Auf der Straße wird getanzt – „La Strada“ im Gärtnerplatztheater (Kritik)

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Egal ob man ein Fan von Ballett ist oder nicht – es ist immer wieder beeindruckend, was für körperliche Höchstleistungen die Tänzer erbringen. Bei so viel starker Körperspannung und eleganter Perfektion fliegen bei den Pirouetten nicht selten die Schweißperlen herum. Bei der choreografischen Uraufführung „La Strada“ am 12.07.2018 im Gärtnerplatztheater war das nicht anders. Mit enormer Energie und Grazie führen die Darsteller begleitet von gefühlvoller Musik durch das 1 ½-stündige Stück.

© Marie-Laure Briane

Im Mittelpunkt der Handlung stehen Zampanó (Özkan Ayik), ein grobschlächtiger Artist, und Gelsomina (Verónica Segovia), die von ihm wie eine Sklavin gehalten und für seine Vorstellungen ausgenutzt wird. Ein Lichtblick in ihrem trübseligen Leben stellt Matto (Javier Ubell) dar, ein lustiger Seiltänzer. Zampanó wird eifersüchtig und erschlägt Matto. Gelsomina wird daraufhin verrückt und stirbt. Ihr ehemaliger Peiniger erkennt am Ende, wie schrecklich einsam er eigentlich ist. Auf den ersten Blick geht es um eine klassische Dreiecksbeziehung, jedoch ist das eigentlich interessante die Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren, die sich jeden Tag körperlich nah sind, aber geistig und seelisch nicht weiter voneinander entfernt sein könnten.
Federico Fellini, der Regisseur des Filmes, der als Vorlage für das Stück im Gärtnerplatztheater dient, hat genau das fasziniert. Die Musik für den Streifen stammt aus der Feder von Nino Rota, der unter anderem für die „Der Pate-Trologie“ komponiert hat. Ein paar Lieder wurden hier auch in das Stück mit aufgenommen.

© Marie-Laure Briane

Die musikalische Leitung hat Michael Brandstätter, der auch schon Stücke wie Der Wildschütz und Die Zauberflöte im Haus dirigiert hat.
Bis ins kleinste Teil perfektioniert hat Marco Goecke eine beeindruckende Choreographie zum Erzählen der Geschichte geschaffen.
Das schlicht gehaltene Bühnenbild und die passenden Kostüme kommen aus der Vorstellungskraft von Michaela Springer. Dramaturgisch ausgearbeitet hat das Stück Daniel C. Schindler, der seit 2014 am Gärtnerplatztheater engagiert ist.

Mit vielen schnellen, oft grotesken Tanzbewegungen und verrücktem Gelächter der Darsteller sind manche Szenen etwas verstörend, doch transportiert das die Grundstimmung des Stückes und der Handlung auf eine einzigartige und genau richtige Weise. Wer unglaublich begabte Tänzer und mitreißende Musik erleben möchte, muss sich „La Strada“ ansehen!

Kritik: Kim Fischer