Glücksrezepte – Teesy im Backstage Werk (Konzertbericht)

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Am Ende liegen sie sich noch einmal in den Armen, verschwitzt und lächelnd, vor dem Münchner Publikum im Backstage Werk. Der Rapper und Sänger Teesy und sein Kumpel NKSN, ebenfalls Rapper/Sänger. Teesy hat ihn als Support mit auf Tour genommen, als Voract war er angekündigt. Aber an dem Abend übernimmt er nicht nur die klassische Rolle des „Vorrappers“, sondern bleibt gleich auf der Bühne. Heute ist er Backgroundsänger und Backup-Rapper gleichzeitig, später performt er mit Teesy nochmal einen seiner eigenen Songs und ein Cover zu „Walking in Memphis“. Es ist selten, dass Support und Hauptact so gut harmonieren und zusammen funktionieren wie in dieser Tour und an diesem 9. Dezember 2018 in München.

© Robert Krahn

20:15 Uhr: Teesy stürmt die Bühne und performt mit seiner Live-Band den Song „Usain Bolt“. Das Besondere ist seine starke Bühnenpräsenz und Ausstrahlung. Es wirkt, als ob sein ganzer Körper von der Musik besessen ist, er fühlt es – und das Publikum auch. Teesys Arme fuchteln herum, er schüttelt die Hüften und tänzelt die Bühne auf und ab. Vor allem bei Liedern vom neuen Album wie „Wesley“ oder „Likes“ wird seine Leidenschaft für die Musik so richtig sichtbar. Von seinem früheren Markenzeichen Hemd/Fliege/Hosenträger hat er sich zum Glück verabschiedet, mit offener Jeansjacke und Shirt wirkt er im Vergleich zu früheren Auftritten, wie zum Beispiel 2014 im Hansa 39 des Feierwerks, viel lockerer und selbstbewusster.

Teesy kennt sein Publikum und weiß, was sie wollen. „70 Prozent Frauen hier, oder?“, sagt er bevor er zu seinem Song „Girls“ ansetzt. Seine Hymne an alle Frauen, sie belohnen das mit Kreischen. Seine alten Hits wie „Generation Maybe“, „FC Fernweh“ oder „Rom & Paris“ liefert er aber genauso ab, letzteren sogar mit einer Mitmachaktion, bei der am Ende das ganze Backstage Werk die Zeile „Du bist gerade richtig“ dreistimmig mitgrölt.

Was das gesamte Konzert trägt, ist seine vielfältige und herausragende Stimme. Sie kann Soul, Pop, Ballade und Rap – und nichts so halb, sondern alles richtig, richtig gut.  Bei „Renaissance“ verwandeln sich die Leute in eine Hip Hop-Crowd, bei schön-kitschigen Balladen wie „Tones“ singen sie mit und strecken vorbildlich die Feuerzeuge und Handylichter nach oben.

Nur teilweise wirkt Teesys Show zu übereifrig. Drei Outfit-Wechsel lenken eher ab, als dass sie Sinn machen, und auch ein kurzer Schauspiel-Sketch zusammen mit NKSN funktioniert beim zweiten Mal schon nicht mehr richtig. Auch das standardmäßige Zum-Klatschen-Auffordern kommt mindestens einmal zu oft vor. Das braucht es nicht, denn seine mitreißende Art, die textsicheren Fans und die abwechslungsreiche Musik reichen für ein wunderbares Konzert aus. Es wirkt, als ob er es allen beweisen will, dass er es live drauf hat. Leipzig musste abgesagt werden, weil nicht genug Tickets verkauft worden sind, die Tour ist nicht ausverkauft. Vielleicht ist er für manche als Künstler nicht so greifbar, weil er sich nicht so leicht in Schubladen stecken lässt.

Rapper? Sänger? Er ist irgendwas dazwischen oder einfach beides. Aber genau das macht ihn besonders. Wer Cro mag, gute deutschsprachige Musik oder einfach einen abwechslungsreichen Abend, sollte bei der nächsten Tour von Teesy vorbeischauen. Lohnt sich!

Setlist: Home Sweet Home / Usain Bolt / Girls / FC Fernweh / Wünsch dir was / Generation Maybe / Likes / Die Suche nach der Tiefe an der Oberfläche / Tones / Stranger / Wesley / S.C.G.A / Glücksrezepte / Rom & Paris / Ich Lebe für Dich / Walking in Memphis (Cover mit NKSN)/ StoryZugaben: Renaissance / Perfect (mit NKSN) / Keine Rosen / Jackpot