Never Enough – Musical Tenors im Deutschen Theater (Konzertbericht)

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Was passiert, wenn vier der stimmgewaltigsten Muscial-Sänger Deutschlands sich zusammenschließen und eine gemeinsame Tournee mit einem Querschnitt ihrer Karrieren starten? Vor rund acht Jahren durfte man bereits die „Musical Tenors“ erleben, die Auftritte waren restlos ausverkauft, die Resonanz überwältigend. Nun haben sich die vier Kollegen und Freunde Jan Ammann, Christian Alexander Müller, Patrick Stanke und Mark Seibert wieder zusammengeschlossen und unter dem Motto „Older But Not Wiser“ eine zweite Auflage des Erfolgs gestartet. Am 22. Oktober 2018 gastierten sie damit im Deutschen Theater München.

Die Vorfreude ist groß an diesem Montagabend – viele Besucherinnen und Besucher, wobei Erstere hier doch deutlich in der Überzahl sind, haben die Karten bereits seit Monaten und fiebern dem Konzert dementsprechend lange entgegen. Kein Wunder, denn so ein Paket von namhaften Musical-Darstellern sieht man selten, sind die meisten doch in größeren Produktionen verpflichtet und somit kaum für so etwas verfügbar. Nun ist es aber endlich gelungen und selbstredend groß der Andrang. Das Konzert in München hat am Konzerttag nur noch eine Handvoll Restkarten, andere Termine sind nach wenigen Minuten ausverkauft gewesen. So richten sich bereits vor Konzertbeginn die Blicke gespannt in Richtung Bühne, auf der die Instrumente der sechsköpfigen Band positioniert bereit stehen und darauf warten, endlich bespielt zu werden. Der Vorhang verdeckt nicht ganz so umfassend wie geplant, zu groß ist das Bühnenbild von „Carmen la Cubana“, das derzeit im Deutschen Theater gastiert. Also wird kurzerhand eine Treppe einfach in das Bühnengeschehen der Tenors eingebaut und als Lampen-Stellplatz benutzt. Wieso auch nicht.

Kurz nach 19:30 Uhr starten die vier Herren dann auch endlich mit „Limelight“ aus dem Musical „Gambler“, was wohl nur den wenigsten im Raum bekannt sein dürfte. Dagegen trifft das folgende Medley von „Die drei Musketiere“ komplett ins Schwarze und der Applaus wird am Ende daher auch ordentlich laut. Allgemein ist das Publikum in allerbester Laune, klatscht und jubelt kräftig nach jedem Lied und erwärmt sich auch, Standing Ovations bei vereinzelten Liedern zu geben. Absolut zurecht, betrachtet man einige besonders herausstechende Highlights – „Wie wird man seinen Schatten los?“ von Patrick Stanke, „Die Schatten werden länger“ von Stanke und Seibert oder „Kalte Sterne“ von Jan Ammann. Der gesamte Abend untergliedert sich gekonnt in Einzel- und Ensemble-Nummern, lässt niemanden mehr oder weniger Gesangszeit haben und richtet auch dem weiblichen Special Guest, Anna Hofbauer, genügend Platz ein, die neben einem gelungenen Auftritt bei „Totale Finsternis“, natürlich aus dem Erfolgs-Musical „Tanz der Vampire“, auch ein beachtlich starkes Solo mit „Einsames Gewand“ aus dem Werk „Die Päpstin“ vorträgt. Chapeu!

Die stärksten Momente des Abends bescheren überraschenderweise nicht die Dauerbrenner, wie u.a. „Die unstillbare Gier“, die dieses Mal gemeinsam von Ammann und Seibert vorgetragen wird und dabei, trotz zweier starker Stimmen, an Macht verliert, da Ammann stimmlich mehr Volumen in das Lied hineinlegt und er Seibert faktisch in puncto Lautstärke und Strahlkraft bei diesem Lied maßlos übertrumpft. Nein, der Gewinner und definitiv Abräumer des Abends ist Christian Alexander Müller, der vielleicht namentlich Unbekannteste des Vierer-Gespanns. Ist seine Darbietung von „Musik der Nacht“ aus „Das Phantom der Oper“ schon absolut überwältigend und zurecht lautstark bejubelt, gelingt ihm direkt nach der Pause mit „Never Enough“ aus dem Erfolgs-Musicalfilm „The Greatest Showman“ das, was doch nur so selten auf einer Bühne geschieht: Magie zu entfachen. Der gesamte Saal schweigt, fokussiert sich auf Müller und die Band auf der Bühne und verliert sich ein wenig in der Musik, indem man seine Blicke nicht mehr vom Geschehen abwenden kann, viel zu gefangen ist man. Vielleicht sind es ja genau diese seltenen Momente, die Musik seit Tausenden von Jahren Menschen begeistern lassen. Das ist einer davon gewesen.

Bericht: Ludwig Stadler

Programm:

AKT 1

  1. Tenors – Limelight (aus „Gambler“)
    2. Tenors – Medley (aus „Die drei Musketiere“)
    3. Jan Ammann – Leuchtturm (von Nena)
    4. Tenors – Auf der Strasse, mein Schatz, wo Du lebst (von Rex Gildo)
    5. Tenors – The Impossible Dream / Man Of La Mancha (aus „Man Of La Mancha“)
    6. Mark Seibert – Ein Traum ohne Anfang und Ende (aus „Die Päpstin)
    7. Tenors – More Than Words (aus „Rock Of Ages“)
    8. Seibert & Stanke – Die Schatten werden länger (aus „Elisabeth“)
    9. Patrick Stanke – Du warst mein Licht (Keith Urban – Tonight I Wanna Cry)
    10. Tenors – Memory (aus „Cats“)
    11. Müller & Ammann – Till I Hear You Sing (aus „Love Never Dies“)
    12. CA Müller – Musik der Nacht (aus „Phantom der Oper“)
    13. Tenors – This Is The Moment (aus “Jekyll & Hyde”)
    14. Tenors feat. Anna Hofbauer – I Believe in You (aus “How To Succeed In Business Without Even Trying”)

AKT 2

  1. Tenors – Who Wants To Live Forever / The Show Must Go On (aus “We Will Rock You”)
    2. CA Müller – Never Enough (aus “The Greatest Showman”)
    3. Tenors – Closer To Heaven (aus “Closter To Heaven”)
    4. Jan Ammann – Kalte Sterne (aus „Ludwig²“)
    5. Anna Hofbauer – Einsames Gewand (aus „Die Päpstin“)
    6. Patrick Stanke – Wie wird man seinen Schatten los? (aus „Mozart“)
    7. Tenors – Am Ende bleiben Tränen (Tu Cosa Fai Stasera) (von Dario Baldan Bembo)
    8. Tenors feat. Anna Hofbauer – Totale Finsternis (aus „Tanz der Vampire“)
    9. Seibert & Ammann – Die Unstillbare Gier (aus „Tanz der Vampire“)
    10. Mark Seibert – Der letzte Vorhang (aus „Schikaneder“)
    11. Müller & Stanke – Bring ihn heim (aus „Les Miserables“)
    12. Tenors – Vivo per lei (von Andrea Bocelli)

Zugaben

Tenors – ABBA – Medley (aus “Mamma Mia”)
Tenors – Look With Your Heart (aus “Love Never Dies”)