Alle 1,5-Jahre wieder beehren die Franken von Maerzfeld die Münchner Backstage Halle, zumeist mit neuem Album, aber immerhin mit einer ordentlichen Portion deutschsprachigem Rock und Metal. Dieses Mal beehren sie am 23. Oktober 2019 ebendiese Location, im Gepäck das erst Anfang des Monats „Zorn“. Die teilweise neue Besetzung hat die Band glatt ordentlich verjüngt, der Sound der neuen Lieder ist wuchtig und groß – doch wie klingt das live?
Bevor die Gäste das erfahren können, gilt es allerdings erst einmal, Machete Dance Club und Record Street anzuhören. Die beiden Vorbands sind zwar nicht unbedingt passend, was das Genre betrifft, aber dennoch gute Unterhaltung und feine musikalische Untermalung. Ob man an einem Mittwoch allerdings gleich zwei Supports benötigt, ist fraglich, denn der Headliner startet so erst um – 21:50 Uhr.
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Als dann aber die Instrumente in den Opener „Zorn“ einstimmen und die Riffs durch die Backstage Halle wummern, ist all die Warterei verziehen, auch im folgenden „Heilige Krieger“, einem Klassiker von Zweitling „Fremdkörper“. Damals begann die Metamorphose, weg vom Rammstein-Sound, der irgendwie durch ihre Aktivitäten bei der R+-Tribute-Band StahlZeit schier unvermeidbar erschien, hin zum modernen, eigenständigen Rock-Sound. Stilprägend damals: das Klavier und die Keyboards, gespielt von Thilo Weber, der bedauerlicherweise in der Produktion des dritten Albums ausgestiegen war und mittlerweile verstarb. Also wieder: Neuerfindung, neuer Sound. Nun: angekommen. Aber sowas von, wenn man Frontmann Heli Reißenweber beim Singen zuhört. Der begrüßt auch humorvoll eine Gruppe Fans, die es sich mit einem Stehtisch in der ersten Reihe gemütlich gemacht haben – und die ganze Band stoßt mit ihnen an. Einzig die etwas zu dämlich-zotigen Ansagen hätte er sich sparen können.
20 Titel stehen auf der Liste des Abends, eine ordentliche Anzahl – aber die Band ist das gewohnt, spielen sie bzw. der Großteil der Besetzung doch Abend für Abend über zwei Stunden Rammstein-Material. Wenn es zu den eigenen Liedern kommt, funkeln dennoch die Augen deutlich mehr – sind es eben die selbst erschaffenen Klänge, die eigenen Texte, die man der Welt präsentiert. Das Münchner Publikum erfreut die Franken, wie jedes Mal, mit lautstarkem Jubel und reichlich Applaus. Auch das Münchner Freiheit-Cover „Zeig mir die Nacht“, was anfangs durchaus kritisch beäugt wurde und auch eine etwas eigenartige Wahl darstellt, weiß im Konzert-Kontext zu überzeugen. Einziges Manko bleibt die Uhrzeit: erst gegen 23:20 Uhr kommen Maerzfeld mit „Schwarzer Schnee“ zum Ende – gerade ihre textlich und musikalisch so starke erste Single der aktuellen Platte. Doch alle Fans sind mittlerweile nicht mehr anwesend. Das nächste Mal, so viel ist immerhin sicher, steht der Song garantiert wieder auf dem Plan.
Setlist: Zorn / Heilige Krieger / Schnitter / Maerzfeld / Einer wie alle / Das Licht / Ohrblut / Ungleich / Menschling / Die Welt reißt auf / Fremdkörper / Exil / Bittersüß / Meine Lügen kannst du glauben / Falsche Helden / Reich / Die Sünde lebt / Zeig mir die Nacht (Münchner Freiheit cover) – Zugaben: Es bricht / Schädling / Schwarzer Schnee
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Bericht: Ludwig Stadler
Fotos: Ronja Bierbaum