Im Prinzregententheater ist der Titel Einladung, Statement und Arbeitstitel zugleich: „Clowns! – Die Kunst des Lachens“ feierte am Mittwoch vor vollem und gespanntem Saal Premiere, eine Eigenproduktion aus dem Hause MünchenMusik. Schon jetzt kann gesagt werden: Die Vorfreude lohnt sich! Angefangen mit einem alten Mann (Avner Eisenberg), der die Bühne wischt und sich dabei etwas ungeschickt anstellt, reihen sich verschiedenartige Nummern aneinander.
„Ob durch Akrobatik, Situationskomik, Slapstick oder stummes Mienenspiel: Clowns besitzen die unnachahmliche Fähigkeit, an unser innerstes, unverstelltes Ich zu appellieren, uns zu Komplizen zu machen, zu berühren und zum Lachen zu bringen“, so wirbt der Veranstalter MünchenMusik für den Abend. All diese Elemente und noch mehr reihen Dramaturg Lutz Weber und Joschi Vogel (Regie) zu einem harmonischen Bild. Die bunte Mischung aus Nationalitäten und Disziplinen wird schon im Bühnenbild angedeutet. Ein Zirkuswagen am Bühnenrand, eine große Wand, die für Schattenspiele genutzt wird, eine Wäscheleine mit einigen bunten Socken im Hintergrund, zwischen den Musikern ein Plastikbaum.
Die Künstler reisen gemeinsam an, indem hinter der Wand ein kurioser Schatten den nächsten vor sich her scheucht. Es folgt ein entspannter Abend, der trotzdem voller Aufregung und Überraschung steckt.
Les Frères Taquins brechen schon zu Beginn mit einer Nummer á la „Best-Of-Fernsehabend“ das Eis. Mit großer körperlicher Präzision und vielen winzigen Bewegungen schaffen sie es, das Publikum aus der Reserve zu locken. So fürchtet sich der kleine vor dem großen Mann beim ersten Zusammentreffen, Sekunden später springt dieser dem Schmalen vor Angst auf den Schoss beim Sound eines Horrorfilms. Avner Eisenberg tritt erneut auf als Artist, der seine Einlagen nicht schafft, und zitiert damit die Welt von Theater und Zirkus ebenso klug wie unterhaltsam. Leonid Beljakovs Disziplin erwartet man wohl unter dem Motto Clowns! am Wenigsten: Er arbeitet mit Hunden, schafft es aber neben kleinen Kunststücken auch, Situationen zu erzeugen, in denen die Hunde scheinbar dem Trainer auf die Schippe nehmen, das Publikum ist entzückt!
Der Publikumsliebling allerdings: Jigalov & Fred. Der Schicke und der Blöde, ein Konzept, welches vor allem durch seine Kontraste zum Lachen bringt. Ebenso simpel wie wirkungsvoll, versucht der eine seinen seriösen Auftritt vorzubereiten, während der andere ihm durchgehend die Show stiehlt und ihn dadurch endlos lächerlich macht. Hier heißt das Motto: Slapstick! Die Zuschauer sind begeistert und johlen vor Vergnügen, auch wenn die Gags teilweise wiederholt werden. Dieses Duo ist zudem das einzige, welches sich an wenigen Stellen der leichten Zugänglichkeit vulgärer Komik bedient.
Sergej Maslennikov ist ein Allround Talent, das mit ein bisschen Akrobatik, ein bisschen Jonglage und ein bisschen Clownsgekicher sicher auch alleine einen Abend mit seiner Vielfalt füllen könnte. Er bringt nach schrillen Nummern zum Teil wieder etwa Ruhe in den Saal und zieht die Blicke auf Details, wie ein einzelnes Cognac-Glas. So entsteht eine ausgeglichene Dramaturgie, es reiht sich nicht ein Schenkelklopfer an den anderen, sondern Staunen an Schmunzeln an lautes Auflachen. Die musikalischen Zwischentöne steuern Uwe „Budde“ Thiem und Yogo Pausch bei, die mit Percussions und Piano, dazu dutzenden Utensilien von Quietschehuhn bis zu Muh-Dose, einige aufgeweckte Stücke zum Besten geben und so zwischen den Nummern etwas lockern und zugleich die Stimmung heben. Ausklingen lassen die Frères Taquins den Abend mit einer Einlage von Mechaniker und lebensgroßer Puppe. Auch hier beeindrucken sie durch unglaubliche Körperspannung in Präzision, bringen aber zugleich durch einfache und liebenswerte Mittel, wie das Umschmeicheln einer Zuschauerin, zum Lachen.
Sicher widerspricht keiner die Besucher der Aussage: Hier hatte heute jeder Einzelne einen schönen Abend! Genau das schafft dieses vielfältige Zusammentreffen in reichlichen zwei Stunden mit Pause problemlos. Künstler, die ihr Handwerk beherrschen und deren Ziel es ist, zu beeindrucken, zu überraschen und zum Staunen zu bringen, kommen zusammen und zeigen: Auch wenn Theater keine politische Position ergreift oder zu tiefgründigen Überlegungen anregt, ist es einen Besuch wert. Denn hier heißt das Statement: Lachen!
„Clowns! – Kunst des Lachens“ – noch bis 7. April 2019 im Prinzregententheater
Kritik: Jana Taendler