Got The Life – KoRn im Zenith (Bericht)

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Dass man nicht schon 50 Jahre im Musikbusiness sein muss und in den 70ern die großen Erfolge gefeiert haben muss, um Legendenstatus zu erreichen, beweisen KoRn eindrucksvoll. Die Amerikaner haben mit ihrem Debütalbum „Korn“ im Jahr 1994 nicht nur ein neu klingendes und wuchtiges Werk auf den Markt gebracht, sondern legen damit den Grundstein für den NuMetal – ein Genre, das mit Linkin Park, System Of A Down, Slipknot oder Limp Bizkit manche der größten Metal-Bands der Welt hervorgebracht hat. Und KoRn selbst, natürlich. Ihr letzter München-Besuch war im Jahr 2017, nun kehren sie am 14. August 2024 zurück ins Zenith.

© Jonathan Weiner

Der am Tag darauffolgende Feiertag und das gute Wetter sorgen schon beim Betreten der restlos ausverkauften Halle für beste Laune. Davon profitieren auch Spiritbox, die pünktlich um 20 Uhr ihren Auftritt beginnen. Für eine simple Vorband sind die Amerikaner längst zu groß, von Anfang an wurden sie als Special Guest angekündigt und allerlei Fans tragen ihr T-Shirt am Konzerttag. Zurecht, denn mit wuchtigem Sound präsentieren sie 45 Minuten ein knappes Best-Of ihres Schaffens, das den Spagat wunderbar zwischen messerscharfen Riffs und großen, melodischen Ausbrüchen schafft. Aushängeschild der Band: Sängerin Courtney LaPlante. Scheinbar mühelos wechselt sie zwischen gutturalen und cleanen Gesang und beherrscht beide Stile astrein. Was für ein Einstieg!

Setlist: Cellar Door / Jaded / Angel Eyes / The Void / Rule Of Nines / Secret Garden / Rotoscope / Circle With Me / Holy Roller / Hysteria

Und trotzdem hebt sich die Stimmung noch einmal merklich, als das Licht um 21:20 Uhr ausgeht und KoRn ankündigt. Ein Gewitter entsteht auf den LED-Wänden, die aus irgendwelchen Gründen nicht nur hinter, sondern auch vor der Band aufgebaut sind. Als das Intro vorbei ist und „Rotting In Vain“ startet, hebt sich aber die Leinwand und pünktlich zum einsetzenden Riff ist beste Sicht auf die fünf Musiker. Kompromisslos und ordentlich laut knallt es den Münchner*innen aus den Boxen entgegen, auch noch einmal mit einer guten Steigerung zu Spiritbox. Störend ist das wenig, denn der Klang ist astrein und für Zenith-Verhältnisse fast schon perfekt. Kein Vergleich zum 2017er-Gastspiel, wo lediglich Bass zu hören und bei den Vorbands ein wildes Song-Raten angesagt war, nachdem man gar keine Nuancen mehr vernahm. Diesmal sind Sänger Jonathan Davis und seine Kollegen bestens aufgelegt – und das Publikum sowieso.

30 Jahre Jubiläum feiere ihr Debüt-Album, erzählt Davis später, man sei selbst überrascht, dass sie schon so lange auf der Bühne stehen. Doch mit Blick auf die Diskografie wird das erst recht deutlich, 14 Alben beinhaltet ihr Schaffen bereits. Kein Wunder, dass trotz der gut ausgewählten Setlist am Ende nur ein Bruchteil ihrer Kompositionen repräsentiert werden können. So sind lediglich zwei Songs aus den letzten 19 Jahren auf dem Programm, von den ersten drei Alben dagegen ganze neun Stücke. Die Fans freut es, sie moshen, toben und springen fleißig durch das rund 80-minütige Konzert, bevor „Freak On A Leash“ das Ende der Reise ankündigt. Wieso bei manchen Liedern zwar penetrant die LED-Wand vor der Band blieb, wird am Ende nicht beantwortet, aber das ist auch schon egal, denn so stark wie an diesem Abend waren KoRn schon lange nicht mehr.

Setlist: Rotting In Vain / Here To Stay / A.D.I.D.A.S. / Clown / Start The Healing / Good God / Blind / Got The Life / Falling Away From Me / Coming Undone / Somebody Someone / Y’All Want A SingleZugaben: Shoots And Ladders / Twist / Divine / Freak On A Leash

Bericht: Ludwig Stadler

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