Zurück an den Wolfgangssee – „Im weissen Rössl“ im Gärtnerplatztheater (Bericht)

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‚Mei, is des schee, da in die Berge beim See!‘, so stellt sich der Rest der Republik einen urbayrischen Ausruf vor. Und genau diesen Vibe transportiert das Singspiel „Im weissen Rössl“, welches sich unlängst zum jahrelangen Dauerbrenner im Gärtnerplatztheater gemausert hat. Nun ist es als Spielzeitpremiere wieder auf der Bühne zu erleben!

© Christian POGO Zach

Es geht munter zu bei der Rössl-Wirtin in den Bergen am schönen Wolfgangsee, wir bereits HIER berichteten. Das lustige Treiben in der Inszenierung von Matthias Grimminger und Henning Hagedorn feierte am 13. April 2023 nun die Rückkehr auf die Bühne. Mit dem Watzmann und dem Brandner Kaspar gehört das Weisse Rössl zu einem der Kult Stücke dessen, was man gemeinhin für bayrische Kultur hält (auch wenn der rufende Watzmann eigentlich aus Österreich stammt). Was viele nicht wissen: Das weisse Rössl – ein Ausdruck bayerischer Heimatverbundenheit? Pustekuchen! Das Stück wurde nämlich in den 1930er Jahren erstmals in Berlin aufgeführt. Gerade in Berlin, wo es à la Babylon Berlin ja alles andere als beschaulich, wohl behütet und recht artig zuging.
Zum Ende der goldenen Zwanziger war das, was man sich außerhalb von Bayern und Österreich unter dieser Kultur vorstellte, bereits so gefragt, dass es vom Weissen Rössl Reproduktionen in Französisch und Englisch gab. Was das Stück damals konnte, das bringt es auch noch heute: Gute Laune, Spaß und der Hauch jener Vergangenheit, in der Liebschaften zwischen jungen Töchtern aus gutem Hause und alten Geschäftsmännern noch als idyllisch galten.

© Christian POGO Zach

Wenngleich man die gleiche Liebesgeschichte noch wöchentlich im ZDF-Traumschiff sehen kann, wird im Gärtnerplatztheater klar, dass dieses Narrativ nicht mehr ganz zeitgemäß ist. So ist die Inszenierung eine Rekonstruktion der Originalfassung und alleine durch das Bühnenbild in Guckkasten-Optik wird klar: Hier wird eine vergangene Zeit zitiert. In dieser Ästhetik ist das Stück sehr konsequent. Wer einen komplexen Theaterabend mit vielen Dimensionen zu aktuellen Diskursen möchte, der geht ohnehin nicht zum Weissen Rössl. Bunte Bilder, Klamauk und Slapstick-Comedy sind die Schlagworte des Abends. Ein paar Musical-Elemente wie Jazz-Hands in den Massenszenen mit Hauptdarsteller*innen und Ensemble, einige dramatische Momente ganz im Sinne der romantischen Schnulze, wenn Oberkellner Leopold die Wirtin umwirbt – alles ist dabei. Wer eine kleine Zeitreise machen will, wer nicht viel überlegen, sich einfach berieseln lassen will oder wer vor dem Frühlingsfest mal ‘was bayerisches‘ im Theater sehen will, der ist hier genau richtig, Nicht umsonst läuft das Stück (mit kleiner Unterbrechung) seit 2012 am Gärtnerplatztheater. Und wer inbrünstig die unlängst zu Gassenhauer gewordenen Stücke mitsingen möchte, sehe doch bei der Singalong-Fassung am Sonntag, 23. April 2023, vorbei. Ein sicherlich großes Vergnügen!

Bericht: Jana Taendler

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