Während manche Bands – und selbst wenn sie vom anderen Ende der Welt stammen – Dauergäste auf den deutschen oder europäischen Bühnen sind, machen sich andere Bands äußerst rar. An fehlender Popularität liegt es zumindest bei Slaughter To Prevail nicht – die gebürtig russische und mittlerweile in Florida angesiedelte Deathcore-Band ist schon seit einigen Jahren nicht nur weit oben, sondern an der absoluten Speerspitze des Genres angesiedelt. Auch wenn sie regelmäßig touren, sieht man sie aber meist nur in Amerika; in Deutschland waren sie zuletzt 2015 zu Gast. Höchste Zeit für die Rückkehr, dachte sich wohl auch die Gruppe um Alex Terrible. Ihre Europa-Tour im Januar und Februar war rasend schnell ausverkauft, wie auch das Konzert am 19. Januar 2024 im Backstage Werk!
An der Location beim Hirschgarten ist Großkampftag – alle Konzerte in Werk, Halle und Club sind restlos ausverkauft. Trotzdem gelingt der Einlass zackig und man findet noch einen Platz. Auf Supports oder gar Tour-Packages wurde verzichtet. Um 21 Uhr lichtet sich das Backstage und es beginnt ein insgesamt 10-minütiger Dancepop-Song, der mit leichter Strobo-Show fröhlich vor sich hinwabbert und mehr auf einen Rave als ein Gitarrengewitter vorbereitet. Doch natürlich weit gefehlt: Als der letzte Ton verklungen ist, öffnet sich der Vorhang vor der Bühne und zum Vorschein kommen Slaughter To Prevail mit ihren längst ikonischen Masken. Schon die ersten Töne von „Bonebreaker“ bringen die Menge zum Toben und euphorischem Eröffnen des Moshpits – und als Alex Terrible die Bühne betritt und zum druckvollen Startschuss ins Mikrofon grünzt, gibt es kein Halten mehr. STP sind nach so vielen Jahren in München, das muss gefeiert werden.
Natürlich kommen die Herren aber nicht um eine ausführliche Ansage um die Situation in ihrem Land drum herum – und da werden sie deutlich: der Krieg ist klar zu verurteilen, ein Mitgrund für ihre Auswanderung war die politische Lage im Land. Wie mit Personen im Land, die die Situation verurteilen, umgegangen wird, erinnere Terrible an den Roman „1984“ – passend dazu habe die Band 2022 einen gleichnamigen Song geschrieben, den sie im Anschluss spielen. Auch ihr aktuellster Streich „Viking“ ist in der Setlist – einschließlich des fast schon ikonischen Growls ohne Mikrofon, bevor der Breakdown einsetzt. Ansonsten brettern die Musiker rund eine Stunde eine laute Nummer nach der anderen den Münchner*innen entgegen, die fleißig tanzen und headbangen und die Temperatur im Werk ordentlich aufheizen. „Hell“ aus der ersten EP bildet dann den Abschluss als Zugabe, bevor – etwas befremdlich – „Atemlos durch die Nacht“ aus den Boxen hämmert und die fünf Musiker von dannen ziehen. Hoffentlich ist der nächste Besuch nicht wieder neun Jahre entfernt!
Setlist: Bonebreaker / Agony / Bratva / Made In Russia / 1984 / Viking / I Killed A Man / Baba Yaga / Demolisher – Zugabe: Hell
Bericht: Ludwig Stadler
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