Schatzsuche Reloaded – „Uncharted“ in der Filmkritik

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Als „Uncharted“ im Jahr 2007 als Videospiel für die PlayStation 3 in den Handel kam, entwickelte sich schnell ein Überraschungserfolg im Hause Sony. Ein klassisches Abenteuerspiel schlägt so richtig ein? Das hätte niemand erwartet, aber dankend angenommen. Es folgten mittlerweile drei Fortsetzungen, die nicht minder erfolgreich waren. Nun, nach langer und zäher Entwicklung und ganzen sieben (!) Regie-Wechseln, kommt die Realverfilmung von „Uncharted“ schlussendlich am 17. Februar 2022 ins Kino. Mittlerweile ist so viel Zeit vergangen, dass Mark Wahlberg, anfangs noch angedacht in der Rolle des Nathan Drake, nun die Partie des älteren Victor Sullivan übernimmt. Den Protagonisten wiederum mimt Tom Holland, der im Laufe der Entwicklungsjahre vom sehr jungen zum altersmäßigen passenderen Nate anwuchs. So ganz akkurat zum Spiel ist der Film dann aber sowieso nicht.

© Sony Pictures

Ob es überhaupt sinnvoll ist, ein Spiel, das bewusst auf Rätsel und Level zugeschnitten ist, die es zu lösen gilt, untermauert von Charakteren, die zwar leichte Background-Stories erhalten, insgesamt aber doch eher humoristischen Klischees entsprechen, wirklich in Kopieform zu verfilmen, sei dahingestellt. Ruben Fleischer, der Regisseur des Werk, entscheidet sich für den galanten Mittelweg. Fans der Reihe, die auf originalgetreue Schauplätze, Sprüche oder Rätsel warten, werden wohl auf ihre Kosten kommen, ebenso aber auch vollkommen Unwissende, die sich nur auf ein actionreiches Spektakel auf der Leinwand freuen. Einlassen muss man sich auf den Film aber egal wie – der Anfang ist etwas zu schnell und holprig, viel Einleitung gibt es nicht, man befindet sich flott in der Hauptstory: Schatzjagd! Den will Nate nämlich finden, nachdem er es mit seinem verschollenen Bruder schon geplant hatte. Nun eben gemeinsam mit Privatdetektiv Sully, der zwar nur am Gold interessiert ist, aber sich doch recht gut ergänzt.

Es folgt ein Feuerwerk an dummen Sprüchen, die die Machohaftigkeit der Figuren betont, sie aber nicht in Grund und Boden plump auslegt. Holland als Nate mimt sowieso den gewieften, aber dennoch auch etwas ungeplant spontanen Abenteurer, der vor allem in den grandios choreografierten Kampfszenen beachtlich abliefert. Seine Stunts macht er zum Großteil selbst, diese körperliche Leistung hat ihm vor Jahren bereits die Rolle des Spider-Mans eingebracht. So recht abstreifen kann er diese Paraderolle in diesem Film nicht, sein Nate ähnelt doch einem cooleren Peter Parker. Halb so wild, passt es ja recht gut ins Szenario und hat Holland unlängst in Filmen wie „Cherry“ und „Devil All The Time“ seine Wandlungsfähigkeit bewiesen. Gemeinsam mit dem eigentlich stunterprobten Wahlberg, der hier etwas weniger Körperarbeit leisten muss, ergeben sich großartige Action-Szenen, die vor allem durch Handwerk überzeugen.

© Sony Pictures

Das sind auch die großen Vorteile des Films: Kulissenarbeit, Kampfchoreografie und kreative Actionszenarien, die so oft wie nur möglich das CGI vermeiden. Natürlich sind Sequenzen wie Kämpfe in der Luft oder durch Helis transportierte Schiffe, wie sie im Trailer zu sehen sind, zwangsläufig animiert, aber vor allem die Jagd durch die Katakomben in Barcelona, wie sie große Teile des mittleren Films ausmachen, glänzt durch fein ausgestattete Kulissen, wie sie doch etwas auch die Handschrift der Babelsberger Filmstudios tragen, in denen der Film zu großen Teilen entstanden ist. Das täuscht natürlich nicht darüber hinweg, dass die Handlung in wenigen Sätzen zusammenzufassen ist und man sicherlich wenige Momente charakterliche Tiefe findet, doch ganz ehrlich: wer hat das denn bei „Uncharted“ erwartet?

So bleibt ein spannender 2-Stunden-Ritt, der überraschend klassisch mit einer abenteuerlichen Schatzjagd daherkommt und ordentliche Parallelen zu Entdeckerfilmen der alten Schule wie Indiana Jones zulässt. Der Spaß ist durch kreative Action-Szenarien garantiert und entlässt die Kinobesucher*innen mit einem runden und äußerst gelungenen Blockbuster.

„Uncharted“ läuft ab dem heutigen 17. Februar 2022 bundesweit im Kino.