Er ist ein wandelbarer Musiker, dieser Danger Dan aus Berlin. Groß geworden mit der Antilopen-Gang und selbstverständlich immer noch ein aktiver Teil davon, hat er im Pandemie-Startjahr das Lied „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ auf den Markt geworfen – ein textlastiges Lied, allein mit Klavier. Ungewohnte Töne, die nicht zuletzt wegen des Inhalts einschlugen. Etliche Touren und unzählige Konzerte folgten die vergangenen Jahre, denn auch das gleichnamige Album schlug wahrlich ein wie eine Erfolgsbombe. Nun ist aber erst einmal Schluss und Pause, aber davor gibt es wenige letzte Konzerte. Eines davon am Montag, 3. Juli 2023 in der restlos ausverkauften Musik-Arena des Tollwood Sommerfestivals!
Zu Beginn startet Charlotte Brandi, bevor um 20 Uhr das obligatorische Hildegard Knef-Cover aus den Boxen krabbelt. Kurz darauf: Danger Dan betritt unter großem Jubel die Bühne und setzt sogleich mit „Lauf davon“ an. Der Aufbau unterscheidet sich kaum von seinem Gastspiel im Januar 2023 in der Isarphilharmonie – zuerst gibt es einen Solo-Block, anschließend entert das Heck-Quartett mit einem fesselnd-mächtigen Arrangement des entarteten Liedes „Mein Vater wird gesucht“ die Bühne, um diese dann auch nicht mehr zu verlassen und den zurückgekehrten Piano-Musiker bis zum letzten Song des Abends tatkräftig zu unterstützen. Einige Lieder wechseln sich dann aber doch durch. So ist die „Ode an den Mord“ in das Programm reingerutscht, ebenso ein neu arrangierter Klassiker „Die Verwandlung“. Allzu viel braucht man ja sowieso nicht zu ändern, denn das Konzept ist extrem stimmig, logisch aufgebaut und fraglos spannend, obwohl weder auf der Bühne noch musikalisch allzu viel passiert.
Dennoch ist die Musik-Arena ein extrem schwieriger Rahmen für so ein Konzert, denn die Stimmung ist unruhig, andauernd lauen Leute umher und durch das Sichtbild, das Publikum kommt nicht zur Ruhe und so gelingt es einem selbst auch nicht. Dabei ist die Musik von Daniel Pongratz, wie der erst jüngst 40 Jahre alt gewordene Musiker heißt, doch sehr geerdet und verlangt völlige Aufmerksamkeit und Besinnung. Fast schon mitreißende Partystimmung kommt dann aber beim großen Hit „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ auf – es wird mitgegrölt, geklatscht und sich gefreut. Und selbst wenn das reichlich unpassend zum Lied wirkt, kann man Euphorie ja schwerlich verurteilen. Danger Dan und sein ihn wunderbar begleitendes Streichquartett machen jedenfalls das Beste draus und sorgen für erfolgreich unterhaltsame zwei Stunden, die am Ende völlig zurecht frenetisch bejubelt werden. Man darf gespannt sein, was hier noch folgen wird nach der wohlverdienten Ruhepause!
Setlist: Lauf davon / Ode an den Mord / Topf und Deckel / Ingloria Victoria / Das schreckliche Buch / Meine Freiheit, deine Freiheit / Mein Vater wird gesucht / Ölsardinenindustrie / Ich verprügelte die Sextouristen in Bangkok / Eine aufs Maul / Private Altersvorsorge / Private Altersvorsorge 2 / Mingvase / Trotzdem / Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt – Zugaben: Die Verwandlung / Filmriss / Eine gute Nachricht / Tesafilm
Bericht: Ludwig Stadler
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