Vielleicht lag’s am Wetter, vielleicht auch an der Grippewelle, dass sich am Sonntag Abend, den 05. November 2017, nur wenige Besucher in den Liveclub Milla in München trauten. An der Karin und ihrer Band lag es jedenfalls nicht, denn trotz Lichtausfälle und kleinen technischen Problemchen wurde ordentlich Gute-Laune-Energie versprüht.
Überschwänglich herzlich, mit typischen Ringelsocken und breitem Grinsen, begrüßt Karin Rabhansl, gebürtige Niederbayerin, die Landeshauptstadt: „Servus Minga!“ Ihre Kompositionen sind -zum Glück mancher Münchner- nicht alle auf bayrisch, sie mischt auf ihren Alben gerne Mundart mit „Hochdeutsch-Pop“ und sorgt damit für eine angenehme Abwechslung in ihrem Programm. Auch im Genre-Bereich legt sie sich nicht fest. „Ich wär so gern so cool wie du, aber ich mach leider Popmusik“, diese Aussage einer älteren Komposition für den feschen Sänger einer Punkband, darf man durchaus als kleinen Schwindel bezeichnen, wenn man sich die Lieder der geplanten Platte anhört. Es wird Karin Rabhansls viertes Album sein und beinhaltet fetzige Rock’n’Roll-Kracher, die tatsächlich schon fast eine wenig Richtung Punk gehen.
Insgesamt muss man Karin Rabhansl für ihre enorme Bandbreite an Stilrichtungen bewundern. Während sich die neuen Lieder überwiegend rockiger, krautiger und weniger akzentreich präsentieren, so klingt „Darenn de net“ wieder angenehm sanft, harmonisch und schon beinah ein wenig folklastig. „Du Voidepp“ groovt auf einer 1A-Bluesschiene. Ihr Klassiker „Mogst schmusen, mia wad’s wurscht“ kommt mit Reggae-Färbung noch lässiger und entspannter zur Geltung. Eine markante und einzigartig angenehme Singstimme, sowie die musikalische Versiertheit ihrer Bandkollegen, ermöglicht ihr dieses vielfältige Spektrum an künstlerischem Ausdruck. Funny van Dannen trifft Tracy Chapman und Alanis Morissette.
Auch inhaltlich beschäftigt sich Rabhansl nicht nur mit Liebe, Sehnsucht und dem Schmusen, sondern auch mit eher Themen, die sich um Tod und Alleinsein im Alter beschäftigen. Sogar das Thema Organhandel greift sie auf ihrem neuen Album auf. Der Song klingt berstend, laut und schon fast wie eine Aufschrei, eine Rebellion. „Was kostet ein Herz?“ singt sie ins Mikro. Hier zeigt sich, was all ihre Songs, all ihre Alben eigentlich verbindet. Alles aussprechen, was einem auf der Seele brennt, den Gedanken einfach frei zu lassen statt jegliche Geschehnisse in künstliche Dekorationslyrik umzuwandeln, genau das zeichnet die charismatische Singer/Songwriterin aus. Die Welt braucht mehr von Karin Rabhansl, München braucht mehr von Karin Rabhansl. Zum Innehalten, zum Träumen, zum Lachen und um die Dinge des Alltags, so wie sie sind, einfach mal so wahrzunehmen, wie sie sind.
Setlist: Wenn’s Dir a Freid mocht / Losst’s me geh / Cool / War des ois / Mogst schmusn, mia wad’s wurscht / Preiskampf / I bin I / Darenn de ned / Aloa / Ohne mich / Voidepp / Wenn I doad bin / Das Wetter wär‘ so schön / Heimspiel / 60 Watt Sonne / Geht auseinander / Mia brenn ma / Scher dich doch zum Teufel / Hoam – Zugabe: Freia Foi
Bericht: Franziksa Reinhart
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