Duo der Illusionen – „Zweifach magisch“ am GOP. Varieté Theater (Bericht)
Hinter jeder artistischen Nummer steckt ja scheinbar ein Fünkchen Magie, aber Zauberkunst auf der Bühne erlebt man im GOP. tatsächlich eher selten. Das ändert sich mit der diesjährigen Sommershow und das Publikum wird nicht nur durch die Artistik verzaubert, sondern in einen Bann von Illusionen gezogen, die wir nicht erklären können und uns in Staunen versetzen. Die Show „Zweifach magisch“ feierte am 18. Juli 2025 im GOP. Varieté Theater Premiere.
Und der Fokus auf Zauberkunst kommt nicht von ungefähr – denn die Gastgeber*innen des Abends sind wahre Meister*innen der Illusionskunst und umrahmen die Show mit ihrer sympathischen Moderation sowie ihren beeindruckenden magischen Einlagen. Jay & Jade verbindet die Liebe zur Zauberei sowie zueinander – ein unschlagbares Duo, das von den Artistik-Bühnen der Welt nicht mehr wegzudenken ist. Der Finne Jay Niemi überzeugt dabei besonders mit seinem Bird Act, bei welchem er immer wieder neue Vögel auf die Bühne zaubert. Ob Tauben, Papagei oder Kakadu: Jay zaubert sie aus dem Nichts her. Unglaublich und unterhaltsam zugleich! Die Australierin Jade Devine ist sowohl als seine Assistentin als auch selbst als Zauberkünstlerin zu erleben. In einer spannenden Nummer mit drei Damen aus dem Publikum lässt sie eine von ihnen fliegen. Wie das funktionieren soll? Wir werden es wohl nie erfahren.

Doch es wäre nicht das GOP., wenn nicht noch weitere Künstler*innen mit verschiedensten artistischen Einlagen eingeladen wären. Und so findet die Magie des Abends auf ganz unterschiedlichen Ebenen statt. Katheryna Nikiforova scheint in ihrer Bouncing Jonglage die Bälle schier magisch zu beherrschen. Es wirkt, als würden die Bälle genau das tun, was sie will. Kein einziges Mal entgleitet ihr auch nur einer der vielen Tennisbälle, die sie perfekt zur Musik abgestimmt jongliert. Dmytro Shmygovskye beweist, dass eine Pole-Stange nicht fest am Boden stehen muss, um sie artistisch zu bespielen. Mit seiner Flying-Pole-Nummer dreht er sich selbst in schwindelerregenden Höhen federleicht um die Stange und zeigt mit tänzerischen Elementen viel Ausdruck und Beweglichkeit. Der ehemalige Stuntman Alexandr Batuev musste sich nach einer Verletzung beruflich umorientieren und fand seine Leidenschaft in der Kontorsion. Dass er mit dieser Einlage mehr als erfolgreich ist, zeigen seine Engagements am berühmten Moulin Rouge in Paris sowie seine Auszeichnung auf dem Circus Festival in Monte Carlo.
Neben diesen Einzelkünstler*innen wartet das Programm „Zweifach magisch“ passend zum Titel auch mit einigen Duos auf. Das Duo Shum hat eine beeindruckende Nummer am Cyr Wheel dabei – eine Disziplin, die häufig alleine gemeistert wird. So zeigt sich, wie vielseitig und ausdrucksvoll sich das Element zu zweit bespielen lässt. Das Duo Alansia beweist sich in Kraft und Eleganz an den Strapaten. Dabei hält nicht nur Alex das Gewicht seiner Anastasiia, sondern auch umgekehrt. Publikumslieblinge des Abends sind aber Korotin & Makiyev mit ihrer Hand-auf-Hand-Akrobatik. Die beiden Männer aus Kasachstan waren jahrelang Turner im dortigen Nationalteam, beeindrucken nun aber als Artisten das Publikum mit unvorstellbaren Akrobatik-Tricks. Mit faszinierender Präzision, körperlicher Perfektion und einer beinahe surrealen Leichtigkeit zelebrieren sie ihre Kunst – eine Symbiose aus Kraft, Vertrauen und Körperbeherrschung, die das Publikum in Staunen versetzt.

Der Abend ist unglaublich unterhaltsam und abwechslungsreich – von verschiedensten artistischen Disziplinen über Zauberkunst bis hin zu Clownerie durch den charmanten Amerikaner Joel Baker ist bei diesem Programm wirklich für jede*n etwas dabei! Was sich dabei allerdings nicht klar einfügt, ist die Rahmung als urbane Stadtgesellschaft mit industriell-angehauchtem Bühnenbild (Sebastian Drozdz). Dieses ist zwar eindrucksvoll in Anlehnung an den Eiffelturm angelegt worden und versprüht einen Hauch von Metropolengefühl im GOP., allerdings hat das Programm mit seinem Schwerpunkt auf Zauberei im ersten Moment nur wenig mit Industrie- und Stadt-Gesellschaft zu tun. Einen Punkt muss man Regisseur Aleks Uvarov dabei allerdings lassen: Die Erbauung des Eiffelturms mag für die damalige Bevölkerung der Stadt Paris wie die Entstehung eines magischen Wunderwerks gewesen sein.
Zumindest zeigen sich die Performer*innen sowohl in der Eröffnungs- wie auch der Schlussnummer im urbanen Stil mit Büro-Outfits und hetzen über die Bühne, als würde ihnen gleich die nächste U-Bahn wegfahren. Ob es diese Klammer braucht, sei dahingestellt. Wichtig ist: Der Abend ist abwechslungsreich und packend. Von Langeweile keine Spur! Wer über den Sommer also so richtig verzaubert werden möchte, darf sich „Zweifach magisch“ definitiv nicht entgehen lassen.
Die Show läuft noch bis 12. Oktober. Weitere Informationen HIER!
Bericht: Rebecca Raitz


