Who’s Gonna Be The One – Jinjer im Backstage (Bericht)

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Dass das Backstage sehr akribisch versucht, seine Bühnen in der Corona-Pandemie zu befüllen, ist ja mittlerweile bekannt. Dass sogar internationale Bands aus Risikogebieten spielen, ist tatsächlich neu! So war Jinjer aus der Ukraine nicht das erste Mal, sondern gleich für Show Nummero Zwei am 22. September 2020 mit den Supports Aeries und Ghost Iris in München zu Gast. Mit dieser Show haben Abstandskonzert-Verweigerer quasi keine Grundlage zum Nörgeln mehr.

Den Start machen die Newcomer Aeries, die nach nur zwei veröffentlichten Singles direkt für Jinjer eröffnen dürfen. Und das völlig zurecht. Angedjenteter melodischer Metal mit Frontfrau, der zu überzeugen weiß, also perfekt für das heutige Konzert. Nebst sehr hübschen, beinahe hackbrettesquen Saiteninstrumenten ist ebenfalls das 2-Zopf-Frisurenkonzept der Sängerin aufgefallen, das einfach nicht zum Headbangen passt. Aber die Motivation stimmt und das ist die Hauptsache. Dass die Band noch sehr frisch ist, merkt man hie und da, aber alles in Allem ein sehr solider Auftritt mit viel Potential nach oben.

Ghost Iris sind ja schon bekannt in deutschen Gefilden und genauso routiniert geht die Band pünktlich um 19:42 Uhr auf die Bühne. Es fällt gar nicht auf, dass die Band ohne Bass spielt, da auch hier auf 8- oder 9-Saiter-Gitarren die Bässe extrem drücken. Auffällig ist die immer gleiche gutturale Gesangstechnik in diesen Djent-Prog-Melodic-Metal-Genre, die alle Bands an diesem Abend vertreten – ein bisschen Experimentierfreudigkeit würde in diesem Bereich ab und an gut tun. Dennoch holt der Sänger alles aus seiner Stimme raus, was geht, und begeistert mit seinen Gesangkünsten. Krasse Moves und der Entertainment-Faktor runden das Prog-Metal-Paket ab.

© Petra Schönberger

Das Licht geht aus im Bierzelt. Und dieses Mal erklingt nicht „Angels“ von Robbie Williams, sondern der wummernde Bass, das pointierte Schlagzeug und die aufbauende 8-Saiter-Gitarre (das ist ein Trend, oder?) von Jinjer, die mit „Teacher, Teacher!“ den ersten Prog-Metal-Brecher des Abends, der voller Brecher sein wird, auftischen. Hier ist die Devise Vollgas und zwar ohne Unterbrechung: In knapp 75 Minuten werden 15 Songs durchgeknüppelt. Zeit zum Verschnaufen gibt es hier kaum, aber die braucht es gar nicht, denn Jinjer schifft uns von einem „Wow!“-Moment in den nächsten. Wenn man denkt, dass der audiovisuelle Ausdruck der Trommelfell massierenden Extreme-Metal-Musik schon beeindruckend ist, muss man nur den Instrumentalisten mal genau zuschauen.

© Petra Schönberger

Dass aufgrund der Zeitbegrenzung so wenig auf das Publikum eingegangen wird ist tatsächlich ein wenig schade, bedenkt man die Wichtigkeit dieser Tour. Gerade für das Eventbusiness im Rock- und Metalsegment sind internationale Künstler von essentieller Bedeutung und Jinjer haben, in Kooperation mit Veranstaltern und Venues, bewiesen, dass dieser Markt nicht tot ist. Dieses Konzert war sozusagen der Lichtblick der Branche. 75 Minuten Vollgas. 75 Minuten Heavy Metal. 75 Minuten jenseits von Corona. Mit „This is it – we go back to quarantine“ verabschiedet sich der Headliner des Abends, wohlwissend, dass sie zwei Wochen zuhause bleiben müssen.

Setlist: Teacher, Teacher! / Sit Stay Roll Over / Ape / Judgement (& Punishment) / I Speak Astronomy / Who’s Gonna Be The One / Noah / Retrospection / Perennial / On The Top / Pit Of Consciousness / Home Back / Words Of WisdomZugaben: Pisces / The Prophecy

Bericht: Jakob Preißler

Herzlichen Dank an Petra Schönberger von Events For You zur Bereitstellung einer Bilder der Jinjer-Show am 17. September!