Wenn man über die erfolgreichsten Musikgruppierungen der Moderne spricht, fällt unumgänglich irgendwann der Name Pink Floyd. Mit ihrer zunächst nicht Radio-tauglichen Mixtur aus Progressive- und Psychedelic-Elementen haben sie die Musikszene Großbritanniens fast im Alleingang revolutioniert, bevor sie mit Werken wie „The Dark Side of the Moon“ und „The Wall“ endgültig weltweit kommerziell Musikgeschichte geschrieben haben. Anders als seine ehemaligen Mitstreiter David Gilmour und Roger Waters hat sich Schlagzeuger und heutiger Protagonist Nick Mason eben dieser frühen Phase der Gruppe, auch bekannt als Syd Barett Ära, verschrieben. Mit seiner Supergroup Nick Mason’s Saucerful of Secrets ist die Schlagzeugerlegende bereits zum zweiten Mal in München, diesmal am 9. Juli 2024 im Rahmen der Set the Controls Tour in der Musik-Arena auf dem Sommer Tollwood.
Eigentlich sollte man meinen, dass die Musik einer der ikonischsten Bands der 60er-, 70er- und 80er-Jahre gerade auf dem Hippie-angehauchten Tollwood Sommerfestival hervorragend passt, doch bereits zu Beginn wird man auf Rabattaktionen und Anwohnertickets aufmerksam gemacht. Vielleicht ist genau das sinnbildlich für die Entwicklung des Tollwoods der letzten Jahre: Vom rein alternativen Outdoor-Festival zum teils hochpreisigen Treffpunkt für alle Zielgruppen. Letzten Endes ist das vollbestuhlte Zelt pünktlich zum Beginn um 19 Uhr sehr gut gefüllt. Durch den kleinen Abstand zwischen den Reihen zirkuliert die Luft an diesem 30°C-Tag spürbar besser durch das sonst sehr hitzeanfällige Zelt. Mit „Astronomy Domine“, „Arnold Layne“ und „See Emily Play“ startet die Band fast schon poppig in den Abend, ein sanfter Einstieg verglichen mit langatmigen Epen wie „Atom Heart Mother“ oder „Echoes“, die im späteren Verlauf des Abends folgen.
Gerade bei einer so fragilen musikalischen Konstruktion, in der Instrumente auch gerne einmal zweckentfremdet werden, ist der Sound ein ausschlaggebender Faktor. Wenn auch nicht perfekt, so ist der Ton diesmal für das Zelt trotzdem überdurchschnittlich gut ausgemischt. Immer wieder begibt sich der Maestro selbst ans Mikrofon und gibt kurze humorvolle Anekdoten zum Besten. Abgesehen von einem leichten Schütteln sind Nick Mason seine mittlerweile 80 Jahre kaum anzumerken, dennoch ist es nach etwa einer Stunde Zeit für eine kurze Intermission. Die prominente Besetzung um Nick Mason, so wie er selbst, liefert auch beim zweiten München-Besuch wieder eine hervorragende Leistung ab, recht viel näher an das Original kommt man nicht mehr. Auch die zweite Hälfte der Show ist regelrecht mit Highlights gespickt. Deep Cuts und Evergreens lassen wenige Wünsche übrig, das Publikum dankt es mit großem Applaus.
Anders als bei anderen Konzerten genießen die meisten Fans anstatt mitzusingen (abgesehen von einigen übereifrigen Selbstdarstellern, die in ruhigeren Passagen ihre Songwünsche in Richtung Bühne grölen). Glücklicherweise fallen die Zwischenrufe nicht zu sehr ins Gewicht und gerade die Zugabe mit „One Of These Days“ und namensgerecht „A Saucerful Of Secrets“ behält die so wichtige Atmosphäre. Nach guten zwei Stunden Musik geht ein grandioser Abend zu Ende, ein wahres Highlight des diesjährigen Tollwood Sommerfestival.
Setlist Set 1: Astronomy Domine / Arnold Layne / See Emily Play / Remember Me / Obscured By Clouds / When You’re In / Remember A Day / If / Atom Heart Mother / If (Reprise) / The Nile Song / Set The Controls For The Heart Of The Sun
Setlist Set 2: The Scarecrow / Fearless / Childhood’s End / Lucifer Sam / Echoes – Zugaben: One Of These Days / A Saucerful Of Secrets
Bericht: Luka Schwarzlose
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