Out Of Style – Limp Bizkit im Zenith (Bericht)

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Langsam, aber sicher werden auch die letzten Corona-Verschiebekonzerte nachgeholt – eines der letzten dürften Limp Bizkit sein. Die ursprünglich für Sommer 2020 angesetzte Show hat eine Postponed-Odyssee hinter sich, die nun am 30. März 2023 im Zenith ein Ende findet. Es ist nicht nur der Tourauftakt, sondern allgemein das erste Konzerte seit rund einem Jahr für die Amerikaner – zuletzt musste Frontmann Fred Durst aus Krankheitsgründen alle Daten verschieben. Nun ist er aber wieder fit, das Zenith ausverkauft und die Vorfreude riesig.

Um 19:40 Uhr starten aber erst einmal Blackgold. Der Name ist noch ein neuer am Radar der Metal-Bands – erst 2022 begann deren Reise, nun folgt die erste Europa-Tour als Opener der Bizkit-Tour. Musikalisch könnte das kaum passender sein: ruppiger NuMetal, hier und da mit der gewissen Portion Ohrwurm-Potenzial, aber auch massiven Härtegrad. Sogar mit DJ treten sie auf, was sicherlich als neugegründete Band aus der Zeit gefallen ist, aber andererseits auch völlig egal – der Menge gefällt es, die in Schwarz und Gold vollmaskierten Briten bringen das Publikum zu ersten Bewegungen und ihr Mix aus allerlei bekannten NuMetal-Bands bleibt deutlich im Kopf.

Blackgold

Lang fackeln Wargasm nicht – quasi noch im Umbau, legen sie gerade einmal zehn Minuten später um 20:20 Uhr bereits mit ihrem Set los. Und was für ein Karacho dahintersteckt! Auch hier steht NuMetal auf dem Programm – möglichst schnell, möglichst kompromisslos, möglichst wenig Ruhemomente. Dadurch, dass das Front-Duo Sam Matlock und Milkie Way mit irrsinniger Bühnenpräsenz und Energie nach vorne preschen – besonders Matlock erinnert an einen Yungblud des Metal –, füllt es diese Lieder auch sehr gut aus und trägt lange Zeit. Zum Ende der zehn Lieder geht dann aber doch die Luft aus – zu oft wollen die Lieder zu viel, der ununterbrochene „High Power“-Gedanke ermüdet auf Dauer. Dennoch: starker Auftritt!

Es vergeht noch ein wenig Zeit, bis das Licht ein finales Mal erlischt – und als das passiert, sind die Jubelchöre groß. Seit über drei Jahren warten viele Fans auf den Moment, dass die NuMetal-Heroen die Bühne betreten, was sie gegen 21:25 Uhr schlussendlich auch tun. DJ Lethal leitet die Feierlichkeiten ein, bevor Fred Durst – dieses Mal mit Hosenträger als Farmerboy Fred, wie er sich nennt – das Podium entert und „Out Of Style“ einläutet. Die Münchner*innen lassen sich nicht lange bitten und starten Moshpits jeglicher Art, die bis zum Schluss auch nicht mehr enden sollten. Besonders anfangs liegt der Fokus überraschend stark auf dem neuen Album, die ersten vier Songs stammen allesamt aus dem ersten Werk seit zehn Jahren, „Still Sucks“. So gut wie die Lieder auch ankommen, so richtig energetisch wird es erst, als mit „Hot Dog“ die Klassiker in den Ring geworfen werden. Wirkliche Momente zum kurzen Durchschnaufen werden nicht gewährt – da sind immerhin etliche Hits, die gespielt werden müssen. So gut geklungen haben sie selten – John Otto trommelt extrem tight, Wes Borlands Gitarre klingt astrein, Ersatz-Bassist Danny (Sam Rivers musste krankheitsbedingt kurzfristig pausieren) spielt irre druckvoll, DJ Lethal scratcht so fetzig wie eh und je und Fred Durst ist so gut bei Stimme wie immer, sogar die Screams sitzen astrein. In Kombination mit einem schier perfekten Sound grenzt dieses Konzert an absolute Perfektion.

Dass Limp Bizkit offensichtlich so richtig Lust haben, wird allein in der beachtlichen Spielzeit klar. 110 Minuten sind es am Ende, 24 Lieder erklingen, der Großteil komplett, manche auch nur zur Hälfte in einem Medley gespielt, um ein paar mehr Werke zu präsentieren. Von den Zeiten, in denen die Setlist mit unnötigen Covern gestreckt und dennoch nach 80 Minuten die Bühne geräumt wird, scheint man weit entfernt – das erste Mal seit Ewigkeiten verlassen sie sogar die Bühne für eine Zugabe, die sich gewaschen hat: sechs Songs, startend mit dem ikonischen „Behind Blue Eyes“-Cover, endend mit ihrem damaligen Durchbruch – der eigenwillig-metallischen Interpretation von George Michaels „Faith“. Dann geht das Saallicht an, die Vorbands kommen mit auf die Bühne – Ende des Konzerts? Nicht ganz, da fehlt doch was. Gimme some to break – und so gibt es „Break Stuff“ bei voller Saalbeleuchtung, freudig tanzenden Menschen auf der Bühne und einer völlig eskalierenden Menge im Publikum. Was für eine mächtige Entlohnung der Wartezeit!

Setlist: Out Of Style / Pill Popper / Dirty Rotten Bizkit / Barnacle / Hot Dog / Rollin‘ / I’m Broke / Counterfeit / Pollution / Gold Cobra / My Generation / Livin‘ It Up / My Way / Nookie / Full Nelson / Re-Arranged / Boiler / Take A Look AroundZugaben: Behind Blue Eyes (The Who cover) / Don’t Change (INXS cover) / Dad Vibes / Eat You Alive / Faith (George Michael cover) / Break Stuff

Bericht: Ludwig Stadler