Nach all den sonnigen und brühheißen Tagen musste es wohl so sein – es regnet. In Strömen. Für das Tollwood Festival hat das interessanterweise kaum einen Abbruch an einem Sonntag, die Leute wimmeln dennoch über das Gelände. Teile von ihnen zieht es an diesem 7. Juli 2019 automatisch in die Musik-Arena. Dort ist heute der britische Pianist Tom Odell mit Band zu Gast, im Vorprogramm der Landsberger Durchstarter Malik Harris. Das Zelt füllt sich nur schleppend, aber zum Ende wird die Stimmung bestens sein.
Punkt 19 Uhr ist der Startschuss für Malik Harris. Für den erst 21-Jährigen aus Landsberg am Lech ist es fast ein Heimspiel in München, dementsprechend ist Familie und Fanclub mit angereist, die sich immer wieder lautstark bemerkbar machen. Aber auch ohne die Unterstützung ist ihm die Gunst des Publikums sicher, so laut wie nach jedem der Lieder gejubelt wird. Kein Wunder, so professionell und durchgetaktet wie seine Lieder sind, wie mitreißend und clever performt. Mit Loop Station in bester Ed Sheeran-Manier spielt er sich durch seine noch sehr kleine Diskografie. 2018 habe er angefangen, sagt er, damals mit „Say The Name“. Mittlerweile ist auch „Welcome To The Rumble“ veröffentlicht, es folgt alsbald „Like That Again“. Es geht grad richtig los bei Harris – hoffentlich geht es immer weiter. Stark!
Setlist: When We’ve Arrived / Pleasure & Pain / Like That Again / Welcome To The Rumble / Say The Name
Kurz darauf wird es wieder dunkel – um 20:07 Uhr. Natürlich, so ein Genre-Grenzgänger und Ausnahmemusiker wie Tom Odell nimmt es nicht so ganz genau mit den Anfangszeiten. Dafür ist die Stimmung ab den ersten Akkorden von „I Know“ dermaßen angestiegen, dass man denken könnte, da wären zehntausende Menschen, die dem Musiker zujubeln. Die Devise wird schnell deutlich: Rock und Energie! Die obligatorischen Balladen wie „Heal“ gibt es natürlich dennoch, aber sonst packt der Brite die komplette Bandbreite seiner mitreißenden Lieder aus. Draußen, das hört man in den wenigen Pausen, tobt das Unwetter, es regnet ohne Unterlass. Wohl ein Anreiz, „Storms“ als erste Zugabe auf die Setlist zu packen. Direkt dahinter: „See If I Can“. Es ist laut, manchmal ein wenig dreckig, aber vor allem exklusiv. Zuletzt dürfte er diese B-Seiten vor Jahren gespielt haben.
München, sagt er, da freut er sich immer drauf. „So lange ihr immer wieder kommt, werde ich immer wieder kommen“. Die Münchner wissen das schon längst, viele Gesichter sind längst Stammpublikum und wollen weit mehr hören als den Überhit „Another Love“. Odell gibt ihnen das, was sie wünschen – und wahrscheinlich auch das, was er selbst mag. Mit so einer Passion, Leidenschaft, mit so einem Tatendrang zu musizieren, wie Tom Odell es tut – das kann man nicht spielen oder inszenieren, das muss man einfach lieben. Natürlich ist der Sprung auf seinen Flügel wieder dabei. Und natürlich hüpft er bei „Hold Me“ ins Publikum. Ein Fan darf den Refrain singen, ein gewagtes Unterfangen – nicht dieses Mal, das junge Mädchen ist tonsicher und bringt den Songwriter selbst zum Lächeln. Eigentlich lächelt er ja die ganze Zeit. Und das Publikum sowieso. Egal, in welches Setting man Tom Odell stellt, er performt dermaßen enthusiastisch, dass man sich fragen kann, ob er nur in Konzerten lebt und ansonsten einfach nur auf das nächste wartet. So viel stärker als noch im Januar in der TonHalle – das nächste Mal kann gar nicht schnell genug kommen!
Setlist: I Know / Sparrow / Still Getting Used To Being On My Own / Half As Good As You / Heal / Tears That Never Dry / Grow Old With Me / Can’t Pretend / Hold Me / Son Of An Only Child / Piano Man (Billy Joel cover) – Zugaben: Storms / See If I Care / Get Back (The Beatles cover) / Concrete / Another Love
Bericht: Ludwig Stadler