Baby Jane – Rod Stewart in der Olympiahalle (Bericht)
Den Begriff einer „lebenden Legende“ kann man nicht allzu oft vergeben, aber auf Sir Rod Stewart trifft dieser wohl fraglos zu. Der britische Sänger steht seit über 60 Jahren auf den Bühnen der Welt und musizierte anfänglich in zahlreichen Gruppierungen, bevor er in den 1970er-Jahren als Solokünstler durchstartete. Die Karriere hält und wächst. Rund 25 Mal besuchte Stewart dabei die bayerische Landeshauptstadt, bevor er 2024 zu seiner letzten, ausführlichen Reise ansetzt: „One Last Time“ durch die Welt. Im Sommer 2024 war er dazu bereits in München, nun gibt er ein Zusatzkonzert am 7. Dezember 2025 in der Olympiahalle.
Standesgemäß ist die Halle ausverkauft, und erwartungsvoll sitzen die Münchner*innen bereits da, als pünktlich um 20 Uhr das Licht erlischt und sich der riesige rote Vorhang erhebt. Dahinter auf einer strahlenden, weißen Bühne: Rod Stewart und seine zahlreichen Mitmusiker*innen, die mit „Infatuation“ und „Tonight I’m Yours (Don’t Hate Me)“ energiereich in den Abend starten. Auf insgesamt 13 Mitglieder kann die Band blicken, davon einige Multi-Instrumentalistinnen, die auch gerne zu Instrumenten wie Harfe oder Mandoline greifen. Mit knappen, aber ausdrucksstarken Soli und der namentlich genannten Würdigung durch Stewart im Anschluss darf jede Person kurz im vollen Rampenlicht stehen und genießt eine kurze Würdigung. Besonders seine drei Background-Sängerinnen bekommen mit „I’m Every Woman“ und „Proud Mary“ gleich zwei Nummern, in denen sie ihre grandiosen Stimmen unter Beweis stellen können.

Auch wenn diese solistischen Einlagen sicher gern genommene Pausenmomente für Stewart darstellen, fällt der knapp 81-jährige Sänger vor allem mit einem auf: Energie. Mit welcher Gelassenheit, Kraft und schier endlosen Freude er tanzt, umherhüpft und über die Bühne läuft, ist beachtlich, zudem er währenddessen stimmlich immer noch bestens abliefert und auch die höheren Passagen beachtlich meistert. Wer kurz die Angst hatte, diese Abschiedstour wäre ruhig und längst über den Zenit des Frontmanns, dürfte überrascht sein über diese fantastische Performance, die mehr als deutlich aussagt, dass Stewart auch im hohen Alter noch Konzerte geben kann und zum genau richtigen Zeitpunkt abtritt.
Zwei pausenlose Stunden spielen er und seine Band ganze 24 Lieder. Zwar gibt es auch kurze Ansagen und Euphorie-Momente, aber insgesamt verläuft der Abend pausenlos musikalisch und angenehm rockig. Dennoch sind genau die Balladen die Momente, die besonders in Erinnerung bleiben: „I Don’t Want To Talk About It“, ein großartiges CCR-Cover von „Have You Ever Seen The Rain?“ und natürlich sein großer Durchbruch: „Sailing“. Mit Seemannshut senkt sich nach diesem Song auch dramaturgisch perfekt der Vorhang. Schluss ist allerdings erst mit „Love Train“ als fetzige Zugabe. Sich ruhig verabschieden? Auf keinen Fall, Sir Rod Stewart geht mit einem Knall. Und was für einem.
Setlist: Infatuation / Tonight I’m Yours (Don’t Hurt Me) / Twistin‘ The Night Away / It Takes Two / Have You Ever Seen The Rain? / The First Cut Is The Deepest / Tonight’s The Night (Gonna Be Alright) / Forever Young / (I Know) I’m Losing You / Baby Jane / Young Turks / Maggie May / I’d Rather Go Blind / Downtown Train / I’m Every Woman / I Don’t Want To Talk About It / People Get Ready / Have I Told You Lately / Proud Mary / Da Ya Think I’m Sexy? / Some Guys Have All The Luck / Hot Legs / Sailing – Zugabe: Love Train
Bericht: Ludwig Stadler


