Keine Gruppe hat es in den letzten Jahren im Grindcore so kommerziell weit gebracht wie Gutalax. Das tschechische Goregrind Powerhouse hat es sich zur Aufgabe gemacht, musikalisch über den Verdauungsvorgang aufzuklären. Was man sich bitte darunter vorstellen darf und worin der Zauber verborgen liegt, gab es am 19. Oktober im Backstage München zu sehen.
Das erste Konzert an diesem Abend ist nicht etwa in einer der Hallen, sondern findet vor dem Backstage Gelände statt: Ein Hupkonzert. Mit drei Shows an einem Tag ist das Backstage ziemlich ausgelastet, davon auch noch zwei ausverkauft. Die Knorkator-Fans bekleckern sich hier nicht mit Ruhm, gerade zu barbarisch kämpfen sie darum, ihr Auto irgendwo unterzubringen, inklusive einem vernachlässigbaren Handgemenge und kreativer Wortneuschöpfungen, um den Gegenüber adäquat verbal in die Schranken zu weisen. Über dieses Mexican Stand-Off könnten Knorkator wahrscheinlich ein ganzes Album schreiben. Vor dem Club suchen einige noch Tickets für Gutalax, die Show ist trotz des doch eher weniger populären Genres im Vorfeld bereits ausverkauft, was nach ihrem überaus erfolgreichen Festivalrun eigentlich keinen mehr wundern sollte.
Den Anfang machen die erstaunlich Death Metal-lastigen guineapig, die vor einem rappelvollen Club starten dürfen, eine solide Mischung, fast ein wenig zu ernst für das Gesamtprogramm. Ankommen tun die Italiener gut, die Luftfeuchtigkeit steigt im Club und die Stimmung ist mehr als ausgelassen.
Nach dem guten Start wird es dann richtig grindig, mit Spasm gibt es den Grind in Urform, artgerecht präsentiert vom gut genährten Frontmann, der seinen Astralkörper lediglich mit einem Borat-String bedeckt. Es wird gegrunzt, es wird gefeiert, die Klobürsten werden in die Luft gestreckt, ein wahrlich angenehmer Konzertabend. Hier heizt sich nicht nur die Stimmung auf, sondern auch der Club, nach einer halben Stunde gleicht das Klima den Tropen. Durch den auf die Seitentreppe umgelegten Einlass verteilt sich das Publikum in einem guten Verhältnis auf Empore und Floor, so dass der Ausverkauf sich nicht auf den Platz pro Besucher auswirkt, was man in einem doch recht kleinen Rahmen oftmals zu befürchten hat.
Die Klobürsten, das Klopapier, Wasserbälle und die Reinigungsanzüge im Publikum zeigen währenddessen, was für einen Einfluss Gutalax in kürzester Zeit gewinnen konnten. Den Soundcheck machen die sympathischen Tschechen noch Genre getreu selbst, 10 Minuten später betreten sie in gewohnter Montur dann die Bühne und reißen ab dem ersten Song alles ab, was im Club noch steht. Wer bei Gutalax tiefgründige Texte und erhabene Melodien erwartet, dem ist grundsätzlich schon nicht mehr zu helfen, aber instrumental wird trotzdem ordentlich abgeliefert. Ironische Tanzeinlagen, genug „Scheiße“-Wortspiele für mindestens drei neue Adam Sandler Filme und die urigen Outfits runden das Bühnenbild perfekt ab, das Publikum geht steil und die „Crowdsurfen verboten!“ Schilder werden aktiv ignoriert, geradezu verhöhnt. Nachdem der Club mittlerweile einem Meer aus Klopapier gleicht, fallen die meisten wenigstens nicht all zu hart…naja ,wäre da nicht auch ein Meer aus Glasscherben auf dem Boden. Bei einem ausverkauften Grindcore-Konzert sollte man nächstes Mal doch den Umstieg auf Plastikbecher in Erwägung ziehen.
Ein Fazit ist an solch einem Abend leicht zu ziehen, denn eine bessere Stimmung und ein angenehmeres Publikum erlebt man selten. Eine absolute Empfehlung, denn Gutalax sind, entgegen ihrer lyrischen Kunst, alles andere als scheiße!
Bericht: Luka Schwarzlose