I Remember You – Skid Row im Backstage Werk (Konzertbericht)

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Der Sound des 80er-Jahre Hard Rock trifft auf die Attitüde des Punks und als Topping gibt es das Haarspray des Glam – so in etwa könnte man das Genre des Sleaze Rock bezeichnen. Die bekanntesten Vertreter und Mitbegründer des Genres sind neben Guns’n’Roses die aus New Jersey stammenden Skid Row. Während Guns’n’Roses nach wie vor Stadien füllen, gab es bei Skid Row viele Rückschläge, der schwerste wohl die Trennung vom einstigen Gesicht der Band, Sebastian Bach. Diese Entzweiung liegt jedoch schon viele Jahre zurück und mittlerweile hat sich das Bach-lose Skid Row bestens etabliert. Auf ihrer United World Rebellion-Tour sind sie nun am 26. November 2019 bereits das zweite Mal in München im Backstage zu Gast.

Nachdem die Backstage Halle für den Abend bereits fest verplant war, muss die Combo um Ex-Dragonforce Sänger ZP Theart notgedrungen im doch deutlich größeren Werk aufspielen, welches jedoch mit Hilfe von Vorhängen und Absperrgittern bewusst verkleinert wurde. Der große Vorteil ist, dass endlich einmal ihre gesamte Produktion auf die Bühne passt!

Zunächst aber startet es britisch, auch wenn es nicht so klingt: Hollowstar eröffnen vor einem recht gut gefüllten Haus den Abend. Eine noch sehr junge Truppe, die dennoch ordentlich was auf dem Kasten hat. Soundtechnisch sind die Vorbilder klar herauszuhören, moderner Ami-Rock trifft britischen Charme, als Referenzangabe könnte man Black Stone Cherry in den Raum werfen. Nette Ansagen, einmal abgesehen von den mittlerweile mehr als abgedroschenen Brexit-Witzen, und eine hervorragende Animation des Publikums wärmen hier schon einmal auf für die Folgegruppen auf und brennen den Namen Hollowstar unter „für gut befunden“ in das Gehirn der meisten Zuschauer ein.

Was bei Hollowstar fast zu gut ausgemischt und produziert war, geht bei ihren Landsmännern von FM einmal in die Gegenrichtung. FM starten als namhafte Verstärkung des Billings mit einem immens schlechten Sound in den Abend, Frequenzen negieren sich gegenseitig und die Lautstärkeverteilung lässt den rockigen Sound vom quietschenden Keyboard geradezu zertrümmern. Es braucht mehrere Songs, um den Sound auch nur irgendwie in den Griff zu bekommen, was allerdings auch nicht schlimm ist, denn bei FM gilt das berühmte AC/DC Song-Prinzip: Kennste einen, kennste alle. Was am Anfang noch qualitativ hochwertiger Melodic Rock ist, fährt sich schnell platt und mutiert zu immer demselben Brei. Den anwesenden Fans der Band ist all das egal, trotzdem muss man objektiv gestehen: das können die alten Herren eigentlich besser.

Setlist: Tough It Out / Don’t Stop / Bad Luck / All Or Nothing / That Girl / Life Is A Highway / I Belong To The Night / Burning My Heart DownZugabe: Killed By Love

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Nun aber sind Skid Row an der Reihe: „Riot Act“ und „Big Guns“ als Start ist auf jeden Fall ein guter, knackiger Ansatz, um die Anwesenden aus dem FM-Schlaf zu erwecken. Die Amerikaner sind keine Band, die bei ihrer Setlist großartig experimentieren, auch heute orientieren sie sich stark an der Setlist ihres letzten München-Besuchs. Das ist keines Falls negativ gemeint, denn Skid Row-Fans gehen genau wegen eben diesen Songs Jahr für Jahr wieder auf die Konzerte, eine Band mit viel Konstanz könnte man sagen. Einen Unterschied zum letzten Mal bemerkt man allerdings schnell: Die Stimmung ist sehr verhalten. Kaum Bewegung, kaum Gesang, eigentlich fungiert das Publikum heute als stiller Beobachter. Die Band gibt ihr Bestes, das Publikum zu motivieren, doch weitestgehend vergebens. Man kann es auf den Dienstagabend schieben oder den zu langsamen Voract, aber für eine Rockshow ist das zu wenig. Wie zu erwarten gibt es von der Band wenig Überraschungen, neben den Dauerbrennern wie „18 And Life“, „I Remember You“, dem Gitarrenduett und dem obligatorischen Ramones-Cover schummeln sich nur wenige Neuheiten ins Programm.

Setlist: Riot Act / Big Guns / Piece Of Me / Livin‘ On A Chain Gang / 18 And Life / Thick Is The Skin / Psycho Therapy (Ramones cover) / I Remeber You / Ghost / Monkey Business / Makin‘ A MessZugaben: Slave To The Grind / In A Darkened Room / We Are The Damned / Youth Gone Wild

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Das Fazit ist hier eigentlich dasselbe wie schon beim letzten Mal: Können Skid Row ohne Bach? JA! Rocken sie live? Absolut! Gibt es hier noch mehr zu sagen? Nein! Das wars, eine wirklich solide Rock Show ohne viel Schnörkel, die man sich immer gerne wieder anschaut.

Bericht: Luka Schwarzlose
Fotos: Martin Schröter