menge zu heiterem Herumspringen einladen. Nicht wenige Besucher*innen haben auch Shirts der Band an, andere freuen sich deutlich, die Herren einmal live bewundern zu dürfen. Und das zahlt sich aus: Frontmann Chris liefert eine makellose Gesangsperformance ab, die Band spielt tight und kraftvoll, das Gesamtbild passt bestens und macht reichlich Spaß. Bedauerlich, dass nach 45 Minuten schon wieder Schluss ist – aber die Headliner des Abends stehen ja noch aus.

Setlist: Thoughts & Prayers / Cyberhex / Slaughterhouse / Break The Cycle / Masterpiece / Werewolf / Another Life / Soft / Somebody Told Me (The Killers cover) / Eternally Yours

Die Live-Performances von Beartooth leben deutlich von ihrer Schnörkellosigkeit. Keine Backing-Tracks, keine mitlaufenden Spuren, alles wird live gespielt – und wenn man ein Ton daneben geht, dann war es immerhin ehrlich daneben. Diesen musikalischen Weg gehen sie auch weiter, wenngleich natürlich eine schöne Lichtshow und ein ansehnliches Bühnen-Setup sich dazu gesellen – bei Shows einer solchen Größenordnung mittlerweile unumgänglich. Doch das wahre Entertainment kommt von der Musik – und besonders von Frontmann Caleb Shomo, der offensichtlich immer noch selbst der größte Fan seiner Musik ist und wie ein Flummi auf der Bühne herumspringt und umherfetzt. Das macht höllisch Laune und lässt die Zeit wie im Flug vergehen – kaum Ansagen, schnelle Songs.

Beartooth

Dass es die beste Tour bisher auf der Tour gewesen sei, wird Shomo am Ende sagen. Und selbst wenn das auch oft schmeichelhafte Worte mit nicht allzu viel Wahrhaftigkeit sind – die Münchner machen dem Riff-Gewitter durchaus alle Ehre. Beim letzten Song „The Last Riff“ wagt sich Shomo dann sogar durch den Moshpit auf ein kleines Podest am Mischpult und zupft das mächtige, finale Riff. Nach rund 75 Minuten findet der Metal-Marathon sein stark umjubeltes Ende und hinterlässt das Münchner Publikum freudig und zufrieden. Manchmal sind die Konzerte, die sich nicht in Superlativen versuchen, auch einfach die Besten.

Setlist: Below / Devastation / Disease / Body Bag / Riptide / Dominate / The Lines / Beaten in Lips / Skin / Hell Of It / You Never Know / Bad Listener / Hated / In BetweenZugaben: The Past Is Dead / The Last Riff

Bericht: Ludwig Stadler