Bevor der erste Song beginnt, könnte man denken, dass eine Schülerband an diesem 29. April 2019 in der Münchner Muffathalle spielt. Die fünf Jungs der Gruppe Giant Rooks stehen auf der Bühne, blutjung schauen sie aus, die Jacke des Leadsängers Frederik Rabe etwas zu groß, alle Bandmitglieder grinsen. Doch das ändert sich, als die Show losgeht. Zuerst das Intro „Cara Declares War“, es ist ein Ausschnitt aus einem Interview mit Model und Schauspielerin Cara Delevingne: „In our culture we are told that if we’re beautiful, if we’re skinny, if we’re successful, famous, if we fit in, if everyone loves us that we’ll be happy but that, that’s not entirely true (…)“.
Dann starten sie: Piano und Synthesizer, Schlagzeug, zwei Gitarren, Bass und ganz viel Percussion von Sänger Rabe. Bei dem Song „Went Right Down“ von der neuen EP „Wild Stare“ trommelt er wild im Stehen, holt mit den Sticks jedes Mal bedeutungsvoll aus. Englischsprachiger Indie-Pop aus Deutschland, der international klingt – auf ihrer Tour bespielen sie nicht nur Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz, sondern unter anderem auch in Großbritannien.
Das Publikum in der ausverkauften Halle hört und schaut erst einmal gebannt zu – die Vorsängerin Sam Valdez aus Los Angeles hatte zuvor für eine eher verhaltene Stimmung gesorgt: der Gesang ähnelt Lana Del Rey, die Lieder leider alle sehr ähnlich melancholisch, ihre verträumte Art kommt nicht so an. Im Gegensatz dazu die Giant Rooks. Bei schnellen Nummern wie „Bright Lies“ sind sie energetisch, wirken selbstsicher und heizen an. Bei langsameren Stücken wie „Sighing Like a Sleeper“ nerven nur einzelne ZuschauerInnen, die Pausen im Song mit Gelächter und Zwischenrufen stören.
Das ganze Konzert wird von der grundsympathischen Art der Band und vor allem vom Charisma des Sängers getragen. Er betont oft wie „nice“ er das alles findet und man kauft es ihm ab. „Wir waren schon dreimal als Vorband hier, und jetzt das erste eigene Konzert, das ist krass.“ Bei dem Song „Chapels“ will er einen Chor anstimmen, fast väterlich sagt er: „Keine Sorge, ich zähl euch ein.“
Bei den bisher drei erschienenen EPs zahlt man so viel, wie man will, der Merch ist Fair-Trade, sie wirken auf dem Boden geblieben – man kann der Band wenig vorwerfen. Vielleicht die überbetonte, spezielle Aussprache von Rabe oder der immer sehr eingängige Pop, aber dafür stehen sie und das machen sie auch richtig gut. Ein Highlight ist ein Cover von David Bowies „Life on Mars“ zusammen mit Sam Valdez – seine tiefe, leicht kratzige und ihre träumerische Stimme harmonieren wunderschön.
Bei der Zugabe „Rainfalls“ wird es auch musikalisch noch einmal experimenteller. Mit einer Loop-Station baut sich langsam ein sehr episch klingender Chor auf, der im Laufe des Songs in einer musikalischen Ekstase ausbricht. Zu fünft lassen sie sich am Ende noch einmal bejubeln, sie kommen im Anschluss noch zum Merchstand, kündigen sie an. An diesem Abend haben sie abgeliefert.
Setlist: Clara Declares War / 100 MG / Went Right Down / Bright Lies / Slow / Head by Head / Sighing Like a Sleeper / Chapels / Walled City / Wild Stare / Itchy Feet / Life on Mars? (David Bowie Cover – mit Sam Valdez) / Mia & Keira (Days To Come) – Zugaben: Rainfalls / New Estate / King Thinking
Bericht: Katharina Holzinger