Ein Tag bei Rock im Park 2023 (Bericht)

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Geht es um die größten und relevantesten Festivals im deutschsprachigen Raum, fällt einem neben dem legendären Wacken-Festival im tiefsten Norden vor allem ein Festival-Zwillingspaar ein: Rock am Ring und Rock im Park. Seit 1993 finden die Festivals parallel statt, und wenngleich Rock am Ring medial stärker präsent ist, auch durch die Live-Übertragungen, ist Rock im Park das Festival, was vor allem für den Süden Deutschlands interessant ist. Nach anfänglichen Durchführungen im Münchner Olympiapark zog Rock im Park 1997 nach Nürnberg ins Zeppelinfeld ist dort bis heute beheimatet. Zwei Bühnen befinden sich auf dem Infield, zusätzlich gibt es die Orbit Stage, welche in der Arena Nürnberger Versicherungen untergebracht ist. Während 2022 noch eine Pandemie-Nachholauflage des Festivals war, findet nun vom 2. – 4.Juni 2023 wieder der Regelbetrieb statt.

Wobei, natürlich ist in Zeiten von Inflation und einer kriselnden Veranstaltungsindustrie nicht von Regelbetrieb zu sprechen. Die Kosten explodieren, das zeigt sich auch an den gestiegenen Kartenpreisen, aber auch vor Ort an Essens- und Getränkepreisen, die ein Allzeithoch erreichen. Das Band-Merchandise ist recht kollektiv auf sportliche 40€ eingepreist, fast einzig angenehme Ausnahme bietet die Kollektion der Toten Hosen (25€ für T-Shirts, 30€ für das Tour-Shirt). Doch ein Festivalbesuch allein auf das Finanzielle runterbrechen, wäre unsinnig – hier geht es um Gemeinschaft, um Lebensgefühl, um eine wunderbare Zeit mit Freund*innen und dankbarerweise auch grandioses Wetter. Durch zahlreiche und gut erreichbare Wasserstellen muss niemand verdursten, ausreichend Sonnenschutz sollte man wohl trotzdem einplanen, denn die meint es gut mit den Parkrockern. Es könnte wohl kaum besser sein!

Dementsprechend ausgelassen ist bereits die Stimmung, als Nothing But Thieves gegen 13:50 Uhr die Utopia Stage, die größte der Bühnen, bespielen und ihren Alternative Rock mit Indie-Einschlag zum Besten geben. Trotz der frühen Uhrzeit sind Band und Publikum bestens aufgelegt. Gesteigert wird das auf der Mandora Stage, als Halestorm sogar fünf Minuten früher als geplant starten und Frontfrau Lzzy Hale stimmlich wie ein Orkan und mit „I Miss The Misery“ loslegt. Die amerikanische Rockband steht seit Jahren für eine grandiose Live-Performance und tolle Energie, die sie auch in Europa immer mehr ausbauen können. Spätestens im November, wenn sie mit Black Veil Brides auf „Back From The Dead“-Tour gehen, darf man sich wieder in voller Länge von ihren Live-Qualitäten überzeugen.

Incubus

Auf der Hauptbühne beginnen derweil um 16:25 Uhr Incubus. Die US-Rockband ist ein seltener Gast auf europäischen Festland und war 2008 zuletzt beim Schwesterfestival zu Gast. Ob sie dort allerdings so wahnsinnig passend sind, ist die Frage – die Musiker*innen spielen grandios, performen fantastisch und kommen mit einer großartigen Setlist, sind aber nicht die kommunikativsten. Spätestens bei „Pardon Me“, „Wish You Were Here“ und „Drive“ gehen die Gesangschöre aber von alleine los. Deutlich lauter werden die Gesänge dann beim folgenden Tenacious D. Das Comedy-Akustik-Rock-Duo aus Kyle Glass und Jack Black hat unlängst Kultstatus und ist Dauergast bei Park und Ring – außerhalb der Festivals auch nur sehr selten in Deutschland zu sehen. Verständlich, denn diese Band ist faktisch wie gemacht für diese Menge mit Songs wie „Tribute“ und „Fuck Her Gently“. Musikalisch können sie den vorhergegangenen Incubus nicht annähernd das Wasser reichen, aber darum geht es nicht: Show und Performance passen und sind reichlich amüsant.

Papa Roach; © Darren Craig

Nachdem Gojira mit einigen technischen und tonalen Schwierigkeiten ihren französischen Schwergewicht-Metal auf die Menge losgelassen haben, folgen auf die Mandora Stage die wohl geborene Rock-Festival-Band: Papa Roach. Neben den Songs von Limp Bizkit, die am letzten Festivaltag ebenso bei Rock im Park auftreten werden, ist vor allem „Last Resort“ überall zu hören. Das kommt natürlich erst als letztes Lied des rund 65-minütigen Auftritts, aber auch davor ist für schier grenzenlose Energie von Frontmann Jacoby und den Musikern gesorgt. Reichlich Feuer, eine energetische Performance und sogar ein Gastauftritt von Hollywood Undead lassen die Menge zufrieden zu den Headlinern streifen. Auf der gleichen Bühne ist das Kontra K, auf der Utopia Stage übernehmen Kings Of Leon. Die Indie-Rock-Band glänzt mit gutem Sound und astreiner Spielleistung, es mangelt aber etwas an Euphorie und Freude auf der Bühne. Gerade als kleinster der drei Headliner – an den Folgetagen spielen Die Toten Hosen und Foo Fighters – hätte man etwas mehr Engagement erwarten können, so werden die Amerikaner bequem vom starken Vorprogramm an die Wand gespielt.

Es folgen noch u.a. Evanescence und VV als nächtlicher Abschluss, doch das nicht zu unterschätzende Nürnberger Stadtbewohner-Publikum ist da größtenteils schon wieder auf dem Rückweg. So geht ein äußerst gelungener erster Festivaltag zu Ende, der von den Folgetagen sicherlich passend fortgeführt wird. Manchen Unkenrufe in den sozialen Medien zum Trotz: Rock im Park bewahrt sich zurecht den Posten als Deutschlands größtes Rock-Festival. Um das zu halten, darf im kommenden Jahr aber gern etwas mehr Innovation im Band-Booking stattfinden, immerhin hätte der Großteil des Line-Ups vor zehn Jahren nur wenig anders ausgesehen. Bis nächstes Jahr, Parkrocker!

Bericht: Ludwig Stadler

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