Vor einigen Jahren noch Geheimtipp, dann schnell wachsendes Phänomen, mittlerweile ein nicht mehr wegzudenkender Indie-Rock-Garant: Nothing But Thieves. Die Briten haben im Laufe der Zeit immer mehr ihren Stil zwischen wuchtigen Rock-Refrains und soundverspielten Indie-Klängen ausgelotet, dabei aber nie ihre eingängigen Refrains und die wandelbare Stimme von Frontmann Conor Mason verloren. Am heutigen Tag, 23. Oktober, erscheint nun ihr mittlerweile drittes Studio-Album „Moral Panic“. Wir haben für euch reingehört.
Sanft, aber sich steigernd und dann mit reichlich orchestralem Einsatz beginnt das Album mit „Before We Drift Away“. Auch „Free If We Want“ hinterlässt den Eindruck, dass man die Grenzen der ruhigen Klänge ausloten und sie im Kontrast mit der vollen Auslastung der ganzen Band setzen möchte. Das funktioniert bestens und zeigt ein weiteres Mal, wie stark und ausgeprägt Masons Kopfstimme ist. „Individual“ bricht dann erstmals und präsentiert sich als reine Rock-Groove-Nummer. Im Songwriting haben NBT, wie sie oft verkürzt genannt werden, nichts verlernt und loten auch im dritten Longplayer ihre Ideen so aus, dass unzählige Details in den Liedern versteckt sind, die weit über dem ersten Hören ebendiese Tracks interessant macht.
Manchmal wirkt es aber dennoch, dass eine Handbremse zu viel gezogen wurde – so kommen an sich runde Nummern wie „Is Everybody Going Crazy“ nicht so richtig in Fahrt und verzetteln sich in zu vielen Aspekten. Das steht im Gegensatz zu waschechten Hits wie „Real Love Song“, bei denen jede Idee auch genauso zündet wie gedacht. Insgesamt fällt aber die klangliche Annäherung an Genre-Größen wie Bring Me The Horizon deutlich auf – der Mantel des fetzig-unkonventionellen Indie-Rocks fällt und hinterlässt ein gefälligeres, oft elektronischeres und effektgeladeneres Soundgewand. Dass so etwas funktioniert, das ist äußerst selten – NBT gelingt der Spaziergang, selbst in Nummern wie „Unperson“, die zu deutlich anderen Vorbildern nacheifern. Ihr Ansatz ist richtig und geht oft auf, aber dennoch bleibt die Frage: Wieso einen so eigenständigen und individuell greifbaren Sound ändern? In moralische Panik geraten brauchen Fans hier nicht, dafür steckt noch viel zu viel NBT im neuen Album. Ob sich neu erfinden oder sich neu orientieren allerdings immer gleich einhergehen, sei dahingestellt.
Übrig bleibt eine fetzige Platte voller Ideenreichtum und musikalischer Vielfalt. Die Stärke der Briten liegt aber vielleicht genau nicht am Bombast und Überreichtum, sondern einfach nur an ihrem Handwerk, das sie mehr als beherrschen. Allen voran im Live-Auftreten bleiben Nothing But Thieves definitiv stark dabei. Am 2. April 2022 (verschoben vom 2. November 2021) kommen sie mit „Moral Panic“ in die TonHalle München. Eine Vorstellung wie aus vergangenen Tagen – aber eben auch wieder zukünftigen. Hoffen wir auf einen großartigen Abend im kommenden Jahr.
Tickets für das Konzert gibt es HIER!
Bis dahin streamt die Band drei Konzerte mit drei unterschiedlichen Setlisten am 28. und 29. Oktober – mehr Infos findest du HIER!