Eine musikalische Reise zu Bayerns Schlossjuwel – Die Herrenchiemsee Festspiele (Bericht)

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Fragt man die Menschen in der Welt über Deutschland und Bayern, dauert es nicht lange, bis sie über die Schlösser zu sprechen kommen, darunter natürlich Schloss Herrenchiemsee. Die traumhaften Bauten, die unter Regentschaft von Ludwig II. entstanden sind, bestehen seit etlichen Jahrzehnten als Wahrzeichen und sind Touristen-Magnet sowie Herzstück der bayerischen Kultur. Selbst wenn man als Ansässiger nur selten vor Ort war: Das Schloss und der Chiemsee bleiben weithin bekannt. Wie wunderbar also, dass es jeden Sommer mit den Herrenchiemsee Festspielen die Möglichkeit gibt, die Schlossanlagen zu erkunden und zu besuchen – und am Abend im Spiegelsaal ein klassisches Konzert zu genießen. Wir haben am 21. Juli 2025 einen Tag des Festivals mitgemacht und uns „Die Jahreszeiten“ angehört.

Seit über 20 Jahren gibt es die Festspiele, die jedes Jahr 13 Konzerte beinhalten, wovon die ersten beiden noch auf Münster Frauenchiemsee stattfinden, bevor es in den Spiegelsaal im Schloss auf der Herren-Insel geht. Im Preis inklusive sind die Schifffahrt von Prien/Stock hin- und zurück auf die Insel, eine vergünstigte Möglichkeit, das Schloss anzusehen und natürlich der Zutritt aufs gesamte Gelände rund um den Schlosspark. Ein Tagesausflug, wenn man es richtig machen möchte, denn Zeit sollte man definitiv einplanen: Die Anfahrt nach Prien, die Schifffahrt, der Fußweg zum Schloss – all das geht nicht mal eben auf die Schnelle, es ist ein ganztägiges Event, das man gerne zelebrieren darf und soll. Der Titel „Festspiele“ ist nicht beiläufig gewählt, sondern unterstreicht den Event-Charakter und Höhepunkt im sommerlichen Konzertkalender.

Hat man also die rund 20-minütige Schiffsfahrt genossen und den gemütlichen Spazierweg zum Schloss zurückgelegt, wird man vom bekannten Panorama des Schloss Herrenchiemsee empfangen. Verpflegungsmöglichkeiten sind vorhanden, und so lädt die Atmosphäre bestens ein, mit einem Getränk in der Hand ein wenig im nahegelegenen Schlosspark zu spazieren. Was für eine Idylle! Zum Konzertbeginn bewegt sich das Publikum dann zum Spiegelsaal – und allein der Weg dorthin lohnt sich. Durch die Gemächer und Hallen des Königs hindurch führt der Pfad schlussendlich in den atemberaubenden Konzertsaal. Während der Prunksaal schon bei den regulären Führungen ein absolutes Highlight darstellt, ist genau diese prächtige Kulisse als Konzertort natürlich die perfekte Wahl. Selbst wenn man Plätze in den hinteren Reihen hat, ist es weniger schlimm, wenn man die Musiker nicht perfekt sieht – das Ambiente allein macht es aus.

© MünchenMusik

Zu „Die Jahreszeiten“ stehen Barockwerke auf dem Programm, dargeboten von Concerto Köln unter der Leitung von Geiger Shunske Sato. Herzstück dabei: Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“. Mit viel Engagement und kleinen, humorvollen Einwürfen gestaltet Sato seine Interpretation der Jahreszeiten, perfekt begleitet vom Kammerorchester, das schon seit Jahrzehnten als Aushängeschild für eine hochwertige Spielweise von Alter Musik gilt. Rund 45 Minuten dauert die erste Konzerthälfte, der zweite Teil umfasst am Ende ca. 50 Minuten, inklusive zwei Zugaben. Was sonst eher Mittel zum Zweck ist, wird bei den Herrenchiemsee Festspielen zum eindrucksvollen Erlebnis: Die Konzertpause. 40 Minuten sind angesetzt, und während man mit Getränk durch den Schlosspark schlendert, kommen plötzlich vier Alphornbläser und überraschen die Gäste mit kurzen Einlagen – inklusive Transport-Schaulaufen. Kein Moment ohne Musik!

Durch den recht frühen Konzertbeginn um 19 Uhr findet die Heimreise zu einer angenehmen Uhrzeit statt, die beim Rückweg und der Rückfahrt auf dem Schiff auch die Möglichkeit eröffnet, den Chiemsee beim Sonnenuntergang zu erleben. Was für eine wunderbare Stimmung! Gegen 22 Uhr fährt das erste von drei Schiffen nach Konzertende am Hafen Prien/Stock ein. Für die Nutzer*innen öffentlicher Verkehrsmittel steht jetzt noch der Weg zum Bahnhof an, der Großteil begibt sich aber mit entwerteten Tickets (das Parken ist im Konzertpreis enthalten) zu den Autos und tritt die Heimreise an. Ein einzigartiger Sommertag und musikalisches Ereignis!

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Bericht: Ludwig Stadler

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