Als wir am Abend des 9. April 2019 die Muffathalle betreten, sehen wir sofort zahlreiche Fans in Kakkmaddafakka-Shirts. Alle freuen sich auf das „Partytier“, wie die Musiker ihren Bandnamen aus einer Fantasiesprache heraus übersetzen. Kakkmaddafakka existiert bereits seit 15 Jahren und hat sich in dieser Zeit eine stabile Fanbase in München und der ganzen Welt aufgebaut. Trotz zahlreicher Tourneen (die Band tritt seit 2013 jährlich in München auf) und eigener Solo-Projekte haben die Bandmitglieder Axel und Pål Vindenes (beide Gitarre und Gesang), Stian Sævig (Bass), Kristoffer van der Pas (Schlagzeug) und Sebastian Kittelsen (Klavier) weiter kontinuierlich Musik produziert. Ihr sechstes und neustes Album Diplomacy ist gerade einen Monat alt und eine Mischung aus dem typisch-tanzbaren Kakkmadafakka-Indie-Sound und melancholischerem Pop.
Um 20:15 Uhr kommt Pål Vindenes, alias Pish, auf die Bühne und kündigt den Voract an. Egge ist ein junger Norweger, der genau wie die Künstler von Kakkmaddafakka aus der Stadt Bergen kommt. Dort haben sich die Musiker im vergangenen Sommer auf einer Party kennengelernt. Heute ist Egge bei Bergen Mafia Records, dem Label von Kakkmaddafakka, unter Vertrag und darf die Band auf ihrer Europatour begleiten. Optisch könnte er fast der Zwillingsbruder von Kakkmaddafakka-Sänger Axel Vindenes ein. Musikalisch erinnert er, vor allem bei seinem Song „Swallowing My Own Piss“ sehr an eine rockige Schülerband mit E-Gitarren und schiefem Gesang. Unterstützt wird auf der Bühne von seinem Freund Ingo. Auch wenn die beiden Jungs bei einigen der Songs kaum die Töne treffen, ist ihnen das Publikum wohl gesonnen, denn sympathisch ist Egge in seiner Jogginghose und den langen blonden Haaren in jedem Fall. Spätestens ab seinem dritten Song, den er als „The German Song“ betitelt und auf Deutsch performt, hat er sich in die Herzen des Publikums gesungen. Als Zuschauer hat man das Gefühl, dass Egge gerade in diesem Moment seinen Traum lebt und freut sich mit ihm. Der Applaus am Ende des 25-minütigen Sets fällt dementsprechend enthusiastisch aus.
Setlist: Swallowing My Own Piss / Walking Together / The German Song / Ex Girlfriend Tatoo / The Milk / Call Cathrina
Um 21 Uhr beginnt das Intro von Kakkmaddafakka zu spielen, nach und nach kommen die Musiker unter großem Jubel auf die Bühne. „I wanna do something. What you wanna do? Dance!“ Mit diesen ersten Zeilen ihres Songs „Touching“ startet die Band ihre Konzerte bereits seit über fünf Jahren – so auch an diesem Abend in der Muffathalle. Und diese ersten Zeilen sind Programm: sofort tanzt das gesamte Publikum und hört für die Dauer des Konzerts nicht mehr auf. Die Bühnenshow der Band selbst ist seit Jahren immer gleich, selbst die Sprechchöre, die Sänger Axel Vindenes im Laufe des Sets öfters anstimmt, sind identisch zu den Vorjahreskonzerten. Nur hier und da werden einige alte Songs gegen aktuelle ausgetauscht, doch das ist weder langweilig noch ermüdend. Ganz im Gegenteil! Kauft man sich eine Karte für ein Konzert von Kakkmaddafakka, weiß man genau was man bekommt, nämlich eine unglaublich engagierte und authentische Indie-Pop-Band mit einer energiegeladen Show und zwei Stunden puren Tanz-Spaß. Ein Konzert dieser Band ist ein bisschen wie der eigene Lieblingsfilm: Vorhersehbar, fantastisch und deshalb immer wieder sehenswert. Wie bei einem Film vergisst man bei Konzerten dieser Band den Alltag und kann kaum genug davon bekommen.
Die Setlist des Konzerts ist eine gute Mischung aus alten und aktuellen Titeln der Band und die Abfolge ist durchdacht und stimmig. So wirkt das Konzert fast wie ein einzig langer Song. Von den neuen Liedern der Künstler stechen an diesem Abend vor allem „Runaway Girl“ und „Get Go“ hervor, aber auch die melancholischeren Songs wirken auf der Bühne stimmungsvoll und passend. Die einzelnen Bandmitglieder geben musikalisch bei jedem Song einhundert Prozent und sind dabei durchweg sympathisch – sie feiern ihre Fans, ihre Musik und sich selbst. Vor allem die Ansagen von Axel Vindenes sind pures Entertainment: er preist charmant den Kakkmaddafakka-Merch an und berichtet von Sauna-Erlebnissen im Münchner Volksbad. Heiß wird es bei dem ohne Unterbrechung tanzenden Publikum an diesem Abend auch in der Muffathalle. „Let’s party some more“, ruft Axel Vindenes in die Menge, bevor die Band mit dem bislang wohl bekanntesten Song der Bandgeschichte „Restless“ ihren Auftritt vorerst beendet.
Wenige Minuten später kommen Kakkmaddafakka für eine Zugabe erneut auf die Bühne, mit dabei wie immer auch ein Coversong. Die letzten Jahre hatte Percussionist Lars Helmik Raaheim-Olsen den Party-Klassiker „What Is Love“ von Haddaway zum Besten gegeben und damit die Stimmung noch einmal ordentlich zum Kochen gebracht – leider hat der Musiker Anfang des Jahres die Band verlassen. An seiner Stelle performt Bassist Stian Sævig den Song „Dragostea Din Tei“ von O-Zone. Das ist zwar eine gewagte Musikauswahl, aber für die Stimmung dieses Abends genau passend. Als letztes Lied des Abends stimmt schließlich Pish „Forever Alone“ an. Den ruhigen Anfang des Songs grölen die Fans voller Inbrunst wie eine Hymne mit. Danach wird noch ein letztes Mal ausgelassen getanzt. Zum Abschluss dieses Konzerts stehen die fünf Bandmitglieder entspannt und freudestrahlend auf der Bühne, verbeugen sich und lassen sich von ihren Fans noch ein letztes Mal an diesem Abend feiern. Sie haben es sich verdient!
Bis nächstes Jahr Kakkmaddafakka. Es war uns ein Fest!
Setlist: Intro / Touching / Galapagos / My Name / Neighbourhood / Moon Man / Someone New / Young / Get Go / Frequency / Is She / Gangsta / Heidelberg / The Rest / Young You / Sin / May God / Runaway Girl / Your Girl / Restless – Zugabe: Naked Blue / Dragostea Din Tei (O-Zone Cover) / Forever Alone
Bericht: Franziska Lange