Sucht man angesagte, aber dennoch kreative und einzigartige Musik aus Großbritannien, kommt man an Gitarrist und Indie-Rock-Künstler Sam Fender wahrlich nicht vorbei. Er macht am 12. Mai 2022 auf seiner Europatour mit Pauken, Trompeten und Saxophonen in der ausverkauften TonHalle München Halt und lässt bei brütender Hitze das Konfetti regnen.
Auf den Abend eingestimmt wurde man durch Fil Bo Riva mehr als würdig. Es wäre eine Überraschung, wenn man diesen italienischen Singer-/Songwriter mit inzwischen auch schon über einer halben Millionen monatlicher Hörer auf Spotify noch lange als Vorband genießen darf. Fil Bo Riva färbt seinen Sound dem Hauptact des Abends entsprechend ein und fährt mit voller Bandbesetzung und rockigem Sound die Energie im Haus direkt weit nach oben. Was Ausstrahlung und Potential angeht, ist dieser junge Römer auf jeden Fall bereit für die Primetime.
Sam Fender ist kein Mann vieler Worte. Das ist insofern praktisch, weil er durch seinen nordenglischen Dialekt für deutsche Ohren sowieso nicht gut zu verstehen ist. Statt auf Ansagen konzentriert sich Fender daher ganz auf seine Musik, zur Freude der rund 2000 euphorisch mitsingenden Fans. Was seit Oasis und den Killers niemand mehr so gut gemacht hat wie Fender, sind Hymnen. Ob „The Borders“ oder „Hypersonic Missiles“, es weht ein Hauch von Gallagher durch die Tonhalle, und auch wenn nicht jeder Song komplett zündet, in den besten Momenten des Abends singt der Zuschauerbereich genauso laut wie die Band selbst.
Was die Freude am Abend nur minimal schmälern kann, ist der teilweise nicht optimale Sound. Gerade mit enorm lauten Bläsern in hohen Registern bereut man auch als teil-tauber Konzertliebhaber manchmal, keinen Gehörschutz dabei zu haben. Das ist schade, weil Saxophon und Trompete für viele Highlights des Abends zuständig sind. Sie sind so automatische Emotionserzeuger, dass man sich fragt, wieso Blasinstrumente nicht viel häufiger als Rocksolisten benutzt werden. Fungiert doch ein gut gespieltes Saxophon in einer Bridge als direkte Abkürzung zu musikalischen Schmetterlingen im Bauch. Alles in allem verlassen die Zuschauer die TonHalle aber selig lächelnd und etwas heiser. Ein gutes Zeichen.
Setlist: Will We Talk? / Getting Started / Dead Boys / Mantra / Better of Me / The Borders / Spice / Howdon Aldi Death Queue / Get You Down / Spit of You / Play God / The Leveller / The Dying Light / Leave Fast / Saturday / Paradigms / Seventeen Going Under / Hypersonic Missiles
Bericht: Paul Walschburger