Thrash Metal an einem Donnerstag ist immer so eine Sache… Einerseits möchte man Gas geben und ausgelassen feiern, die Sau rauslassen eben, andererseits ruft am nächsten Tag bei den meisten Besuchern die Arbeit, viele haben auch schlichtweg noch die vielen Festivals im Nacken. Das sollte aber für einen energiegeladenen Act wie Warbringer kein Problem darstellen, oder? Das Konzert am 16. August 2018 im Backstage Club sollte es zeigen.
Den Anfang macht die Backstage-Hausband Tortureslave, die sich langsam aber sicher einen Namen in der Szene aufbauen. Ihre Genrekombination ist irgendwo zwischen Thrash Metal und Core angesiedelt, mit einer Prise Black Metal, also Blackened Thrash-Core sozusagen. Das klingt jetzt in der Theorie ein wenig schwammig, live aber lässt es keine Fragen offen. Sehr motiviert versucht die Band immer wieder Bewegung in das leider noch sehr kleine Publikum zu bringen, mit mäßigem Erfolg. Bei den bisher doch überschaubaren Gästen kommen sie allerdings trotz der Bewegungsstarre gut an, zum Auftauen hat es allerdings schlicht noch nicht gereicht. Solide Performance und ein origineller Sound, eine absolut empfehlenswerte Band.
Weiter geht es mit Warbringer: Wer diese Band im Hard & Heavy-Bereich noch nicht auf dem Schirm hat, sollte sich schämen. Die Truppe aus den USA steht den Genregrößen in Nichts nach und steigert sich von Album zu Album langsam Richtung Thrash-Olymp. Mit ihrem letzten Longplayer „Woe to the Vanquished“ haben sie neben Testament’s „Brotherhood of the Snake“ und Exodus‘ „Blood In Blood Out“ eines der stärksten Thrash-Werke der letzten zehn Jahre veröffentlicht. Das Album macht auch gleich den Anfang im mittlerweile zumindest etwas besser gefüllten Backstage Club. Synchron-Headbangen ist angesagt, nein, hier hat keiner die Lüftung angemacht, hier sind Metal-Walzen am Werk. John Kevill, der Sänger der aus Ventura stammenden Old-School-Thrasher, strahlt auf der Bühne pures Charisma aus, nur noch getoppt von seiner makellosen Gesangsperformance. Interessanterweise haben Warbringer als Manowar-Coverband angefangen, davon ist allerdings nicht mehr viel übrig, auch stimmlich war es mit großer Sicherheit die einzig richtige Entscheidung, sich mehr Richtung schnell und dreckig zu orientieren. Satte eineinhalb Stunden Vollgas und das zu sage und schreibe einem Zehntel eines Metallica-Tickets! Gegen Ende kommt auch endlich Bewegung in die Sache: Ein maximal 10-Mann-Circle Pit rauscht durch den Club, Mission accomplished!
Setlist: Silhouettes / Woe To The Vanquished / Remain Violent / Shellfire / Power Unsurpassed / Total War / Severed Reality / The Turning Of The Gears / Hunter-Seeker / Jackal / Prey For Death / Living Weapon / Living In A Whirlwind – Zugabe: Combat Shock
Warbringer halten wie immer, was sie versprechen, und liefern ein abwechslungsreiches und massives Set ab, dem wahrscheinlich jeder, der sich in den härteren Musikkreisen orientiert, etwas abgewinnen kann, nicht nur die eingefleischten Thrash-Veteranen. Ein Fazit braucht man bei dieser Band nicht ziehen, das war eine Eins mit Sternchen, die keiner Kritik bedarf.
Bericht: Luka Schwarzlose