Definitiv Vielleicht – Günter Grünwald im Deutschen Theater (Bericht)

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Es gibt sie einfach, diese Urgesteine des bayerischen Kabaretts. Einerseits unvergessene Persönlichkeiten wie Karl Valentin oder Fredl Fesl, andererseits lebende und aktive Witzemacher wie Gerhard Polt oder Willy Astor. Dazu zählt ohne Frage auch Günter Grünwald. Seit rund 17 Jahren hat er bereits seine BR-Sendung „Grünwalds Freitagscomedy“, gut doppelt so lange steht er auf der Bühne und wirft mit derben Pointen im bayerischen Dialekt um sich. Und das äußerst erfolgreich: in München verkauft er das Deutsche Theater immer vollends aus. Nun spielt er ebendort, allerdings im Innenhof mit deutlich geringerer Kapazität, aber nicht weniger Lust am Lachen. Der Auftritt am 6. August 2020 ist, wie zu erwarten, ausverkauft.

© R. Dorn

„Definitiv vielleicht“ heißt Grünwalds neues Programm, dass er nach seinem jahrelang bespielten Vorgänger „Deppenmagnet“ nun 2020 auf den Weg bringt – ein schlechtes Jahr, zumindest in der Retrospektive. Aber Corona und all dem damit einhergehenden Geschehen möchte er gar keine große Aufmerksamkeit schenken, lieber erzählt er gleich wild los von seinen Reisen, auch mal in die Risikogebiete von Afghanistan bis Nordkorea. Natürlich, so ganz besonders ernst nimmt ihn das Publikum dabei nicht, aber er sich genauso wenig, die Stimmung ist äußerst gelassen. Grünwald selbst redet und redet, ohne Punkt und Komma, rudert durch die unterschiedlichsten Themen und macht die 90 erlaubten Minuten bis zur letzten Sekunde voll. Mit dem Publikum spielt er sich nicht. „Keine Angst, ich hol keinen auf die Bühne und mache ihn fertig – ich komm runter und mache euch da fertig.“

Grünwald ist derb und geht oft anstatt in die Tiefe eher dran vorbei, viel zu gerne nutzt er die wildesten Aneinanderreihungen von Schimpfwörtern. Politisch wird er nicht hintergründig, sondern eher deutlich. So spricht er zwar humoristisch über die damalige Uncle Ben’s-Werbung und wie diese wohl heutzutage gendergerecht aussehen möge – verdeutlich aber danach, dass er den Wandel dazu absolut unterstützt und sich die Zeit eben weiterdreht. „Außer bei Religionen. Die machen seit 2000 Jahren das gleiche und jetzt machen sie es die letzten 14 Tage auch noch so, bis die letzten weg sind“. Treffsicheres Statement auch zum Rassismus und insbesondere denen, die sich als Herrenrasse bezeichnen: „Niemand hat mehr Rechte, nur weil er zu denen gehört, die Mehrere sind.“

Ansonsten folgen allerlei Geschichten von den grauenhaften Kochkünsten der Oma bis zum besoffenen Erzählen einer etwas fragwürdigen OP der Gattin. Die Zugabe widmet Günter Grünwald der klassischen Musik und zählt seine Lieblingskomponisten auf – „Mozart, Brahms, Haindl, Currywurst“. Zum Schluss gebührt ihm der Applaus zurecht. Zwar sind nicht alle Pointen treffsicher, aber insgesamt hat er seinen Status als kultiger bayerischer Kabarettist würdig vertreten. Die Münchner entlässt er augenzwinkernd. „Genießt den Sommer in der Stadt – besser als ein Winter auf dem Land!“

Bericht: Ludwig Stadler