„Ich werd‘ nie wieder der Alte sein“, heißt es da im Chorus von „Haare grau“. Wohl wahr, denn Yassin, die eine Hälfte vom Duo Audio88 & Yassin, hat sich endlich überwunden und sein erstes Solo-Album aufgenommen. „Ypsilon“ nennt sich das Werk und erscheint am kommenden Freitag, 18. Januar 2019. Ein großer Schritt für den Rapper, doch wie schafft man es, alleine das Niveau des Erfolgsduos zu halten? Gar nicht, scheint die Antwort, denn ein ganz anderer Ansatz muss her: keine Kopie, eher eine Neuerfindung. Yassin muss seine eigene Sprache auf dieser Platte finden und Lieder herausbringen, die nicht dem Trend hinterherhecheln und auch in zehn Jahren noch so funktionieren wie eben heute. Eine große Aufgabe – aber ob sie gelungen ist?
Spannend sind die Beats, die überraschend düster und traurig wirken („1985“, „Panzgerglas“), während im Gegensatz dazu dann manchmal fast Partylaune aufkommt („Haare grau“, „Samthandschuh“). Insgesamt hat das gesamte Album aber einen nicht nur hohen Storytelling-Anteil über die eigene Geschichte, sondern vor allem auch einen wesentlich ernsteren Touch, wie man es sonst nicht von Yassin gewohnt ist. Diese autobiografische Ader bringt er textlich gekonnt und klar zum Ausdruck, ohne dabei in Kitsch oder zu viel Emotionen abzudriften – im Gegenteil, er konzentriert sich darauf, was er erzählen will, weniger darauf, wie verschnörkelt es rüberkommt.
Den ersten Schock nach dem Autotune-lastigen „Intro“ hat man schnell verdaut, zum Glück hat sich Yassin von diesem umstrittenen Trend ferngehalten, der seinem Ziel, ein zeitloses Album zu machen, ziemlich sicher im Weg gestanden hatte. Stattdessen konzentriert er sich eben einmal auf all das, was im deutschen Rap zu kurz kommt – innovative Instrumentals, ausdrucksstarke Texte und dennoch der richtige Grad an Abwechslung. Fraglos bereits jetzt eines der Sternstunden des deutschsprachigen Raps 2019. Wer das übrigens live erleben will, sehe sich die Daten zur Tour 2019 ein wenig näher an – denn auch in München sieht Yassin vorbei, am 26. März im Strom. Der Club spricht schon einmal für ordentlich Bass und warme Temperaturen – für die dementsprechende Stimmung wird die Musik sorgen, da sind wir uns sicher.