KLAN am 17. April 2018 im Milla (Konzertbericht)

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Gesellschaftsfragen mit Nachwirkung: Das Berliner Duo KLAN gastierte im Milla

 © Franziska Reinhart

Straßenmusik und Kirchenchor. Klingt auf den ersten Blick brav und konservativ. Für die Band KLAN, die am vergangenen Dienstag im Milla Club zu Gast war, sind es prägende Elemente aus der Kindheit. Klan erinnert stark an das englische Wort Clan und genau das sind die beiden Brüder aus Berlin auch – ein musikalisch versierter und  ausdrucksstarker Soul-Pop-Clan. Denkt man bei Soul-Pop zunächst an Sunnyboys wie Tim Bendzko, überzeugt KLAN doch durch mehr Unangepasstheit und Tiefgründigkeit und tastet sich stellenweise auch in den Bereich des Hip-Hop und Trip-Hop vor. Stimmlich erinnert Sänger Michael an einen jungen Udo Lindenberg, jedoch klarer und kräftiger. Ob zu zweit oder mit Unterstützung durch Schlagzeuger und Bassist, KLAN pulsiert und berührt durch eingängigen Sound und Texte, die sich mit dem täglichen Gedankenstrudel der 90er- und 2000er-Generation beschäftigen. Sorgen, Ängste, Fragen nach dem Sinn und nach der Zeit und wo sie bleibt. Musikvideos drehen, ein eigenes Album, auf Tour gehen.

© Dorothea Dittrich

Sänger Michael hält kurz inne bei der Komposition „Wann hast du Zeit?“ Wann hat man eigentlich richtig Zeit? Für sich oder auch für den Anderen. Und was, wenn man es nicht weiß? Auch das Lied „Mama“, diesmal im Original in akustischem Gewand, geht direkt unter die Haut und obwohl KLAN hier nur zu zweit auf der Bühne stehen, breitet sich ein unvergleichlicher Groove in den Kellerwänden des Milla aus. Die Stimmen der Beiden schaffen eine schöne Harmonie, die, gepaart mit den Gitarrenklängen, eine authentische Tiefe erzeugen, die berührt. Jene Tiefe ist auch das verbindende Element zwischen KLAN und AB Syndrom, der etwas schrulligen und, auf positive Art und Weise, eigenartigen Vorband. Singer/Songwriter trifft elektronische Klänge und Roadtrip-Groove. Wie bei KLAN stehen nur zwei Musiker auf der Bühne. Die Bandbreite an Instrumenten ist jedoch experimenteller: Keyboard, Synthesizer, Schlagzeug und Loop-Station. Die Schnittstelle zu KLAN bildet definitiv nicht das musikalische Genre, vielmehr die Eigenart, die Abgrenzung von der breiten Masse und der Mut, hinterfragende Gedanken freizulassen und dadurch erst wirklich authentisch zu sein.

Bericht: Franziska Reinhart

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