Grell, schrill, extravagant! David Bowie gilt zurecht als eine der schillerndsten Figuren der Rock- und Pop-Geschichte und hat mit Songs wie ‚Heroes‘ oder ‚Young Americans‘ die Ära der 70er- und frühen 80er-Jahre mitgeprägt. Mit „Star Dust“ widmete 2016 das Complexions Contemporary Ballet der Musik-Ikone ein spektakuläres Programm, das nun im Rahmen einer zweiteiligen Show vom 2. bis 7. Juli 2019 am Deutschen Theater in München zu sehen ist.
Der erste Teil „Bach 25“ besteht aber zunächst aus Choreografien zu Partituren des klassischen Barocks und überzeugt vor allem in den Ensemble-Passagen durch eine perfekte Aufteilung des Bühnenraums, Symmetrie und ein hohes Maß an Synchronizität. Die 16 Tänzerinnen und Tänzer setzen die meisterhaften Kompositionen von Johann Sebastian und Carl Philipp Bach mal kraft-, mal gefühlvoll in ausdrucksstarke Bewegungsbilder um. Die Darbietung wird so zu einem harmonischen Miteinander musikalischer und choreografischer Exzellenz, einer Mischung aus getanzter Leidenschaft und leidenschaftlichem Tanz. Selbst die an diesem Abend nicht ganz rauschfreie Akustik und ein paar kleinere Fehler bei den zahlreichen, sehr dynamischen Wechseln können so den Eindruck eines sehr gelungenen ersten Aktes nicht trüben.
Dennoch ist es erst der Beginn von „Star Dust“, der das Publikum vollends mitreißen kann. Das Arrangement von insgesamt elf Bowie-Titeln wird durch die Umsetzung der Star-Choreografen Dwight Rhoden und Desmond Richardson zu einem androgynen Reigen, der der bunten und provokanten Bühnenpersönlichkeit des Briten mehr als gerecht wird. Dieser außergewöhnliche Charakter bekommt in der Darbietung der Company seine tänzerische Inkarnation. Modern Dance in grandioser Form! Technisch versiert, ein bisschen Drag, sehr freizügig und sehr athletisch. Ein Spiel mit der Überwindung von Geschlechterrollen und sexuellen Identitäten, damals avantgardistisch und revolutionär, heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Spätestens bei „Heroes“ besteht großes Gänsehautpotential und auch das ausgefeilte Lichtdesign trägt nun seinen Teil dazu bei, dass man sich fast auf einem Glam-Rock-Konzert wähnt. Als dann mit „Let’s Dance“ der Theaterabend nach etwa 90 Minuten seinen gefeierten Abschluss findet, hat sich ein Großteil der Besucher längst entschlossen, nicht nur passiv an der Vorstellung zu partizipieren und erhebt sich begeistert von seinen Plätzen.
Fazit: Zwei fast schon disparate Akte ergänzen sich zu einer erstaunlichen Gesamtproduktion! ‚Star Dust – From Bach to David Bowie‘ zeigt modernes Tanztheater auf höchstem Niveau!
Kritik: Hans Becker