Wer Metal sagt, muss auch Manowar sagen, denn diese beiden teilen sich nicht nur den Anfangsbuchstaben, sondern eine mittlerweile 37-jährige Geschichte. Seit dem Jahre 1980 gelten Manowar als die Verfechter des „True Metal“, und das spiegelt sich auch in ihrer Fangemeinde wieder. Kaum eine Band spaltet die Gemüter so, wie Manowar es tun, dennoch gelten ihre Fans, nicht zu Unrecht, als die treuesten der Szene. Doch auch die Größten müssen irgendwann das Handtuch werfen, die „Final Battle World Tour“ ist die wohlverdiente Abschiedstournee des Quartetts. Die Fans in München haben Glück, denn das Zenith steht nicht einmal, sondern zweimal auf dem Programm. Am Samstag, dem 25.11.2017, ging es in die zweite Runde:
Ein seltener Anblick in einer sonst so als versnobt geltenden Stadt wie München, überall Jeans-Kutten und schwarzes Leder, und alle pilgern sie in Richtung Freimann, wo heute die Erde erneut beben sollte. Viele Fans tummeln sich schon mittags in Hallennähe, um das Spektakel von ganz vorne miterleben zu können. Gegen Einlass erstreckt sich die Schlange zum Halleneingang schon bis hinter auf den Parkplatz und damit fast so lang, wie die drei Meter davon entfernte zum Bierstand. Es herrscht eine gelassene Stimmung, und die Fans, die sonst nicht immer in einem guten Licht standen, beweisen heute größtenteils, dass der Ruf, der ihnen vorauseilt, absolut nicht zutrifft. Früh fällt auf, dass es auf einem Manowar-Konzert nur Manowar gibt, denn Vorbands gibt es bei ihnen schon lange nicht mehr und auch in der Wartezeit läuft ausschließlich klassische, atmosphärische Hintergrundmusik. Bei vielen stößt die Fan-Liebe schon vor Konzertbeginn auf harte, finanzielle Grenzen, denn die Merch-Preise haben es in sich: 40 Euro für ein normales T-Shirt, da überlegen es sich viele dann doch noch einmal anders. Auch die Bierpreise haben sich um 50 Cent nach oben verschoben, was plus Pfand happige 5,50 ergibt, einen nicht nur hohen, sondern auch zum Bezahlen unpraktischen Wert. Ist eben alles immer etwas teurer, wenn Abschiedstournee drauf steht, im Fall des Merchandising allerdings eher zu Lasten der Band, denn sehr viele drehen nach dem Erspähen der Preise direkt wieder um.
Um etwa 20:40 Uhr gehen dann die Lichter aus, der Vorhang fällt und ein Bühnenbild, bepackt mit Lautsprechern und einer riesigen, über die gesamte Bühne erstreckenden Video-Leinwand, kommt zum Vorschein. Schnell wird allen klar, dass Manowar die Zeile „We don’t attract wimps ‚cause we’re too loud“ mehr als ernst nehmen. Was folgt, ist eines der lautesten Konzerte, dass das Zenith wohl je erlebt hat. Ein Bass, der bis ins Knochenmark dringt, ein Boden, der nicht nur vibriert, sondern bebt. Eins muss man ihnen lassen: es stecken absolut keine leeren Versprechen hinter dem angekündigten Sound. Den Start macht der selbstbetitelte Song „Manowar“, und schon früh wird klar, dass die Musiker es nicht sonderlich mögen, fotografiert zu werden. Eine ganze Einheit von Securities wurde dazu angestellt, mit Taschenlampen bewaffnet gegen Fotografieren und Filmen mit Mobiltelefonen vorzugehen, der einmalige Erinnerungsschnappschuss ist wohl in dem über 90 Euro teuren Eintrittspreis nicht enthalten.
Musikalisch gibt es allerdings absolut nichts zu meckern: Eric Adams beweist eindrucksvoll, wie viel Power man mit über 60 Jahren noch aufs Parkett legen kann, denn sein Gesang ist ein absolutes Highlight des Abends. Auch der Sound, der am Vorabend noch bemängelt wurde, ist heute objektiv betrachtet für das Zenith mehr als lobenswert. Ein Set, das nur wenige Wünsche offen lässt, gespickt mit Klassikern aus jeder Epoche der Band, treibt das Publikum immer mehr an und ist durchdacht und abwechslungsreich aufgebaut. Nach einigen härteren Kalibern wie „Metal Warriors“ oder „Blood Of My Enemies“ folgt Karl Logans Solo zu „Fallen Brothers“, mit einer Video-Hommage an diverse verstorbene Größen der Metal Szene, inklusive Ronnie James Dio und Lemmy Kilmister. Fans, die diesen eher emotionalen Teil des Abends mit ihren Handylicht begleiten wollen, werden sofort von den mittlerweile schon mehr als nervigen Taschenlampensecurities der Band zurückgepfiffen, denn sie könnten ja mitfilmen. Ein absolut unnötiger Stimmungskiller, da man knapp 6000 Fans nicht mit einer handvoll Taschenlampen vom Filmen abbringen kann. Wir lernen daraus, zu Manowar immer ein Feuerzeug mitzunehmen, wenn man seinen Teil zur Ballade beitragen möchte.
Weiter im Programm ging es mit der eingedeutschten Version von „Heart Of Steel“, zu der die vorderen Reihen dann leider nicht einmal mehr versucht haben, die Lichter zu erheben. In der Mitte des Sets kommt der erste Mega-Hit mit „Kings Of Metal“. Spätestens ab diesem Punkt ist die Stimmung auf einem absoluten Hoch, das bis zum Ende des Konzerts anhält. Nach Joey DeMaios berühmtem „Sting of the Bumblebee“ folgt, wie man es von Manowar gewohnt ist, erst einmal eine seiner Ansprachen, mit denen sie sich bis zu diesem Zeitpunkt ungewöhnlicherweise arg zurückgehalten haben. Joey holt zum Seitenhieb gegen die hiesige Security aus, nicht aber gegen seine Taschenlampen-schwingenden Wichtigtuer, sondern gegen die örtliche Security, die seiner Meinung nach nicht genug Unannehmlichkeiten im Publikum unterbinden. An dieser Stelle sei gesagt, dass es zu diesem Zeitpunkt für ein Metal-Konzert ungewöhnlich zivilisiert zugeht. Dann folgt eine kleine Werbeansprache für DeMaios Ende 2019 angesetzte Spoken Word Tour über die Geschichte von Manowar, kombiniert mit den gewohnt prolligen Sprüchen. Im Anschluss verdichten sich die Hits, es geht langsam Richtung Ende des Abends. „Sign Of The Hammer“, „Battle Hymn“, „Kill With Power“, eigentlich fehlen jetzt nur noch wenige Pflichtsongs der Band. In der Zugabe gibt es diese dann noch mit der Unterstützung eines 6000 Fans starkem Chor: Mit „Warriors Of The World“, „Hail And Kill“ und „Black Wind, Fire And Steel“ verabschieden sich die Metal-Urgesteine, möglicherweise für immer, von München.
Setlist: Manowar / Blood Of My Enemies / Metal Warriors / Brothers Of Metal – Part 1 / Mountains / Fallen Brothers / Heart Of Steel / Secret Of Steel / Spirit Horse Of The Cherokee / Call To Arms / Sons Of Odin / Kings Of Metal / Sting Of The Bumblebee / Fighting The World / Kill With Power / Sign Of The Hammer / The Power / Battle Hymn – Zugaben: Warriors Of The World / Hail And Kill / Black Wind, Fire And Steel
Fazit: Man kann von Manowar und insbesondere Bandleader Joey DeMaio halten, was immer man möchte, nach guten zwei Stunden musikalischer Bestleistung gab es allerdings objektiv kaum etwas negatives anzumerken. Das klang nicht nach Abschied, das klang nach einem Formhoch, aber vielleicht ist es dann genau das Richtige, sich mit einem solchen Knall von den Bühnen dieser Welt zu verabschieden, bevor man sich nach Scorpions-Manier irgendwann auf seiner fünften Abschiedstournee wiederfindet und den Fans nicht mehr das geben kann, was sie verdient haben.
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